Tennis-Bundesliga Federicos Gaios Jubel folgt Fassungslosigkeit
Neuss · Der HTC Blau-Weiß Krefeld führt nach den Einzeln in Neuss mit 3:1 und verliert die beiden anschließenden Doppel im Champions-Tiebreak – eine gefühlte Niederlage. Ob der eine Punkt im Kampf um den Klassenerhalt hilft?
Federico Gaio ist Italiener. Der 30-Jährige ist so etwas wie der Sunnyboy im Team des HTC Blau-Weiß Krefeld. Er ist immer für einen Spaß zu haben und versprüht gute Laune, sobald er zur Tür herein kommt. Doch damit war es am Sonntag um 18.02 Uhr gänzlich vorbei. Der temperamentvolle Südeuropäer zertrümmerte seinen Schläger. Doch der Wutanfall war damit auch schon vorbei. Er setzte sich auf die Bank und sackte in sich zusammen. Mit gesenktem Haupt saß er mutterseelenallein dort, bewegte sich kaum, 20 Minuten lang. Ein einziger Satz kam ihm über die Lippen. „Das darf nicht wahr sein, das ist unfassbar“, stammelte er mehrmals.
Was ihn derart fassungslos machte, war sein Doppel, das er gemeinsam mit Stefan Travaglia bestritten hatte. Den ersten Satz hatte das Duo glatt mit 6:1 gewonnen und damit die Weichen zum entscheidenden Punktgewinn gestellt, nachdem die Krefelder bei Tennis Ewige Liebe Blau-Weiss Neuss nach den Einzeln mit 3:1 geführt hatten. Doch es kam noch viel besser. Im zweiten Satz lagen die Gäste mit 4:1 und zwei Breaks in Front. Dass sie den Satz noch verloren, das machte nicht nur Gaio fassungslos, sondern auch die vielen Tennisfreunde aus der Seidenstadt, die in die Nachbarstadt gekommen waren, zumindest betrübt. Im Champions-Tiebreak wehrten Travaglia/Gaio bei einem 7:9-Rückstand noch zwei Matchbälle ab, aber am Ende verloren sie ein Spiel, dass sie schon gewonnen geglaubt hatten.
Das zweite Doppel, dass den so wichtigen vierten Punkt zum Sieg hätte holen können, lag von Beginn an zurück. Nach verlorenem ersten Satz lagen Juan Pablo Varillas und Flavio Cobolli im zweiten Satz bereits mit 0:5 hinten, um dann zu zeigen, dass im Tennis erst nach dem letzten verwandelten Matchball entschieden ist. Die beiden starteten eine fulminante Aufholjagd, gewannen den zweiten Satz im Tiebreak und erzwangen den Champions-Tiebreak, den sie jedoch knapp verloren.
Dass es nach den Einzeln sehr gut für die Krefelder ausgesehen hatte, war auch das Verdienst von Travaglia und Gaio. Letzterer hatte sich im ersten Spiel des Tages als nervenstark erwiesen und dank guter Leistung einen überzeugenden Siegerrungen. Sein Kollege Travaglia tat sich da schwerer. Er erwischte einen schlechten Start (0:3) und gab den ersten Satz ab. Doch er steigerte sich, erkämpfte im zweiten Satz einen Tiebreak und gewann anschließend den Champions-Tiebreak souverän.
Der erst 20 Jahre alte Flavio Cobolli sorgte für den dritten Sieg im Einzel, wobei seine Leistung, wie so oft bei jungen Spielern, schwankte. Erst spielte er stark und gewann den ersten Satz, danach lag er sofort zurück und wirkte lustlos; fast so, als wolle er sich für den Champons-Tiebreak schonen. Da trat er mutig auf und gewann klar.
Ist das 3:3 ein Punktgewinn oder Punktverlust? Es ist zumindest eine gefühlte Niederlage. Doch rein rechnerisch hat der Klub aus dem Stadtwald einen Punkt auf die Konkurrenten aus Ludwigshafen und Rosenheim gut gemacht. Es bleibt wahrscheinlich wieder bis zum letzten Matchball der Saison spannend.