Fischeln Streit um Bunkerumbau dauert an

Fischeln · In Fischeln fürchten die Bürger-Schützen weiterhin, dass das Brauchtum gefährdet ist, wenn der Bunker zu Wohnungen umgebaut wird. Denn der Kompromiss sei nicht umsetzbar.

 Der Marienplatz in Fischeln mit dem Bunker rechts: Die Umgestaltung erhitzt die Gemüter.

Der Marienplatz in Fischeln mit dem Bunker rechts: Die Umgestaltung erhitzt die Gemüter.

Foto: Alexandra Weiß

Die Frage, ob das Brauchtum in Fischeln wirklich in Gefahr ist und daher „gerettet“ werden muss, bewegt zum wiederholten Male die Gemüter in Krefelds südlichstem Stadtteil. Erneut ist der Bunker-Umbau am Marienplatz Aufhänger für an den Investor gerichtete Vorwürfe, die Umgestaltung des Weltkrieg-Relikts in Wohnraum würde Schützenfest und Königsvogelschießen gefährden.

Fischelns CDU- und JU-Stadtbezirksvorsitzender Christopher Schiffer, gleichzeitig Schütze und an vorderster Front in der Interessengemeinschaft „Rettet das Brauchtum“ aktiv, nimmt für die Junge Union in einer Pressemitteilung Stellung zu einer an die JU gerichteten Anfrage seiner Schützenbrüder Klaus Weichert und Klaus Heß der Bürger-Schützen-Gesellschaft Fischeln.

Auslöser des Schriftverkehrs unter Vereinskameraden ist die mit Hilfe des SPD-Fraktionsvorsitzenden Benedikt Winzen vermittelte Einigung zwischen Anwohnern, Investoren und Stadt in Sachen Gasregelstation am Marienplatz. Wie berichtet, sollte die Station von ihrem Standort neben dem Bunker in einen Vorgarten versetzt werden – was massiven Widerstand der betroffenen Nachbarn auslöste. Nun kann die Station am selben Ort verbleiben.

Diese Lösung ist deshalb möglich geworden, weil der Investor, die Marienhof Fischeln GmbH, nach eigenen Angaben Geld in die Hand genommen hat, um den kleinen Fußweg, der Marienplatz und Wimmersweg verbindet, zu kaufen. Dort kann somit künftig die Feuerwehrzufahrt ausgewiesen werden. Mit dieser Lösung, bestätigen die Investoren, fällt aber die Möglichkeit weg, die Tiefgaragenzufahrt zum Marienhof in einem 45 Grad-Winkel zu bauen. Denn dort bleibt ja nun die Gasregelstation stehen. Das bedeutet auch: Anwohner werden die Garage nicht nutzen können, wenn auf dem Marienplatz Schützenfest ist. Das kritisieren nun abermals die Bürger-Schützen, die ihr Fest und damit das Brauchtum in Gefahr sehen.

Heinz Klinkhammer, einer der Marienhof-Investoren, sieht in dem erneuten Aufflammen der Diskussion vor allem Wahlkampf-Getöse seitens der CDU. „Was mich besonders ärgert ist, dass die Schützen nicht mit uns reden, sondern immer kurz vor einer Wahl irgendwas veröffentlichen. Bürgerinteressen werden so für Parteipolitik instrumentalisiert.“ Das sei auch vor der Landtagswahl 2017 so gewesen, sagt Klinkhammer.

Er erläutert, dass in den Kaufverträgen mit den Erwerbern in das Grundbuch eine „Grunddienstbarkeit“, das ist eine Duldungsverpflichtung, für die Eigentümer eingetragen werde. Sie müssten demnach Einrichtungen und Anlagen für Wochenmärkte, Kirmes und Schützenfest hinnehmen, einschließlich der davon ausgehenden Emissionen und Immissionen. Auch die Nicht-Nutzbarkeit der Tiefgarage sei vertraglich festgezurrt, sagt Klinkhammer. Das Schützenfest werde durch die veränderte Planung, die, was die Tiefgaragenausfahrt angeht, nun wieder der ursprünglich erteilten Baugenehmigung von 2017 entsprächen, nicht beeinträchtigt.

Christopher Schiffer ist anderer Meinung und formuliert in seiner Pressemitteilung: „Es ist Irrsinn zu glauben, dass durch private Regelungen in einem Notarvertrag die neuen Bewohner daran gehindert werden, ihr Recht auf die Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage zu nutzen.“ Maurice Münks, Sprecher der IG Brauchtum schreibt: „Wir verstehen natürlich die Position der Anwohner, dass sie keine Regelstation in ihrem Vorgarten haben möchten. Dann müssen hier seitens der Stadtwerke Ausweichmöglichkeiten gesucht werden, die beides möglich machen würden. Jedoch wurde uns von Seiten der Verwaltung und Politik im Jahr 2017 vermittelt, dass der gordische Knoten zum Fortbestand des vaterstädtischen Schützenbrauchtums durchbrochen ist.“

Schiffer gibt weiterhin an, „schlaflose Nächte“ wegen eines anderen Problems zu haben: „Laut Informationen der Krefelder Polizei wird bei vorhandener Wohnnutzung nach Fertigstellung des Wohnprojektes am Bunker keine behördliche Genehmigung für unser Königsvogelschießen erteilt.“ Die Antworten auf Anfragen unserer Redaktion an Polizei und Verwaltung in dieser Sache deuten demgegenüber darauf hin, dass eine wohlwollende Prüfung der Genehmigungen für Schützenfest und Vogelschießen zu erwarten ist. Für das aktuelle Jahr sei, schreibt ein Stadtsprecher, „beabsichtigt, auf der Grundlage der Genehmigung von 2017 auch für dieses Jahr eine solche Genehmigung zu erteilen“.

Weiterhin heißt es: „Die Verwaltung wird, wenn der Genehmigungs-Entwurf vorliegt, ein Gespräch mit dem Antragsteller führen, um die Genehmigungsinhalte zu erläutern und dabei nochmals deutlich machen, dass – bei allem notwendigen Interessensausgleich zwischen feiernden Schützen und davon betroffener Nachbarschaft – dieses Brauchtum geschützt und unterstützt wird.“

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