Krefeld Stadt muss 50 Hektar Friedhöfe schließen

Krefeld · Die FDP denkt über einen Friedwald auf dem kleinen Friedhof Fichtenhain nach. Die Stadt lehnt eine solche Einrichtung ab und verweist auf eigene Möglichkeiten: In Hüls und Uerdingen sollen neue Grabstätten an Bäumen entstehen.

 Der 1787 Quadratmeter große Friedhof in Fichtenhain ist als Friedwald ungeeignet, erklären die Grundstücksgesellschaft der Stadt Krefeld mbH & Co KG (GGK) als Eigentümerin und die Stadt Krefeld als Zuständige nach dem Bestattungsgesetz.

Der 1787 Quadratmeter große Friedhof in Fichtenhain ist als Friedwald ungeeignet, erklären die Grundstücksgesellschaft der Stadt Krefeld mbH & Co KG (GGK) als Eigentümerin und die Stadt Krefeld als Zuständige nach dem Bestattungsgesetz.

Foto: thomas Lammertz

Krefeld hat zu viele und zu große Friedhöfe. In den kommenden 30 Jahren muss die Stadt sage und schreibe 500 000 Quadratmeter (50 Hektar) Friedhöfe einsparen. Das geht aus einer Beratungsvorlage für die Sitzung des Umweltausschusses am Donnerstag, 5. Dezember, hervor. Der Arbeitsauftrag der Verwaltung lautet entsprechend, Friedhofsfläche zu schließen und keine zusätzliche zu entwickeln. Mit dieser Stellungnahme reagiert die Kommune auf einen Antrag der Freien Demokraten. Die Liberalen wollen geprüft wissen, ob es sinnvoll und machbar sei, den Friedhof Fichtenhain in einen Friedwald umzuwandeln.

Auf dem insgesamt 55 Hektar großen Gelände hat der Landschaftsverband Rheinland bis in die 1990er Jahre ein Erziehungsheim für Kinder und Jugendliche betrieben. Zum Komplex gehörte auch ein kleines, nur 1787 Quadratmeter großes Gräberfeld. Heute ist die Grundstücksgesellschaft der Stadt Krefeld mbH & Co KG (GGK) Eigentümerin der zum großen Teil denkmalgeschützten Immobilien. Die Trägerschaft für den Friedhof obliegt gemäß Bestattungsgesetz der Kommune. Sowohl GGK als auch Stadt sind sich in ihrer Einschätzung einig darin, dass der Friedhof Fichtenhain aus mehreren Gründen als Friedwald ungeeignet sei. Vor allem auch deshalb, weil es dort kaum Bäume gebe, an denen Bestattungsfelder angelegt werden könnten. Eine Umnutzung des benachbarten Waldes lehne die Verwaltung als nicht sinnvoll ab, weil Krefeld lediglich 8,8 Prozent Waldanteil besitze.

Kurios ist hingegen eine Regelung, an die sich die Kommune vertragsgemäß zu halten hat: Fünf namentlich bekannte Personen haben das Recht auf Beisetzung auf dem Friedhof Fichtenhain. Die Stadt muss ihn nach dem Tod der letzten der fünf Personen noch weitere 25 Jahre lang betreiben, bis das Grabnutzungsrecht abgelaufen ist.

Die Kommune lehnt den offenbar vorhandenen Wunsch der FDP, einen Friedwald anzulegen, auch deshalb ab, weil es sich sowohl bei Friedwald als auch bei Ruheforst um Gesellschaften mit beschränkter Haftung und privatrechtlich tätige Unternehmen handele, die quasi in Konkurrenz zur Stadt stehen und die Höhe der kommunalen Friedhofsgebühren negativ beeinflussen.

Die Stadt hat bereits im Jahr 2006 auf die Nachfrage von Hinterbliebenen reagiert und pflegefreie Grabstätten unter Bäumen auf dem Friedhof Fischeln eingerichtet. Vier Jahre später sind weitere auf dem Hauptfriedhof hinzugekommen. Der Trend ließ nicht nach. 2011 wurde das Feld in Fischeln erweitert, und Ende dieses Jahres sollen noch weitere Bestattungsfelder unter Bäumen auf den Friedhöfen in Hüls und Uerdingen eingerichtet werden. Das sei dringend erforderlich, informierte die Stadtverwaltung mit Verweis auf gestiegene Fallzahlen. Derzeit finden jährlich mehr als 100 Begräbnisse am Fuße mächtiger Stämme großer Bäume statt. Vor sieben Jahren waren es lediglich 17. Den größten Sprung machte die Entwicklung von 2008 auf 2009. Damals hat sich die Zahl mehr als verdoppelt. Statt 32 Urnenbeerdigungen am Fuß eines Baumes standen im Jahr darauf 69 zu Buche. Die Nutzungsgebühr für eine Baumgrabstätte beträgt in Krefeld 2340 Euro.

(RP)
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