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US-Erben bleiben am Ball Streit um Mondrian-Bilder hat kein Ende

Krefeld · Der Streit um die Bilder des Künstlers Piet Mondrian im Kaiser-Wilhelm-Museum geht weiter. Die Stadt Krefeld glaubt mit einem Gutachten den rechtmäßigen Besitz der Kunstwerke belegen zu können. Das sehen Vertreter der Mondrian-Erben ganz anders. Sie sprechen von „abwegigen Behauptungen“ und „unhaltbarem Unsinn“.

 Gegenstand eines Streits: Vier Werke von Piet Mondrian im Besitz des Kaiser Wilhelm Museums.

Gegenstand eines Streits: Vier Werke von Piet Mondrian im Besitz des Kaiser Wilhelm Museums.

Foto: Kaiser Wilhelm Museum, Sammlungspräsentation, 1980er Jahre (Credit: Kunstmuseen Krefeld, Volker Döhne)

Die Krefelder Lesart des Gutachten über die Herkunft der Bilder Piet Mondrians im Kaiser-Wilhelm-Museum stößt in Berlin auf Verwunderung. „Es spricht alles dafür, dass sich die Mondrian-Arbeiten rechtmäßig im Besitz der Stadt Krefeld befinden“, hatte Oberbürgermeister Frank Meyer vor einigen Tagen bei der Vorstellung der Ergebnisse einer Provenienzforschung von Dr. Katja Terlau und Dr. Vanessa Maria Vogt erklärt. Belege für diese Darstellung gibt es allerdings nicht. Das räumen auch die beiden von der Stadt beauftragten Expertinnen ein (wir berichteten).

Die Schlussfolgerungen, die Stadt Krefeld und deren Rechtsbeistand Peter Raue zögen, seien abenteuerlich, meinen die deutschen Vertreter der US-Erben, die Anspruch auf Herausgabe der vier noch vorhandenen Gemälde und Schadensersatz für vier weitere Bilder erheben. Der Streitwert beläuft sich auf rund 300 Millionen Euro. Wörtlich ist von „unhaltbarem Unsinn“ und „abwegigen Behauptungen“ die Rede.

Expertin der Gegenseite ist Dr. Monika Tzakow vom Wissenschaftlichen Dokumentationsdienst offene Vermögensfragen in Berlin. Sie wundert sich darüber, dass die Provenienzforscherinnen lediglich zu den vier noch im Museum vorhandenen Bildern recherchiert hätten. Dabei erwähnten sie selbst in ihrer Expertise, dass 1929 acht Bilder nach Krefeld verschickt worden seien. Die heimlich von Krefelds Museumsdirektor Paul Wember mit Schwarzkasse verkauften vier Bilder seien gar nicht Prüfungsgegenstand gewesen, erklärte Tzakow. Das kriminelle Verhalten Wembers in den 1950er Jahren habe offenbar verschwiegen werden sollen. Auf entsprechende Nachfragen der Journalisten in der Pressekonferenz reagierten Meyer und Raue schmallippig. Raue versteifte sich sogar zu der Aussage, von dieser Theorie noch nichts gehört zu haben.

Wenn die acht Mondrian-Arbeiten Eigentum Krefelds gewesen seien, warum wurden sie nicht ordnungsgemäß inventarisiert? Warum habe Wember gegen alle Museumsbestimmungen verstoßend heimlich über vier davon verfügt und sie veräußert, fragt die Expertin aus der Bundeshauptstadt.

Die Tatsache, dass sich in Krefeld einmal acht Arbeiten Mondrians befunden haben, sei bis zum Sommer 2016 verheimlicht worden und erst durch einen Nebensatz im Katalog vom ausscheidenden Museumsdirektor Martin Hentschel offenbart worden.

Für die Theorie, der damalige Museumsdirektor Max Creutz habe die acht Bilder gekauft und später auf eine wie auch immer geartet Weise dem Krefelder Museum übereignet, finde sich kein Beleg. Das räumte Raue in der Pressekonferenz auch ein. Gleiches gelte für andere Personen. „Es fand sich rein gar nichts an Quellen. Was durch die Autorinnen übrigens gebetsmühlenartig im Gutachten wiederholt wird“, heißt es in einer vorläufigen Stellungnahme, die unserer Redaktion vorliegt. Es fehlten auch „Neben-Dokumente“ oder Äußerungen von Personen darüber, die wenigstens als Indiz dafür hätten herhalten können. Stattdessen werde nur gemutmaßt und Max Creutz von Rechtsanwalt Raue zum größten Mondrian-Käufer aller Zeiten aufgebaut, ohne dass darüber im weltweit am besten dokumentierten Mondrian-Archiv in Den Haag nur ein einziges Papierfitzelchen vorliegen würde.

 Aus diesem Schriftstück aus dem Archiv des MoMA in New York schließen die Erben-Vertreter auf dunkle Geschäfte in Krefeld.

Aus diesem Schriftstück aus dem Archiv des MoMA in New York schließen die Erben-Vertreter auf dunkle Geschäfte in Krefeld.

Foto: Gunnar Schnabel
 Katia Baudin, Frank Meyer und Peter Raue (von links) stellen die Ergebnisse der Provenienzforschung vor.

Katia Baudin, Frank Meyer und Peter Raue (von links) stellen die Ergebnisse der Provenienzforschung vor.

Foto: Fabian Kamp

Die acht Bilder  sind offenbar nach der so genannten Stuhl-Ausstellung in Frankfurt am Main 1929 nach Krefeld gekommen, wo ebenfalls eine Ausstellung geplant war. Einige Bilder tauchten dann erst 21 Jahre später wieder auf und wurden ins Inventarverzeichnis des Museums aufgenommen.

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