Rückstellungen Stadtwerke bürgen für ihre Tochter EGN

Krefeld · Der Konzern Stadtwerke Krefeld weist fürs vergangene Jahr Rückstellungen in Höhe von mehr als 207 Millionen Euro aus. Ein großer Teil entfällt auf die Zahlung künftiger Pensionen. Bei den sonstigen Rückstellungen in Höhe von knapp 158 Millionen Euro spielen Verpflichtungen und Risiken der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) eine bedeutende Rolle.

 Die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein hat sich verpflichtet, bestimmte Mengen und festgelegte Preise für die Verbrennung des Mülls in der Anlage Elfrath zu liefern und zu zahlen. In einigen Kommunen bekommen die EGN weniger Geld für die Entsorgung des Mülls als sie in Elfrath zahlen müssen. Dafür bilden sie Drohverlustrückstellungen.

Die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein hat sich verpflichtet, bestimmte Mengen und festgelegte Preise für die Verbrennung des Mülls in der Anlage Elfrath zu liefern und zu zahlen. In einigen Kommunen bekommen die EGN weniger Geld für die Entsorgung des Mülls als sie in Elfrath zahlen müssen. Dafür bilden sie Drohverlustrückstellungen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Der Konzern Stadtwerke Krefeld (SWK) hat Rückstellungen für zahlreiche Eventualitäten gebildet. Manche davon kommen unausweichlich auf das Unternehmen zu, andere bilden ein Netz für unternehmerische Risiken. Der Geschäftsbericht 2017 weist in der Summe 207,325 Millionen Euro an Rückstellungen aus. 45,425 Millionen sind für künftige Pensionszahlungen vorgesehen, 6,5 Millionen Euro für Altersteilzeitverpflichtungen, weitere einstellige Millionenbeträge für Urlaub, unterlassene Instandhaltung und Steuerzahlungen.

Deutlich anders ins Gewicht fallen Verpflichtungen, die sich aus der Geschäftstätigkeit der 100-prozentigen SWK-Tochter Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) ergeben. Die in Viersen ansässige Firma musste in den zurückliegenden Jahren so manch bittere Pille schlucken. Langjährige Geschäftspartner schrieben ihre Entsorgungsaufträge neu aus. Das hatte zur Folge, dass der ein oder andere Auftrag verloren ging. Dafür bekam die EGN andere Aufträge. Die waren jedoch mit dem Nachteil verbunden, dass die Preise pro Tonne Gewicht für den entsorgten Müll zum Teil erheblich niedriger waren, als die Garantiesumme, die die EGN an die Betreiber der Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage in Elfrath und der Anlage in Düsseldorf für die Verbrennung zahlen muss.

Im Geschäftsbericht heißt es dazu: „Es bestehen für die EGN trotz der positiven Preisentwicklung wesentliche Risiken bei der Entwicklung der verfügbaren Mengen und der Preise für Abfälle zur thermischen Verwertung (Verbrennung). Die EGN übernimmt insbesondere Entsorgungs- und Recyclingdienstleistungen für Kommunen, duale Systeme und Gewerbekunden. Sie steht bei Ausschreibungen im Wettbewerb mit anderen Entsorgern und ist bei Neuausschreibungen den entsprechenden Umsatz- und Ergebnisrisiken ausgesetzt. Die EGN hat die Risiken, welche sich aus der Teilnahme an Ausschreibungsverfahren, der Abgabe bindender Angebote und dem Abschluss von mehrjährigen Verträgen ergaben, durch die Bildung von Drohverlustrückstellungen in ausreichendem Maße im Jahresabschluss 2017 berücksichtigt. Zukünftige Ausschreibungsverfahren können, abhängig von der Entwicklung des Verbrennungsmarktes, zu weiteren Bildungen von Drohverlustrückstellungen führen.“

 Vorstand Kerstin Abraham hat die Entwicklung der EGN  im Blick. 

Vorstand Kerstin Abraham hat die Entwicklung der EGN  im Blick. 

Foto: Thomas Lammertz/Lammertz, Thomas (lamm)

Derzeit sieht es auf dem Sektor für die EGN nicht schlecht aus. „Wir haben eine Bonusvereinbarung mit der Gesellschaft der Müllverbrennungsanlage getroffen“, sagte Kerstin Abraham, SWK-Vorstand, im Gespräch mit unserer Redaktion. Die EGN schaffe nicht nur die vertraglich fixierten Mengen zur Verbrennung herbei, sondern sorge darüber hinaus für eine gute Auslastung. Das werde belohnt. Dabei spielt der Müll aus dem Ausland eine gewichtige Rolle. Trotz des deutlichen Anstieges der so genannten Spotmarktpreise liegen die Einnahmen „weiterhin unter den vertraglich festgelegten Durchschnittskosten der Verbrennungsanlagen in Krefeld und Düsseldorf“, heißt es im Geschäftsbericht. Gleichwohl betragen die Rückstellungen statt 36,8 Millionen im Jahr 2016 für 2017 nur noch 20,3 Millionen Euro.

Deutlich höher sind die Rückstellungen des SWK-Konzerns, der mit Bürgschaften der EGN den Rücken frei hält, für spätere Rekultivierungen von Deponien im Rhein-Kreis Neuss und im Kreis Viersen. 67,6 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Die Gebietskörperschaften haben sich die Kosten zur späteren Rekultivierung und zur Nachsorge der Deponien. So verfügt allein der Rhein-Kreis Neuss über eine Absicherung in Höhe von 48,1 Millionen Euro, der Kreis Viersen über 6,8 Millionen Euro. „Der Haftungseintritt der Verpflichtungen wird nach wie vor als sehr unwahrscheinlich eingestuft“, urteilt der Vorstand. Seit Dezember 2017 garantiert die SWK mit sechs Millionen Euro die Verpflichtungen der EGN gegenüber der AWA Entsorgungs GmbH für den Fall, dass die Müllverbrennungsanlage in Weisweiler stillgelegt würde. Der Betrag sichert den Anteil der EGN an den Kosten, die eine Stilllegung verursacht.

Für dieses Szenario gibt es im Moment keinen Anlass. Im Gegenteil, die EGN entwickeln für den Standort Weisweiler neue Prozesse unter Einsatz modernster Technik. So wurde die Anlage zur Aufbereitung der Rost-
asche um einige Sortier- und Klassierstufen erweitert. Dies geschah mit dem Ziel, die Ausbeute an Nichteisenmetallen zu erhöhen.

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