Vom Rad auf die Regattabahn

Rudern Raanan Genah steigt etwas verschwitzt von seinem Fahrrad und hat ein Lächeln auf den Lippen. Obwohl er gerade 25 Kilometer mit dem Rad von seiner Wohnung in Grefrath zum Landes-Leistungs-Zentrum am Elfrather See gefahren ist, sieht man ihm das kaum an. „Ich fahre diese Strecke täglich zum Crefelder Ruderclub. Es ist für mich eine Art Aufwärmtraining“, sagt er. Denn Raanan Genah ist kein gewöhnlicher Leistungssportler.

Neun Jahre lang war der gebürtige Israelite im Radsport heimisch, bevor er die Sportart wechselte und zum Rudern umschwenkte. Die ersten sieben Jahre übte er den Radsport in Israel aus. Doch 2002 zog es ihn in die Niederlande. „In Israel konnte ich den Radsport nicht so intensiv betreiben wie ich es gewollt habe. In Europa finden viel mehr Rennen statt und man kann leistungsbezogener trainieren“, sagt der Grefrather. Eine gute Entscheidung, denn in den Niederlanden lernte er seine Frau Nathalie Wassen kennen, die vor zweieinhalb Monaten ihre gemeinsame Tochter Eliana zur Welt brachte. Obwohl Genah bei den Rad-Europameisterschaften für Israel starten durfte und als 47. über die Ziellinie fuhr, machte ihm das Radfahren „nicht mehr so viel Spaß“.

Er suchte eine neue Herausforderung und so schloss er sich 2005 dem Crefelder Ruderclub an. Sein Trainer Christoph Lüke war auf Anhieb von Genah angetan: „Viele Leute glauben, dass Radfahren und Rudern zwei völlig verschiedene Sportarten sind. Doch beim Rudern kommt 70 Prozent der Kraft aus den Beinen. Da hatte Raanan durch das jahrelange Radfahren schon sehr gute Voraussetzungen.“ Doch einen kleinen Scherz über die damalige körperliche Verfassung seines Athleten kann sich Lüke nicht verkneifen. „Der Rumpf von Raanan sah allerdings so aus, wie der von einer 70-Jährigen.“ Doch inzwischen ist der 27-Jährige zu einem guten Ruderer geworden, der schon nach zwei Jahren beachtliche Erfolge vorzuweisen hat. Für sein Heimatland Israel ging er bei den Weltmeisterschaften im Männer-Einer an den Start und kam als 27. ins Ziel. Bei den Deutschen Meisterschaften in Münster schaffte er es im Männer-Achter als Dritter sogar aufs Podium.

„Man braucht im Rudersport ungefähr acht Jahre um internationales Niveau zu erreichen. Raanan ist nach zwei Jahren schon sehr weit. Unser Ziel ist es, einmal an den Olympischen Spielen teilzunehmen. London traue ich ihm schon zu“, gibt sein Trainer optimistisch. Auf die Frage, ob er nochmal vor hat die Sportart zu wechseln, meint Genah: „Ich fühle mich in Deutschland sehr wohl und ich möchte im Rudern noch einiges erreichen.“ Gelegenheit dazu hat Genah schon kommendes Wochenende, wenn es um die Deutschen Sprintmeisterschaften im Doppel-Vierer geht. „Ich hoffe auf eine Medaille“, sagt das CRC-Mitglied. Zuzutrauen ist es ihm alle Male.

(RP)
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