Sport trotz Behinderung Snooker Freunde entwickeln Armprothese

Willich · Lange kann Wolfgang Reuter seinen Lieblingssport wegen Lähmungen nicht ausüben. Das lässt den Klubmitgliedern in Willich keine Ruhe. Sie tüfteln und basteln an einer Hilfe. Jetzt steht der ehemalige Zweitligaspieler wieder am Tisch.

 Mathias Rommerskirchen (links), der die Handprothese für Wolfgang Reuter geplant und entwickelt hat.

Mathias Rommerskirchen (links), der die Handprothese für Wolfgang Reuter geplant und entwickelt hat.

Foto: SFW

Eigentlich wollte Wolfgang Reuter nur einmal wieder bei seinem geliebten Billardsport reinschnuppern, hatte er doch seit 1984 Billard und seit 1995 Snooker selbst aktiv gespielt. Zu seiner aktiven Zeit galt er als der beste Einzelspieler der zweiten Bundesliga mit etlichen Turniersiegen, so in Bad Godesberg zwischen 1985 und 1995. Eine immer schlimmer werdende Nervenlähmung, die den Verlust der kompletten Bewegungsmotorik im linken Arm und teils auch in den Beinen nach sich zog, bedeutete für den selbständigen Automechaniker Wolfgang „Bübi“ Reuter das Ende seines so sehr geliebten Billardsports.

Nach 2006 hat er lange unter großen Anstrengungen versucht, das Snooker-Training wieder aufzunehmen. „Alles, wo Kugeln rollen, fasziniert mich“, sagt er. Elf Jahre später schloss er sich den Snooker Freunden Willich an. Der 62-Jährige verfügt über ein enormes Wissen über Spieltechnik, Queue-Führungen und Stoßtechniken. Um diese Gabe aber auch zukünftig an die Vereinsmitglieder weitergeben zu können, musste eine Möglichkeit gefunden werden, ihn und seine Billarderfahrungen wieder an den Tisch zu bringen.

Die Vereinsmitglieder fackelten nicht lange. In ihrem Mannschaftsbetreuer Mathias Rommerskirchen, ehemaliger Flugzeugbauer und selbständiger Industrieberater für Automobil- und Luftfahrttechnik, haben sie einen Tüftler und Bastler in ihren Reihen, der in seinem „Unruhestand“ zu Hause herumwerkelt. So entstand im Verein der Wille, für Wolfgang Reuter eine Prothese zu entwickeln, zu bauen und zu erproben. Mehrere Versuchsstadien haben in der Zwischenzeit dazu geführt, dass durch ständiges Ändern und Verbessern eine funktionsfähige Prothese entstanden ist, mit der „Bübi“ wieder zufriedenstellend spielen kann.

Wolfgang Reuter steht zur Freude aller Mitglieder trotz seiner Behinderung aktuell wieder am Snookertisch und kann sich seinem schon damals heiß geliebten Hobby wieder widmen. Durch echte Kameradschaft wurde es möglich, einen Spieler an den Tisch zurückzuholen, der jetzt wieder eine „starke Nummer“ im Mannschafts- wie im Einzelsport sein kann. „Wenn du so weiter machst, werden dich alle Gegner fürchten“, meinte ein Vereinsmitglied anerkennend.

Die Vereinskollegen freuen sich mit ihm, dass er sein Können wieder selbst vorführen und einige Lehrstunden den Snooker Freunden bieten kann. So ist der Vereinsname – Snooker Freunde – wahrlich nicht nur eine theoretische Bezeichnung, sondern die Vereinsmitglieder zeigen in der Praxis Freundschaft, Fairness, Verantwortung und Hilfsbereitschaft.

Die Mitglieder der Snooker-Freunde Willich setzen damit ein Zeichen für alle Freunde des Snookersports, die fälschlicherweise glauben, dass es mit einer Hand-oder Armbehinderung nicht möglich sein wird, diesen Sport auszuüben. Selbst für Geh-Behinderte oder Rollstuhlfahrer besteht die Möglichkeit, sie an den Snookertisch zu bringen. Mathias Rommerskirchen sagt: „Gerne empfangen wir Gäste, die sich – auch bei ähnlichen Behinderungen – für unseren Snookersport interessieren.“

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