Gruppen-Kollaps in Krefeld Stadt: "Unglückliche Kombination"

Krefeld · Die Ursache für den Gruppen-Kollaps der acht Schüler, die bei einem Sportfest in Krefeld teilgenommen hatten, bleibt ungeklärt. Der leitende Notarzt bestätigte jedoch die Vermutungen, dass ein psychologischer "Welleneffekt" bei den Kindern eingesetzt hatte. Im Laufe des Tages gab auch die Stadt eine offizielle Stellungnahme ab.

Juni 2013: Mehrere Kinder kollabieren in Krefeld
5 Bilder

Juni 2013: Mehrere Kinder kollabieren in Krefeld

5 Bilder

Die Schwächeanfälle von insgesamt acht Schülern im Alter von vierzehn bis sechzehn Jahren bei einem Dauerlauf an der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule bewirkte vor allen Dingen eines: Verwirrung. Die Verantwortlichen rätselten über die Ursache, Aufklärung gab es keine.

Die erste Vermutung, der Verzehr von Softeis eines Fast-Food-Restaurants hätte den Kollaps ausgelöst, wurde binnen kurzer Zeit ad acta gelegt — nicht alle Kinder hatten von dem Eis gegessen. "Die Vermutung, dass das Softeis der Auslöser war, schien recht unwahrscheinlich. Aber in einer solchen Situation wollten wir alle Möglichkeiten in Betracht ziehen", erklärt der leitende Notarzt Dr. Ulrich Lenssen: "Ein bakterieller Infekt kann schon drei bis vier Stunden nach dem auslösenden Moment eintreten. Normalerweise sind aber eintretende Übelkeit und nachhaltiger Durchfall übliche Symptome. "

Dennoch: Gänzlich auszuschließen war die Möglichkeit nicht. Zusätzlich zu den acht kollabierten Schülern auf dem Sportplatz, war zwischenzeitlich auch die Rede von zwei Kindern, die vor der Bushaltestelle in unmittelbarer Nähe des Restaurants zusammengebrochen sein sollten. "Die Situation war unüberschaubar und dementsprechend konnten wir diese Option schlichtweg nicht ausschließen", so Lenssen. Der Verkauf des Eises wurde zwischenzeitlich eingestellt, wenige Stunden später kam jedoch die Entwarnung der Stadt.

"Solche Vorfälle hatten wir schon bei mehreren Einsätzen"

Während den ersten Untersuchungen ergab sich dann die Vermutung, dass die Schüler zu wenig Flüssigkeit aufgenommen hatten. "Ein paar Kinder haben im Laufe der Untersuchungen zugegeben, dass sie wenig getrunken hatten", so Lenssen. Außerdem bestätigte der Arzt die Aussage von Klaas Henkel, Sprecher der Leitstelle Feuerwehr in Krefeld, dass es sich um einen "psychologische Welleneffekt" handeln könne.

"Zwei Schülerinnen, die kollabiert sind, hatten definitiv zu wenig Flüssigkeit im Körper. Bei den anderen Kindern gehen wir davon aus, dass sie aufgrund der Situation Angst bekommen haben und deswegen kollabiert sind", sagt Lenssen: "Solche Vorfälle hatten wir schon bei mehreren Einsätzen".

Die Stadt bestätigte die Aussage des Arztes: "Die Befragungen haben ergeben, dass mehrere der Schüler ohne Frühstück und ohne ausreichende Flüssigkeitszufuhr zum Dauerlauf angetreten waren. Dann waren zunächst zwei Jugendliche kollabiert, in der Folge zeigten sich bei sechs weiteren Jugendlichen ähnliche Symptome. Rückblickend erscheint eine angstbedingte Eskalation denkbar und wahrscheinlich." Außerdem: "Voraussichtlich ist demnach eine unglückliche Kombination von unzureichender Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr in Verbindung mit schwüler Witterung und darüber hinaus noch angstbedingter Eskalation ursächlich für die Ereignisse."

Mittlerweile, so Lenssen, sind die Kinder aus dem Helios-Klinikum Krefeld entlassen worden, die Möglichkeit eines bakteriellen Infekts ist ausgeschlossen. Einen klaren Befund gab es jedoch nicht.

(anch/csi/jco/anch)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort