Krefeld Steuben-Verkauf - Wohnstätte bietet mit

Krefeld · Es sei ein gutes Zeichen, wenn sich nach Jahren der Stagnation Investoren für Wohnraum in Krefeld interessieren: Mit diesem Argument begrüßt Wohnstättenchef Siegert die Verkaufspläne. Auch seine Wohnstätte hat Interesse am Ankauf.

 Das Wohnquartier Von-Steuben-Straße in der Nähe des Kaiser-Wilhelm-Parks ist eine der historisch interessantesten Gegenden Krefelds. 1924 hat das damalige Reichsneubauamt die Gebäude für belgische Offiziere gebaut.

Das Wohnquartier Von-Steuben-Straße in der Nähe des Kaiser-Wilhelm-Parks ist eine der historisch interessantesten Gegenden Krefelds. 1924 hat das damalige Reichsneubauamt die Gebäude für belgische Offiziere gebaut.

Foto: Lothar Strücken

Bewegung in der Debatte um den Verkauf von Häusern an der Von-Steuben-Straße: Der Chef der Krefelder Wohnstätte, Thomas Siegert, hat den Verkauf grundsätzlich verteidigt und hält die Sorgen der jetzigen Mieter wegen einer angeblich drohenden Explosion der Mietpreise für übertrieben. Auch die Wohnstätte als städtische Tochter will mitbieten. Unabhängig von der Frage, ob sie am Ende zum Zuge kommt oder nicht, wertet Siegert den Verkauf vor allem als Chance für Krefeld. "Wir halten es für positiv, dass private Investoren zwischenzeitlich den Immobilienstandort Krefeld nach langer Zeit wieder positiv bewerten und somit auch die gewünschten Investitionen nach vielen Jahren der Stagnation endlich erfolgen", erklärte Siegert gestern auf Anfrage unserer Zeitung.

Siegert sieht darin auch einen Erfolg der Kampagne "Komm doch mal rüber", die Wohnstätte mit Wirtschaftsförderungsgesellschaft sowie der Stadt in den vergangenen vier Jahren im Raum Düsseldorf durchgeführt hat. Zielsetzung sei es gewesen, "den Wohn- und Immobilienstandort Krefeld und damit auch die Entwicklung der Stadt vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung positiv zu gestalten".

Siegert betont, dass er die Sorgen der Anwohner der Von-Steuben-Straße vor steigenden Mieten verstehe - er hält sie aber für übertrieben: "Wir möchten darauf hinweisen, dass wir die Sorgen der Anwohner aufgrund der Marktsituation in Krefeld sowie der deutschen Mietgesetzgebung nicht teilen." Die befürchteten dramatischen Mietsteigerungen seien nicht zu erwarten.

Siegert betonte in dem Zusammenhang auch, dass der Wechsel des Eigentümers wichtig für den Substanzerhalt historischer Gebäude sei: "Erfahrungsgemäß gibt es in solchen älteren Objekten einen Investitionsbedarf, den in der Regel der neue Eigentümer auch angeht." Ein Wechsel des Eigentümers eröffne im Ergebnis die Chance, ein historisch bedeutsames Gebäude zu erhalten. Investitionsbedarf bedeutet demnach eben auch, dass der alte Eigentümer nicht mehr genügend zum Erhalt der Gebäude getan hat.

Zugleich wurde gestern bekannt, dass auch die Wohnstätte zum Bieterkreis für die Immobilien an der Von-Steuben-Straße gehört. Am 5. August habe sich die Wohnstätte an die BauGrund AG in Bonn gewandt und ihr Interesse am Ankauf bekundet. "Aufgrund der kurzfristigen Bieterfristen haben wir um eine Verlängerung dieser Frist gebeten, um ein Angebot abgeben zu können," erklärte Siegert gestern, "wir freuen uns mitteilen zu können, dass die BauGrund der Wohnstätte die Möglichkeit einräumt, nunmehr bis Ende August ein Angebot abzugeben."

Die Krefelder Politik, die sich seit Bekanntwerden der Verkaufspläne für ein Engagement der Wohnstätte ausgesprochen hatte, reagierte erleichtert. Die SPD-Ratsmitglieder Gabi Schock und Björn Rüsing erklärten: "Das ist eine gute Nachricht. Das Engagement der Anwohnerschaft hat sich ausgezahlt und der Aufsichtsrat der Wohnstätte kann nun, wie von uns vorgeschlagen, in seiner Sitzung am 11. September über ein mögliches Gebot entscheiden."

CDU-Ratsherr Jürgen Wettingfeld sprach sich für ein Engagement der Wohnstätte aus, betonte aber, dass die Investition sich auch rechnen müsste: "Ein Angebot der Wohnstätte Krefeld muss sich wirtschaftlich rechnen, das heißt, die Renditegrundsätze der Wohnstätte Krefeld dürfen nicht verletzt werden." Er sprach sich dafür aus, dass die Wohnstätte "keinesfalls mit kaufwilligen Mietern in einen Wettbewerb eintreten" sollte - aus dem Schreiben der BauGrund-Gruppe gehe hervor, dass es solche Mieter gebe.

Hintergrund: Mehr als 2000 Quadratmeter Wohnfläche entlang der historisch bedeutsamen Von-Steuben-Straße sind zurzeit auf dem Markt. Der Kaufpreis beläuft sich auf rund 1,6 Millionen Euro.

Verkäufer ist der Bund. Er will sich seit langem von den Immobilien trennen. Dabei wird zunächst den Mietern ein Kaufangebot gemacht, danach startet ein Bieterverfahren, in dem derjenige zum Zuge kommt, der das beste Angebot für die Immobilie abgegeben hat.

Der Anbieter lobt den Standort in Krefeld in den höchsten Tönen. Anwohner befürchten, dass die neuen Eigentümer die Objekte sanieren und dann drastisch die Mieten erhöhen werden.

Das Wohnquartier Von-Steuben-Straße in der Nähe des Kaiser-Wilhelm-Parks ist eine der historisch interessantesten Gegenden Krefelds. 1924 hat das damalige Reichsneubauamt an der Von-Steuben-Straße Gebäude für belgische Offiziere geplant - entworfen hat sie 1926 der Architekt Franz Lorscheidt.

(RP)
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