Badminton Schenk tritt aus Nationalteam zurück

Krefeld · Die Weltranglistendritte begründet ihren Entschluss mit massiven Vorwürfen gegen den Verband: Er versuche, sie gefügiger zu machen. Auch ein Karriereende schloss die 30 Jahre alte Krefelderin nicht aus.

Badminton: Juliane Schenk gewinnt in Singapur
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Deutschlands beste Badminton-Spielerin, Juliane Schenk, hat ihren Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft erklärt und damit die Konsequenz aus den bereits seit den Olympischen Spielen 2012 in London laufenden Querelen gezogen. Zum Ende des Jahres 2013 scheidet die Weltranglistendritte somit aus dem Nationalteam aus.

Das geht aus einer persönlichen Erklärung der 30-Jährigen hervor, die unserer Zeitung vorliegt. Auch ein Karriereende schließt Juliane Schenk nicht aus: "Auch das ist sicherlich eine Möglichkeit", sagte die Hülserin gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. "Der Rücktritt aus dem Nationalteam ist der erste Schritt. Wie meine sportliche Zukunft aussieht, wird sich zeigen. Ausschließen kann und werde ich grundsätzlich nichts."

Bereits nach Olympia hatte sich Juliane Schenk lautstark über mangelnden Rückhalt und Unterstützung im eigenen Verband beklagt, weil sie der Auffassung sei, dass der Verband sie angesichts ihrer Erfolge als zu mächtig ansehe. Vor den Spielen in London hatte sie eigenen Wege und Trainingskonzepte eingeschlagen, arbeitet unter anderem mit einer Mentaltrainerin zusammen — was dem Verband offenbar ein Dorn im Auge war.

Laut Schenk habe der Verband versucht, sie "auf Norm zurecht zu stutzen, damit ich gefügiger werde". Dies habe aber nichts mehr mit ihren sportlichen Vorstellungen zu tun: "'Einigkeit und Recht und Freiheit' sind für mich nicht nur als Hymne bei der Medaillenvergabe erstrebenswert. Sie müssen sich als Werte in meinem Trainings- und Wettkampfalltag wiederfinden. Und zwar konstant, als Arbeitsgrundlage und nicht taktisch, je nach Bedarf. Daran mangelt es mir im Deutschen Badmintonverband. Mir ist tatsächlich der Respekt abhanden gekommen, was die Machenschaften unseres Verbandes betrifft. Macht sollte von Machen kommen! Und jeder sollte das in seiner Macht stehende tun, um mit sich und der Welt zufrieden zu sein. Das genau mache ich jetzt: Ich nehme mir die Freiheit, zu verlassen was mich nicht mehr glücklich macht, das Recht, in aller Öffentlichkeit zu kritisieren, was ich für falsch halte, und betrachte den Wunsch nach Einigkeit, indem alte Verbandsstrukturen mit neuem Zeitgeist belebt werden, als illusorisch", teilte Schenk in ihrer Erklärung dem Verband mit.

Martin Kranitz, Sportdirektor des Deutschen Badminton-Verbandes (DBV), bezeichnete den Entschluss der 30 Jahre alten WM-Dritten von 2011 und EM-Zweiten von 2010 und 2012 als "schade" und "bedauerlich", bestätigte aber die seit geraumer Zeit andauerenden Differenzen zwischen Schenk und dem Verband: "Es gibt Regeln im Zusammenwirken zwischen uns und den Aktiven. Da hatte Juliane Schwierigkeiten mit", sagte er. "Am Schluss passte nichts mehr zusammen", ergänzte Kranitz. Die Meinungen zwischen dem DBV und Schenk seien bereits seit zwei Jahren auseinandergegangen, fügte Kranitz an. Zuletzt habe man vergeblich versucht, eine gemeinsame Basis zu finden.

Schon bei der Team-WM in Kuala Lumpur in der vergangenen Woche hatte Juliane Schenk überraschend gefehlt — offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Mit ihrem jetzt bekannt gegebenen Rücktritt erscheint dies nun in völlig anderem Licht.

(RP/rl)
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