Krefeld Standhaft an der ,Sockenburg'

Krefeld · Mehr als 95.000 Bäume stehen allein auf städtischen Flächen. Wir stellen die neun Exemplare vor, die einen Stammumfang von mehr als fünf Metern aufweisen. Die Esche im Schönhausenpark gehört zu den drei Höchsten.

 Keiner der XXL-Bäume in Krefeld ist höher als diese 35 Meter hohe Esche.

Keiner der XXL-Bäume in Krefeld ist höher als diese 35 Meter hohe Esche.

Foto: Lammertz

Auf der Wiese hinter der Brücke im Schönhausenpark an der Uerdinger Straße steht eine "Gemeine Esche", die mit 35 Metern zu den drei höchsten der neun mächtigsten Bäume Krefelds gehört. Mit gut 140 Jahren ist sie unter ihnen aber der zweitjüngste Baum. Die Esche hat einem Kronendurchmesser von stolzen 30 Metern und wurde nach dem Baumkataster der Stadt im Jahr 1868, kurz nach der Entstehungszeit des Parks gepflanzt.

 Der Vergleich mit der Spaziergängerin und ihrem Hund macht die Verhältnisse sichtbar: Der Stamm der riesigen Esche hat einen Umfang von 5,20 Meter. Rechts ist im Ansatz die Villa Schönhausen erkennbar.

Der Vergleich mit der Spaziergängerin und ihrem Hund macht die Verhältnisse sichtbar: Der Stamm der riesigen Esche hat einen Umfang von 5,20 Meter. Rechts ist im Ansatz die Villa Schönhausen erkennbar.

Foto: Thomas Lammertz

Privater Villenpark

Der Schönhausenpark wurde als Garten für die heute noch stehende, 1866 errichtete Villa Schönhausen des Textilfabrikanten Carl Hügel angelegt. Weil der unter anderem auch Strümpfe herstellte, wurde die Villa, die auf der höchsten Erhebung des Parks steht, im Volksmund auch "die Sockenburg" genannt. Heute wird sie von dem Krefelder Restaurator und Vorsitzenden des Vereins "Kunst und Krefeld", Christoph Tölke, bewohnt. Wie die Villa wird auch das gleichzeitig entstandene benachbarte Wirtschaftsgebäude, das gerade als privates Wohnhaus umgestaltet wurde, dem Krefelder Baumeister August Jentges zugeschrieben.

Nutzgarten ist heute Spielplatz

Ursprünglich war der Villenpark im englischen Gartenstil durch Bäume und Sträucher zur Uerdinger Straße und zu der benachbarten, damals noch unbebauten Landschaft hin abgeschirmt. "Die verschlungene Uferlinie des Weihers war im gesamten Park präsent. Villa, Wirtschaftsgebäude, Aussichtshügel, Brücken und Gartentempel wurden so angeordnet, dass sich von überall kleinteilige Sichtbezüge und Dreiecksichten zu den jeweiligen anderen Aussichtspunkten ergaben", heißt es in den Prospekten der Stadt zur "Straße der Gartenkunst". Der Obst- und Gemüsegarten, den es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch in großbürgerlichen Parks immer noch gab, lag demnach an der Nordost-Ecke — dort, wo heute der Spielplatz liegt. Zur "Euroga 2000 plus" wurde auch der Schönhausenpark grundlegend saniert, der Parkweiher entschlammt und zugewachsene Sichtbezüge wieder freigelegt.

Die in der Entstehungszeit des Schönhausenparks gepflanzte Esche, mit botanischem Namen "Fraxinus excelsior", kann bis zu 40 Meter hoch werden. Die gefiederten, aus kleinen Blättchen bestehenden Blätter werden bis zu 40 Zentimeter lang; die Blüten erscheinen vor den Blättern in etwa zehn Zentimeter langen Rispen. Die "Gemeine Esche" hat die größte Wurzelausdehnung aller heimischen Baumarten: Aus einer Pfahlwurzel bilden sich kräftige, weit über den Kronenrand ausdehnende Seitenwurzeln, von denen wiederum vertikale Wurzeln bis zu anderthalb Metern in den Boden reihen. Ein sehr standhafter Baum also, der aber "nur" bis zu 200 Jahren alt wird. Das Exemplar im Schönhausenpark hat demzufolge also noch eine Lebenserwartung von einem guten halben Jahrhundert.

(RP)
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