Fußball Mein Fan-Leben mit Horst Feilzer

Die Nachricht von Horst Feilzers Tod hat mir einen Stich versetzt. Einer der Helden meiner Jugend. Nicht mehr da. Mit 52 Jahren. Man versteht es nicht.

Horst Feilzer und ich. Damit verbindet sich die Erinnerung, dass ein Herz gefühlte 30 Sekunden auch ohne einen einzigen Schlag auskommen kann. DFB-Pokalfinale Bayer Uerdingen gegen den FC Bayern München am 26. Mai 1985: Zum ersten Mal hat der der DFB die beiden Endspielteilnehmer ins Berliner Olympiastadion geladen. Dieter Hoeneß bringt die turmhoch favorisierten Bayern nach acht Minuten in Führung. Eigentlich müssen die Bayern den Pokal nur noch abholen, oder? Nein, nur eine Minute später wuchtet Horst Feilzer das Leder aus der Drehung vorbei am machtlosen Raimund Aumann zum 1:1 in die Maschen.

Herzstillstand. Explosion von Adrenalin und Endorphin. Alles gleichzeitig. Die Bayern konsterniert. "Cup" Wolfgang Schäfer zementiert nach der Pause mit seinem Treffer den triumphalen 2:1-Sieg. Matthes Herget reckt den Pokal in die Höhe: Da isser der Pott. Sportchef H.G. Martin schlagzeilt in der Rheinischen Post: "Feldkamps Taktik schnürte das Herz der Bayern-Elf ab." Diese Zeitungsseite hängt bei mir an der Wand, bis sie restlos vergilbt ist.

Das Olympiastadion feiert aus zehntausend Kehlen den krassen Außenseiter aus Krefeld-Uerdingen, der den einzigen bedeutenden Titel seiner Vereinsgeschichte gewinnt und mittlerweile ein erbärmliches Dasein in der Niederrheinliga fristet.

Horst Feilzer also. Der erste dieser großen Uerdinger Mannschaft, der nun verstorben ist. Irgendetwas von mir ist mitgegangen. 1983 sitze ich auf der Tribüne des Grotenburg-Stadion, das damals noch Grotenburg-Kampfbahn heißt. Mit zwei Toren zum 1:0 und 2:0 (9./39.) im ersten Bundesliga-Relegationsspiel gegen Schalke 04 reisst Feilzer den Traditonsclub aus allen Träumen. 1:3 gehen die Knappen schließlich unter und nach dem 1:1 im Rückspiel jubelt der kleine Uerdinger Pulk im Parkstadion. Schalke steigt ab.

19. März 1986: Der legendäre Europacup-Traum. Uerdingen gegen Dresden 7:3 nach einem 1:3 zur Pause und 0:2 im Hinspiel. Fünf meiner sieben Freunde gehen zur Halbzeit nach Hause. Mein Kumpel und ich bleiben und liegen uns während der zweiten Hälfte weinend in den Armen. Horst Feilzer gehört zur Mannschaft.

All das werde ich nie vergessen. Danke Horst.

(rpo)
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