Stadtwerke-Konzern in Krefeld Eine für alles - SWK entwickeln visionäre Mobilitäts-App

Krefeld · Die Stadtwerke präsentieren sich als Konzern, der sein Portfolio für die Zukunft fitmacht. Die Preise für Strom und Gas dürften stabil bleiben, nur Wasser wird wohl mittelfristig teurer.

 Kerstin Abraham und  Carsten Liedtke bei der Bilanz-PK im Konferenzraum des neuen Kundencenters am Ostwall.

Kerstin Abraham und  Carsten Liedtke bei der Bilanz-PK im Konferenzraum des neuen Kundencenters am Ostwall.

Foto: Jens Voss

Solche Zahlen präsentieren Konzernlenker gern: Rekorde beim Umsatz, bei der Zahl der Kunden und der Mitarbeiter sowie einen herausragenden Wert beim Verkauf von klimafreundlichem Strom: Kerstin Abraham und Carsten Liedtke, Vorstände der Stadtwerke (SWK) Krefeld,  konnten bei ihrer Jahresbilanz für 2019  wirtschaftlich grundsolide Zahlen, eine schlüssige Strategie für die Zukunft und gute Nachrichten für den Kämmerer Krefelds und die Kunden vermelden. Der Stadt als Eignerin der SWK-Holding  werden aus dem Konzernergebnis 2019 insgesamt 21,9 Millionen Euro zufließen (2018: 22,8) – der leichte Verlust bei stabilem Gesamtergebnis ist laut Liedtke einem schwer umkämpften Markt geschuldet und im Ganzen als Erfolg  zu sehen: „Der Kämmerer ist sehr zufrieden mit uns“, sagte er.

Für die Kunden gilt: Die Preise für Gas und Strom bleiben wohl stabil, nur beim Wasser ist  mittelfristig mit einer Preiserhöhung zu rechnen. „Wir haben die Preise seit 2014 stabil gehalten; bald müssen wir sie an gestiegene Lohn - und Sachkosten anpassen; das wird irgendwann unumgänglich sein“, erläuterte Liedtke. Beim Strom ist mindestens mit stabilen Preisen zu rechnen, nachdem die EEG-Umlage, mit der alle Stromkunden Erneuerbare Energie finanzieren, von der Politik  in Berlin eingefroren wurde.  Noch besser sieht es laut Liedtke beim Gas aus: „Es gibt stark sinkende Beschaffungspreise, so dass eine Preiserhöhung nicht ansteht. Ob es für eine Preissenkung reicht, ist noch nicht abzusehen, da wir termingebunden kaufen“, so Liedtke.

Interessant für die Verbraucher ist auch die Entwicklung einer Mobilitätsplattform als Beitrag zur Verkehrswende, die alle Möglichkeiten des ÖPNV  in einer App erschließen soll: „Die Vision ist, dass unsere Kunden künftig  eingeben, sie wollen von A nach B, und dann die komplette Strecke mit Bus, Bahn und Spezialangeboten inklusive Umsteigemöglichkeiten dargestellt bekommen“, erläutert Liedtke. Die Entwicklung der App bis zum Komplettangebot werde zwei, drei Jahre in Anspruch nehmen.

Stolz sind Liedtke und Abraham darauf, dass der Ökostromanteil im Konzern mittlerweile bei 78 Prozent liegt; der Durchschnitt auf Bundesebene liegt bei 43 Prozent.

Der SWK-Konzern ist für die Stadt und die Region ein bedeutender Arbeitgeber, der mittlerweile 2834 Menschen beschäftigt (82 mehr als 2018). Allein über Gewerbesteuern, Konzessionsabgaben und Aufträge an lokale und regionale Unternehmen fließen rund 84 Millionen Euro in die Region – dazu kommen noch Löhne und Gehälter in Höhe von rund 190 Millionen Euro.

Der Konzern hat 2019 seine Investitionen auf 123 MiIlionen Euro verdoppelt. Der Zuwachs geht vor allem auf Zukäufe verwandter Unternehmen zurück, darunter mit Ampere erstmals einen Energiemakler. „Wir wachsen“, sagte Liedtke dazu.  Die Strategie, das Porfolio des Konzerns zu erweitern, ist ihm zufolge drei Gründen geschuldet. Zum einen geht es darum, die Verluste aus dem ÖPNV-Bereich auszugleichen. Zum anderen wollen die Stadtwerke ihre digitale Kompetenz erhöhen. „Draußen tobt ein Vertriebsgeschehen über einen Preiskampf, der ausschließlich digital ausgetragen wird“, erläutert Liedtke. Mit Unternehmen wie Lekker wollen die Stadtwerke ihre Stellung in diesem Kampf verbessern. Plattformen wie Verivox seien sehr komplex; „Verivox ist schon eine ausgefuchste Maschine, da kann man nicht einfach ein paar Angebote ‚reinschreiben und dann auf Kunden warten“, erläutert Liedtke. Hier gut aufgestellt zu sein, entscheidet über den Markterfolg der Zukunft.

Nötig ist das Liedtke zufolge auch deshalb, weil die SWK in Krefeld seiner Einschätzung nach noch Kunden verlieren werden. Der Marktanteil liegt bei 80 Prozent, der bundesweite  Preiskampf führt demnach zwangsläufig zu Kundenbewegungen; die SWK wollen sich hier breit aufstellen, um  solche Verluste zu kompensieren.

Der Blick in die Zukunft ist in einem Punkt verschattet: Auch die Stadtwerke rechnen für 2020 wegen der Corona-Pandemie mit erheblichen Einbußen; wieviel,  sei noch nicht absehbar. Bei Bus und Bahn ziehen die Zahlen langsam wieder an. Die SWK möchten mit zusätzlichen Hygienemaßnahmen wie Desinfektionsspendern in den Fahrzeugen, mit höheren Reinigungsintervallen und einem berührungsfreien Fahrbetrieb (bei dem man auch keinen Knopf mehr zum Öffnen der Türen drücken muss) um Vertrauen werben. Ein wichtiger Punkt: Die Luft in Bus und Bahn ist anders als im Flugzeug durch ständige Frischluftzufuhr geprägt, schon deshalb, weil sich alle paar Minuten die Türen öffnen.

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