Lokalsport Wie sich Ruder-Weltmeisterin Lisa Schmidla für die anstehende Sommersaison fit macht

Krefeld · Im vergangenen Sommer feierte Lisa Schmidla vom Crefelder Ruder-Club den bisher größten Erfolg ihrer jungen Karriere. In Amsterdam/Niederlande führte sie den Deutschen Frauen-Doppelvierer auf der Schlagposition zum Weltmeistertitel in neuer Weltrekordzeit. In dieser Saison will sie den Titel verteidigen - und steckt schon mitten in der Vorbereitung.

Leistungssportler kennen keine Pause. Das gilt natürlich auch für die Ruderer des Crefelder Ruderclubs, allen voran für diejenigen, die in der internationalen Spitze vertreten sind. Und so ging es schon im vergangenen September für Lisa Schmidla wieder los, als die beiden Bundestrainer Sven Ueck/Berlin und Thomas Affeldt/Dortmund das Vorbereitungstraining eingeläutet haben. Die U23-Weltmeisterin im Frauen-Doppelvierer bereitet sich derzeit auf die neue Saison vor; in diesen Tagen geht es dazu ins 14tägige Wasser-Trainingslager nach Sabaudia/Italien. "Ich habe den Einstieg ganz gut geschafft, nach der WM brauchte ich erst einmal drei Wochen Abstand, um das alles zu verarbeiten. Ich war ja auch über die Sporthilfe in den "Club der Besten" in Ägypten eingeladen worden", erzählt Schmidla, während sie sich die Gewichte für die Kniebeugen auf die Hantel packt.

Bereits im Oktober gab es in Berlin wieder eine Zusammenführung der besten deutschen Skullerinnen, mit dabei natürlich Schmidla, die aber zu gibt: " So richtig Lust auf den Lehrgang hatte ich noch nicht, angefühlt hat es sich, als ob wir uns nur eine Woche nicht gesehen haben", erzählt die Krefelderin, betont dann aber: "Das war schon gut, auch das jüngere Ruderinnen wie Michi (Michaela Staelberg (U23-Ruderin des CRC, die Red.) mit dabei waren." Ende November stand bereits die erste Leistungsüberprüfung auf dem Ruderergometer und auf dem Wasser mit einem Langstreckentest über sechs Kilometer im Einer an. "Der Ergometertest war wirklich gut, meine Leistung konnte ich gut abgeben, aber die Langstrecke am Tag darauf war zum vergessen. Nach einem Kilometer haben sich die Blätter in meinem Schwert verhakt und so ein vernünftiges Ergebnis zu Nichte gemacht", erzählt Schmidla.

Doch sie wird das Ergebnis sicherlich schnell verschmerzen können, weiß sie doch um ihre ruderische Klasse, und die physiologischen Leistungen wurden alle mit persönlichen Bestwerten absolviert. Viel Zeit, sich damit zu Beschäftigen blieb Schmidla nicht. Bereits drei Tage später ging es für 17 Tage ins Wasser-Trainingslager nach Avis/Portugal. "Sehr viel Grundlagentraining in unzähligen Stunden mit Wasser-, Kraft- und Radtraining", berichtet Schmidla. "Viele Trainingsstunden standen auf dem Programm. Es hat alles gut geklappt, die Umfänge waren kein Problem, aber es war schon ein wenig öde. Das Hotel liegt direkt am Wasser, ideale Trainingsbedingungen, aber Abwechslung gab es für uns nicht, der nächste Ort war recht weit entfernt", resümiert Schmidla, während sie zur nächsten Kniebeuge, mit der Langhantel auf dem Rücken, mit 85 Kilo ansetzt.

Kurz vor Weihnachten ging es dann für das DRV Skull Team wieder zurück nach Deutschland. "Ich freue mich immer, dass ich Weihnachten mit meiner Familie in Krefeld verbringen kann, und trainieren geht im CRC in der Zeit auch gut", sagt Schmidla und wuchtet die 85 Kg aus der Tiefkniebeuge ein Dutzend Mal nach oben. "Ich bin danach mit den CRC- Leuten noch zehn Tage ins Ski-Langlauf-Trainingslager nach Seefeld gefahren." Bundestrainer Affeldt hatte es frei gestellt, mit in ein Athletik-, Ski- oder Radtrainingslager zu fahren, und so überlegte Schmidla nicht lange und klinkte sich bei ihrem Club ein. "Das war schon witzig mit 30 Junioren und ein paar Senioren, das hat mich richtig motiviert und enormen Spaß gemacht", sagt die Weltmeisterin , die noch immer die Nähe zu ihrem Heimatverein sucht.

