Krefeld Sprödental-Kiosk - die Wahrheit zum Abriss

Krefeld · Die Politik hat Angst vor einer baurechtlichen Kettenreaktion. Ein Umbau des Kiosks mit neuer Nutzung würde eine Änderung des Bebauungsplans Sprödentalplatz nötig machen. Dieses Fass möchte von den Verantwortlichen niemand aufmachen.

 Der Abriss des Kiosks auf dem Sprödentalplatz ist ein Politikum: Dahinter steckt die Angst vor einer baurechtlichen Kettenreaktion.

Der Abriss des Kiosks auf dem Sprödentalplatz ist ein Politikum: Dahinter steckt die Angst vor einer baurechtlichen Kettenreaktion.

Foto: Lothar Strücken

Der Kiosk auf dem Sprödentalplatz soll abgerissen werden, obwohl es Kaufinteressenten gibt, die geschätzte 80.000 Euro ausgeben würden, um die seit vielen Jahren ungenutzte Immobilie zu erwerben und als Café mit Biergarten zu betreiben. Die Politik hat nun hinter verschlossenen Türen noch einmal darüber diskutiert, ob ihr Beschluss vom November 2013 Bestand haben soll oder in Anbetracht des schwer defizitären Haushalts der Stadt Krefeld jede Einnahmeverbesserung zu begrüßen sei.

Eine Mehrheit entschied sich gegen den Verkauf und bekräftigte den Entschluss, den Kiosk abzureißen.

 Der Sprödentalplatz ist seit Ende des 19. Jahrhunderts im Eigentum der Stadt Krefeld.

Der Sprödentalplatz ist seit Ende des 19. Jahrhunderts im Eigentum der Stadt Krefeld.

Foto: Thomas Lammertz

Für eine Sanierung müsste der Bebauungsplan geändert werden

Was steckt wirklich dahinter? Es ist die Angst, der zentral in der Stadt gelegene Sprödentalplatz könnte in seiner Nutzung als Festplatz für Kirmes, Trödelmärkte und Landesausstellungen gefährdet sein. Das seit 1949 in den Bauunterlagen der Kommune stehende Gebäude, das als Blumenladen, Trinkhalle und Kiosk genutzt worden ist, genießt bauordnungsrechtlich betrachtet Bestandsschutz.

Sollte der Kiosk jedoch saniert und modernisiert werden, um den Schmuddelcharakter an einer der wichtigen Eingangsstraßen zur Innenstadt zu beseitigen und dort einen Treffpunkt für Jung und Alt in Form eines Cafés — oder auch Nachtcafés — mit Außenterrasse einzurichten, müsste der Bebauungsplan Sprödentalplatz geändert werden, hieß es aus dem Ausschuss für Landwirtschaft und Liegenschaften. Ein solches Verfahren ist in seinem Ablauf genau vorgeschrieben. Es müsste die Öffentlichkeit beteiligt und Gutachten in Auftrag gegeben werden. Damit, so die Sorge bei Stadt und Politik, würden Tür und Tor geöffnet, um gegen den Festplatz vorzugehen. Schützenvereine können ein Lied davon singen, wie Anwohner von Festplätzen in den Stadtteilen Lärm, Schmutz und Verkehr an den Veranstaltungstagen beklagen, für zusätzliche Kosten sorgen und manche liebgewonnene Tradition gefährden.

Abriss ist das kleinere Übel

Der Sprödentalplatz ist rund 52.000 Quadratmeter groß und seit Ende des 19. Jahrhunderts im Eigentum der Stadt Krefeld. Vor rund 200 Jahren war das Gelände stark versumpft, von einem Advokaten des Bezirksgerichts erworben und mit Drainagen, Gräben und Teichen urbar gemacht. Die Verantwortlichen gehen jetzt offenbar davon aus, dass es nach heutiger Rechtslage durchaus schwierig werden könnte, dort eine so genannte zentrale Gemeinbedarfsfläche auszuweisen. Dieser Gefahr will sich offenbar niemand in den Gremien aussetzen — der Abriss des Kiosks ist das offensichtlich kleinere Übel.

(RP)
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