Krefeld "Stormchaser" auf der Jagd nach dem Orkan

Krefeld · Für ein gutes Foto trotzen sie Regen und Sturm: "Stormchaser" machen sich zur Aufgabe, dem Unwetter so nahe wie möglich zu sein. Am Niederrhein haben sie zahlreiche Gelegenheiten dazu. Ein mitunter gefährliches Hobby.

So entstand die Gewitterwolke Olivia
11 Bilder

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Irgendwie geht es dann doch nicht nur ums beste Foto. Wenn Bastian Königs mit seiner Spiegelreflexkamera auf dem freien Feld steht und dem Sturm direkt ins Herz blickt, spürt er, dass sein Hobby in diesem Moment nicht nur Meteorologie, sondern auch Abenteuer ist. "In diesen Momenten spürt man den Adrenalin-Kick", sagt Königs.

Der 25-jährige Krefelder hat ein außergewöhnliches Hobby: Er ist "Stormchaser". Gemeinsam mit Kollege Patrick Thomas sucht er nach den heftigsten Gewittern. Königs fotografiert, Thomas analysiert wissenschaftlich das Wetterphänomen. Zahlreiche Unwetter am Niederrhein haben die beiden bereits dokumentiert und abgelichtet. Dabei stehen sie eigentlich erst ganz am Anfang.

Zusammengefunden haben der Fotograf und der freiwillige Feuerwehrmann durch ihre gemeinsame Begeisterung für Unwetter. Schon als kleiner Junge war Königs keiner von denen, die sich vor Blitzen fürchteten. "Ich fand Gewitter früher immer cool." Und dann war da noch der Moment, wo der Stein ins Rollen kam. Wo sich die Tornadoforscher Joanna und Bill in dem Hollywoodfilm "Twister" mitten ins Unwetter begeben. Und Bastian Königs beschließt, sich irgendwann selbst einmal auf die Suche nach Unwettern zu machen.

Bis zu seinem ersten Versuch als Sturmjäger sollten allerdings noch ein paar Jahre vergehen. Im Mai dieses Jahres legten sich Königs und Thomas auf einem Feld bei Krefeld das erste Mal gemeinsam auf die Lauer, um ein Unwetter aus nächster Nähe zu dokumentieren. Eine schwierige Aufgabe. Denn die Kunst der Stormchaser ist es, dem Unwetter voraus zu sein, um im richtigen Moment Kamera und Messstation parat zu haben. Dafür lesen sie wissenschaftliche Bücher über Wetterforschung, diskutieren in Internetforen mit anderen Sturmjägern und lernen, professionelle Wetterkarten zu lesen.

Ihren größten Moment als Sturmjäger hatten Königs und Thomas dann am 14. Juli: Per Wetterradar wurde über Belgien das herannahende Sturmtief "Olivia" gemeldet, aus dem sich später über Goch ein Orkan bilden sollte. Sie hatten Glück: Sie erwischten die Sturmwolke von ihrer Frontseite. Die Fotos und Videos, die die beiden produzierten, dokumentieren ein beeindruckendes Naturschauspiel.

Doch dann wurde das Hobby plötzlich sehr ernst: Es hieß, sich vor den Naturgewalten in Schutz zu bringen. Kamerastativ und Messstation könnten allzu leicht Blitze auf sich lenken — eine tödliche Gefahr. Ihrem amerikanischen Idol eifern die beiden darum nur begrenzt nach: Der Wetterforscher Reed Timmer wurde dadurch bekannt, dass er sich allen Gefahren zum Trotz in die Stürme hinein begab. So weit würden die beiden Krefelder nicht gehen. Der Job als Sturmjäger ist schon so gefährlich genug.

Ihr Traum: Ein nächtliches Sommergewitter dokumentieren. Am besten eines mit einer Unwetterzelle ohne Niederschlagsfront. Denn dann gibt es die besten Fotos.

(RP)
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