Zurück aus Seefeld gab es für Schmidla direkt das nächste Highlight: Beim CRC-Winterball bekam sie einen neuen Einer für die Olympiavorbreitung für die Spiele in Rio 2016 zur Verfügung gestellt. "TuttiFrutti heißt das neue Schiff, ist schon schick und schnell, aber den Namen hätte ich mir nicht ausgesucht", sagt sie mit einem Augenzwinkern. "Aber ich bin happy, dass der Einer von Mitgliedern gestiftet wurde, 12.000 Euro sind ja auch nicht ganz leicht aufzubringen", sagt Schmidla, die trotz ihres Weltmeistertitels zu den Minimal-Verdienern im Sport gehört. "Wir waren als Weltmeisterinnen im Januar auch zum Sportlerball nach Wiesbaden eingeladen, eine tolle Veranstaltung, besonders, weil man mit allen Sportarten ins Gespräch kommt, aber ernüchternd war es, als wir über den roten Teppich gegangen sind. Vor uns ist Regina Halmich und noch jemand Prominentes gelaufen, da waren ca. 400 Kameras im Anschlag. Bei uns waren es vielleicht vier, und am liebsten hätten sie uns durch gewunken, bis zum nächsten Promi", weiß Schmidla um die Ungleichheit im deutschen Sport, bevor sie beim Umsetzen 75 Kg in die Höhe reißt. "Aber das ist nicht meine Motivation. Etwas mehr Anerkennung hätte ich schon gerne, aber mein persönliches Ziel ist, bei Olympia um eine Medaille zu rudern, und das motiviert mich jeden Tag."

Bei den ganzen Trainingslagern und unzähligen Trainingseinheiten am Bundesstützpunkt in Dortmund könnte man meinen, Schmidla sei Vollprofi, doch weit gefehlt: Die 24-Jährige organisiert nebenbei noch ihr Journalistikstudium an der TU in Dortmund. "Natürlich schaffe ich das Studium nicht in der Regelstudienzeit, aber ich versuche, alle Klausurtermine soweit es geht, mit den Dozenten so abzusprechen, dass ich sie zwischen die Trainingslager bekomme, und in diesem Jahr habe ich Glück, dass ich nur Hausarbeiten abgeben muss. Das schaffe ich gut in den Trainingslagern, auch wenn ich oft gegen die Müdigkeit ankämpfen muss", sagt Schmidla.

Jetzt geht es weiter zum Kreuzheben mit unzähligen Kilos auf der Hantel. Ein Blitzen in Schmidlas Augen verrät ihren unbändigen Willen: "Ich stell mir einfach immer vor, das unsere Gegner mehr trainieren und dass ich gerne noch meinen persönlichen Traum, Deutschlands schnellste Einerfahrerin zu werden, realisieren möchte. Das setzt bei mir enorme Energien frei", sagt sie, und schon wird die gefühlte Tonne aus dem Stand in die Luft gehoben.

Wenn Schmidla aus Sabaudia zurück kommt, geht es 14 Tage später wieder los, wieder Sabaudia, diesmal für 2,5 Wochen, bevor dann Anfang April erneut ein Ergotest und die Langstrecke im Einer in Leipzig ansteht. Bis dahin wird sie noch viele Kilometer abgespult haben, mehrere Tonnen Gewicht im Kraftraum bewältigt, ihre Beweglichkeit und koordinativen Fähigkeiten geschult und dazwischen ihre berufliche Karriere weiter voran gebracht haben. Ende April geht es dann mit der Deutschen Kleinbootmeisterschaft in Brandenburg richtig los gehen. Das Ergebnis entscheidet maßgeblich über den weiteren Saisonverlauf von Schmidla. Wenn alles klappt wie gehofft, dann geht es für die 24-Jährige erneut in mehrere Trainingslager, zur Vorbereitung der World-Cups und für die WM im August in Auigebelette/Frankreich.

(RP)
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