Krefeld Stadt finanziert fast leere Flüchtlingszelte

Krefeld · Die Traglufthallen in Hüls und Traar bieten jeweils 150 Menschen Platz: Derzeit leben in beiden Unterkünften nur jeweils fünf Flüchtlinge. Politiker von CDU und SPD halten das für Geldverschwendung und fragen, ob nicht ein Zelt geschlossen werden kann.

 Die Traglufthalle in Traar: Die Unterkunft wird kaum noch benötigt. Statt 150 Personen bieten sie derzeit fünf Flüchtlingen ein Obdach.

Die Traglufthalle in Traar: Die Unterkunft wird kaum noch benötigt. Statt 150 Personen bieten sie derzeit fünf Flüchtlingen ein Obdach.

Foto: Thomas Lammertz

Der Zuzug von Flüchtlingen hat seit geraumer Zeit stark nachgelassen - bundesweit und auch in Krefeld. Die Turnhallen als Notquartiere sind wieder frei. Das Land hat seine Zeltstadt auf dem Gelände der früheren Kaserne in Forstwald längst schon abgebaut. Die Stadt Krefeld hingegen unterhält noch zwei große Traglufthallen für jeweils 150 Menschen in Traar und in Hüls. In beiden Stadtteilen leben in diesen Unterkünften jedoch lediglich fünf Personen. Der Politik ist diese unwirtschaftliche, den Haushalt der Stadt und das Portemonnaie der Steuerzahler belastende Lösung ein Dorn im Auge.

Walter Kienen (CDU) sprach die Thematik in der Sitzung der Bezirksvertretung Ost im Bockumer Rathaus offiziell an. "Kann man nicht wenigstens auf ein Zelt verzichten?", richtete er die Frage an die Verwaltung. Eine Antwort steht noch aus.

Die Kosten für die beiden Traglufthallen dürften nicht unerheblich sein. Die Vermieter von Wohncontainern und Zelten konnten bei der großen Nachfrage aller Städte und Gemeinden ihren Mietzins fast nach Belieben festsetzen. Hinzu kommen Kosten für die Kommune durch Betriebskosten wie Heizung, Wasser und Strom, Ausgaben für Hausmeister und Sicherheitskräfte sowie für Technik und Catering.

"Ein Zelt wäre nach meiner Meinung auf jeden Fall sofort verzichtbar, wahrscheinlich sogar beide", sagte Wolfgang Merkel (SPD), Vorsitzender der Bezirksvertretung Ost gestern im Gespräch mit unserer Redaktion. Er habe bereits vor rund drei Wochen vom Flüchtlingskoordinator Hansgeorg Rehbein erfahren, dass zurzeit in der Stadt ausreichend Wohnraum zur Verfügung stehe, um die Flüchtlinge in einer Mietwohnung unterzubringen.

Merkel ist klar, dass es gültige Verträge über die Mietdauer für die Traglufthallen gebe. Seines Wissens ende der für Traar im Februar des kommenden Jahres. Der für Hüls dürfte ähnlich lange reichen. Eine Rückgabe der Zelte sei also nicht von heute auf morgen machbar, bemerkte Merkel. Es sollte aber möglich sein, ein Zelt abzubauen. So könnte entweder der Sportplatz am Reepenweg in Hüls oder der Festplatz für die Schützen in Traar wieder seiner eigentlichen Aufgabe zugeführt werden.

Die Brauchtumsfreunde in Traar sind bekanntlich auf einen provisorisch angelegten, benachbarten Platz ausgewichen. Diese Fläche ist jedoch zum Verkauf an einen neuen örtlichen Nahversorger - sprich Supermarkt - vorgesehen. Obwohl ein Baubeginn erst Mitte 2018 vorstellbar sei, so Merkel, wäre eine frühe Klärung für die Immobilie wünschenswert. Ein Bieterverfahren für Investoren werde in Kürze beginnen. Die Frage, ob die Stadt nicht wenigstens auf ein Zelt verzichten könne, sei aus seiner Sicht so wichtig, dass sie nicht nur den Bezirksverordneten beantwortet werden sollte, meinte Merkel. Auch die Krefelder Bürgerschaft habe einen Anspruch darauf, von den Fachleuten der Verwaltung diesbezügliche Informationen zu erhalten, betonte der Bezirksvorsteher.

"Die Stadtverwaltung ist kurz vor Fertigstellung eines aktualisierten Unterbringungskonzeptes, das den bestehenden Bedarf angesichts der heutigen Flüchtlingszahlen berücksichtigen wird. Dabei soll auch über die weitere Nutzung beziehungsweise die Situation der angemieteten Traglufthallen eine Aussage getroffen werden", erklärte Stadtsprecherin Angelika Peters gestern auf Anfrage unserer Redaktion. Klarheit sieht anders aus.

(sti)
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