Krefeld Streit um Klinik-Patienten

Krefeld · Wirbt das Helios-Klinikum mit unlauteren Methoden um Patienten aus dem Umland? Das werfen drei Viersener Krankenhaus-Chefs dem privaten Klinik-Betreiber vor. Stein des Anstoßes ist die neue Chest-Pain-Unit.

Alle niedergelassenen Ärzte im Kreis Viersen haben einen Brief mit identischem Inhalt bekommen. Der Inhalt ist brisant: Sie werden in dem anderthalbseitigen Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt, vor "unlauterer Werbung des Helios-Klinikums Krefeld" gewarnt. Absender des Briefes sind Chefärzte von drei Krankenhäusern aus dem Kreis Viersen.

Stein des Anstoßes ist die vor drei Wochen eröffnete Chest-Pain-Unit (CPU) am Helios-Klinikum. Dabei handelt es sich um ein regionales Infarkt-Netzwerk, das unverzügliche Hilfe bei unklarem Brustschmerz bietet. Patienten sollten sich bei solchen Schmerzen am besten gar nicht erst zum Hausarzt begeben, sondern direkt die CPU in Krefeld ansteuern, erklärten die Mediziner bei einer Pressekonferenz Ende vergangenen Monats. In einem Zeitungsinterview riet einer der Krefelder Ärzte auch Patienten außerhalb Krefelds, auf eine Einlieferung in das neue Zentrum im Helios-Krankenhaus Krefeld zu dringen.

Die Chefärzte aus Viersen sehen darin eine Grenze im Konkurrenzkampf der Kliniken überschritten. "Dass das Helios-Klinikum auch Patienten aus dem Kreis Viersen und über die Grenze nach Holland hinaus rekrutieren will, ist bekannt", heißt es in dem Schreiben an die niedergelassenen Ärzte. "Wenn aber Patienten über die Presse aufgefordert werden, die Notärzte und Krankentransporte zu bedrängen, sie in die Chest-Pain-Unit nach Krefeld zu fahren, wird eine Grenze im Konkurrenzkampf der Kliniken und in der Konkurrenz zu den niedergelassenen Ärzten überschritten, die wir als Chefärzte der Akut-Krankenhäuser im West Kreis Viersen nicht ohne Widerspruch hinnehmen können", schreiben die Chefärzte. Denn solch eine Chest-Pain-Unit existiert auch im Kreis Viersen. Deutlich länger als in Krefeld. Die Chefärzte verweisen in ihrem Brief auf "einen funktionierenden Klinikverbund" im Kreis Viersen, der "eine wohnortnahe optimale Versorgung von Patienten insbesondere mit koronarer Herzerkrankung" sicherstelle. Die drei Chefärzte legten ihrem Schreiben eine Sterblichkeitserhebung der AOK aus dem Jahr 2008 bei. Ergebnis: Viersen gehört zu den drei Kommunen mit der niedrigsten Sterblichkeitsrate an koronarer Herzerkrankung – Krefeld nicht.

Das Helios-Krankenhaus Krefeld wollte sich gestern Abend inhaltlich nicht zu den Anschuldigungen äußern. Eine Sprecherin erklärte: "Wir werden das Schreiben unserer Rechtsabteilung übergeben, um die wettbewerbsrechtlichen Sachverhalte aus unserer Sicht bewerten zu lassen."

(RP)
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