Amprion Start der Probebohrungen für Stromautobahn

Krefeld · Die Stromautobahn von der Nordsee nach Süddeutschland führt über Krefeld. Übertragungsnetzbetreiber Amprion sieht für seinen Vorschlagskorridor zumindest die größte Realisierungschance. Entschieden ist noch nichts, gleichwohl startet Amprion mit Probebohrungen.

 Für die Bohrungen wird ein kleines Raupenfahrzeug mit einer Spurweite von 1,10 Meter (Foto) oder ein handbetriebener Stemmhammer in Kombination mit einer mobilen Einsatzeinheit für Rammsondierungen verwendet.

Für die Bohrungen wird ein kleines Raupenfahrzeug mit einer Spurweite von 1,10 Meter (Foto) oder ein handbetriebener Stemmhammer in Kombination mit einer mobilen Einsatzeinheit für Rammsondierungen verwendet.

Foto: Amprion

Der Bau einer Stromautobahn von der Nordsee nach Süddeutschland könnte auch Krefeld betreffen. Nachdem es zwischenzeitlich so aussah, dass der Korridor für die Gleichstromverbindung A-Nord das Stadtgebiet nicht berührt, sieht es mittlerweile wieder anders aus. Auch deshalb, weil Meerbusch-Osterath erneut als wahrscheinlicher Konverter-Standort und damit als Fixpunkt im Gespräch ist. Amprion prüft vorsorglich seine Vorschlagsflächen, um keine Zeit zu verlieren. Und die liegen auch in Forstwald und Fichtenhain. Eine Entscheidung, wo die Stromautobahn tatsächlich verlaufen soll, fällt erst später.

Vor wenigen Tagen hat Amprion mit Probebohrungen begonnen. Zuvor sind bereits Kartierungs- und Vermessungsarbeiten erfolgt. Insgesamt 23 Bohrpunkte steuert Amprion zunächst in Nordrhein-Westfalen an. Zuvor hatte das Unternehmen bereits 38 Punkte in Niedersachsen untersucht. Amprion wählte die Stellen gezielt aus, um die verschiedenen Bodenarten auf den circa 300 Kilometern Gesamtlänge früh zu kennen. „Obwohl der Trassenkorridor noch nicht feststeht, müssen wir jetzt schon so viele Informationen wie möglich sammeln, um unsere Planung voranzubringen. Der Boden, in dem wir später unsere Kabel verlegen, spielt dabei natürlich eine wichtige Rolle“, sagt Amprion-Mitarbeiter Elmar Aufderbeck, beim Projekt A-Nord zuständig für den Erdkabelbau.

Seit vorgestern sind für Amprion kleine Bohrfahrzeuge unterwegs. Die Sondierungen werden eine Tiefe von fünf bis sieben Meter erreichen. „Wir haben darauf geachtet, dass wir die Bohrungen möglichst am Rand der betroffenen Flächen vornehmen. Dann können die Kleinraupenfahrzeuge die geplanten Sondierungspunkte über Straßen und Wege besser erreichen. Im Einzelfall wird es dazu aber auch noch eine Abstimmung mit den Eigentümern und Pächtern geben“, sagt Elmar Aufderbeck. Bis ungefähr Ende kommender Woche werden die Baugrunduntersuchungen laufen. Die Flächeneigentümer waren bereits vor Wochen über die Maßnahme informiert worden.

Derzeit befindet sich A-Nord noch mitten in der Bundesfachplanung. An deren Ende genehmigt die Bundesnetzagentur einen 1000 Meter breiten Korridor. Diese Entscheidung soll Ende kommenden Jahres fallen. In dem Korridor verläuft dann die 24 Meter breite Erdkabeltrasse. Mit dem Baubeginn der Trasse rechnet Amprion im Jahr 2023.

Die Gleichstromverbindung A-Nord soll künftig die größtenteils auf See erzeugte Windenergie in den Westen und Süden Deutschlands transportieren. Über die Leitung können zwei Gigawatt Leistung übertragen werden – das entspricht dem doppelten Bedarf einer Großstadt wie Köln.

„Unser ambitionierter Zeitplan, die Leitung 2025 in Betrieb zu nehmen, fordert von uns, Effizienzpotential frühzeitig zu erkennen und Schritte zu parallelisieren. Daher werden wir jetzt schon Untersuchungen vornehmen, die eigentlich erst viel später an der Reihe wären“, sagt Carsten Stiens, der bei Amprion die Genehmigung für das Projekt A-Nord verantwortet.

„Bei den vorgezogenen Maßnahmen für das Planfeststellungsverfahren legen wir den Fokus ausschließlich auf unseren derzeitigen Vorschlagskorridor sowie einige ausgewählte Alternativen, die aus unserer Sicht das höchste Realisierungspotenzial haben. Dabei müssen wir das Risiko in Kauf nehmen, möglicherweise Bereiche untersucht zu haben, die am Ende nicht in dem genehmigten Korridor liegen“, erklärt Stiens. In diesem Fall würde die erhoffte Zeitersparnis nur gering ausfallen. Spätestens im Jahr 2023 soll dann feststehen, wo genau die Gleichstromverbindung A-Nord verlaufen wird.

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