Lokalsport Vollath ist aufgewühlt

Krefeld · In einem bewegenden Brief an den Deutschen Fußball-Bund gewährt der Torhüter des KFC Uerdingen einen kleinen Einblick in sein Seelenleben. Ein warmherziges Dokument in dem coolen Geschäft.

Da sage noch einer, den KFC Uerdingen interessiere doch niemand. Seit Tagen steht der Verein im Blickpunkt - nicht in Krefeld, nicht im Westen, sondern in Deutschland. Und das schon seit über einer Woche. Bereits am 24. Mai, dem Tag des Relegations-Hinspiels gegen Mannheim (1:0), belegte der KFC bei den deutschen Suchabfragen Googles in der Tageswertung den dritten Platz. Das Interesse ist seitdem eher gestiegen, denn eingebrochen. So schön das eigentlich für den Klub sein müsste, der Anlass ist fürchterlich: die drohende Lizenzverweigerung durch den deutschen Fußball-Bund (DFB) für die Dritte Liga. Seitdem wird darüber diskutiert und spekuliert: über die möglichen Gründe, über die möglichen Konsequenzen.

Besonders betroffen sind natürlich die Spieler. Torhüter René Vollath hat einen kleinen Einblick in sein derzeitiges Seelenleben gewährt. "Unsere Telefone stehen nicht still, wir schreiben miteinander und teilen unsere Emotionen, die größtenteils von Angst und Unbehagen erfüllt sind", schreibt er in einem sehr emotionalen Brief an den DFB. "Wir haben gemeinsam ein ganzes Jahr für unseren Traum gekämpft, haben sportlich und mental mit einer Serie von zwölf gewonnenen Spielen in Folge Unglaubliches geleistet und bis gestern in schier nicht endender Freude miteinander gefeiert, doch im Augenblick zählt das alles Nichts."

In dem Schreiben geht es dem 28-Jährigen, der gelegentlich als Schiedsrichter fungiert, darum, die Gefühle der Spieler und ihrer Familien zu schildern. "Es geht um Menschen, die einen gemeinsamen Traum gelebt haben und hart für die Erfüllung dieses Traums gearbeitet haben, es geht um Menschen, die mit ihren Kindern zuhause sitzen und ihnen irgendwie erklären müssen was gerade passiert, es geht um Menschen, die eine schwangere Frau an ihrer Seite haben und nun bis Montag in der Ungewissheit warten müssen, ob sie dann noch einen gültigen Vertrag haben und Wohnung und Unterhalt für ihre zukünftige Familie aufbringen können. Es geht nicht um große Millionenbeträge oder Luxussituationen, sondern um Existenzen und Zukunftsaussichten", findet Vollath für einen Fußballer sicherlich ungewöhnlich offene, geradezu bewegende Worte.

Weiter schreibt er: "Fußball lebt von Emotionen, Fußball steht für Leben und Lebensfreude, im Fußball geht es darum für harte Arbeit vom ,Fußballgott' mit dem gewissen Spielglück und dem verdienten Erfolg belohnt zu werden. Wir hoffen, dass Ihr als Vertreter des Fußballs am Montag zu dieser Entscheidung kommt, die nicht das Leben vieler Familien in tiefe Trauer stürzen wird, sondern uns ermöglicht, unseren Traum, für den wir so hart gekämpft haben, weiter zu leben."

Ob die Zeilen von René Vollath beim DFB gelesen werden? Ob sie jemanden interessieren? Das ist in diesem Fall zweitrangig. Auch kann er nicht erwarten, dass sie ein entscheidendes Kriterium sind. Eines aber sind sie ganz gewiss: Ein beeindruckendes Zeichen von Menschlichkeit und Herzenswärme in dem oft aalglatten und coolen Geschäft Fußball. Seiten C 3 und D 1

(ths)
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