Traum: Springen wie Tanja

Die frühere Weltklasse-Eiskunstläuferin Tanja Szewczenko besuchte am Samstag die 29. Auflage des Ina-Bauer-Pokals. Noch heute ist die 30-Jährige ein Vorbild für die vielen jungen Talente in der Rheinlandhalle.

Ein bisschen enttäuscht ist Anna-Maria Bansleben schon. Erschöpft sitzt die Achtjährige auf der grün lackierten Holzbank hinter der Bande zur Eislauffläche. Ihre Füße, die in weißen Schlittschuhen stecken, baumeln in der Luft. Das kleine Mädchen trägt ein helles Kostüm, mit Stickereien und Federn verziert. Über ihren Schultern liegt eine blau-gelbe Trainingsjacke des Eissport-Vereins Krefeld. Für ihn startete sie in der Krefelder Rheinlandhalle beim 29. Ina-Bauer-Pokal, einem jährlichen Nachwuchswettbewerb, benannt nach der dreifachen Deutschen Meisterin im Eiskunstlauf aus Krefeld.

Enttäuscht ist Anna-Maria, weil es für ihre Kür in der Kategorie der Kunstläufer nur für den vierten Platz gereicht hat. Dabei lag das Mädchen nach dem Kurzprogramm zur Musik von Tschaikowskys „Schwanensee“ noch auf dem dritten Platz. Aber immerhin kann sie den erstmalig von den Juroren des Landeseissport-Verbandes NRW verliehenen Sonderpreis für Ausdruck und Interpretation mit nach Hause nehmen. Und das lässt Anna-Maria wieder strahlen.

Außerdem freut sich das Mädchen, dass ihr dieser Preis bei der Siegerehrung von jemand ganz Besonderem überreicht wird: Tanja Szewczenko. Als Ehrengast kam die ehemalige Eiskunstläuferin nach Krefeld. Denn auch sie nahm einmal am Ina-Bauer-Pokal teil. 1984 schaffte sie es im Alter von sechs Jahren nach ganz oben auf das Siegertreppchen der Figurenläuferinnen. Daran erinnert die 30-Jährige heute noch die gerahmte Urkunde und ein Foto. Im hellblauen Trainingskostüm, mit goldenen Schmetterlingen bestickt, tanzte sie zu Musik aus der „Muppet Show“ auf dem Eis. Für Anna-Maria ist Tanja Szewczenko ein Vorbild. „So wie sie will ich auch mal springen“, schwärmt das braunhaarige Mädchen. Dabei lächelt sie, so dass ihre Zahnlücke keck zum Vorschein kommt.

Anna-Maria ist eins von 40 Nachwuchstalenten, die in den Kategorien Freiläufer, Figurenläufer, Kunstläufer, Anfänger und Neuling über das Krefelder Eis gleiten. Aus sechs Vereinen kommen die Mädchen und Jungen. 14 laufen für den ausrichtenden Krefelder Eissport-Verein. „Im vergangenen Jahr konnten wir nur zwei Nachwuchstalente an den Start schicken“, erinnert sich Cordula Meisgen. Über diese Entwicklung freut sich die Geschäftsführerin des Eisport-Vereins natürlich riesig. Unter den Startern ist auch ihre Tochter. Sie schaffte es auf das kleine, gelbe Siegerpodest. In der Kategorie Figurenläufer belegte sie Platz zwei. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagt die stolze Mutter verblüfft. Hatte die kleine Fiona doch bei Wettbewerben bislang immer ein bisschen Pech. Heute jedoch hat ihr Maskottchen, ein kleiner Stoff-Pinguin, ganze Arbeit geleistet. Glückte ihr zur Musik von „Die Schöne und das Biest“ sogar der Königssprung des Eiskunstlaufs, der Axel. Neben der Waagesitz-Pirouette das schwierigste Element in Fionas Kür. Fünf- bis sechsmal die Woche übt sie dafür mindestens eine Stunde mit Trainerin Svenja Schiffel. Nicht anders geht es den übrigen Nachwuchstalenten. Aber wer weiß, vielleicht zahlt sich die Mühe irgendwann aus. Und aus einem wird eine neue Eisprinzessin. Wie aus Tanja Szewczenko.

(RP)
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