Zum Abschluss eine Medaille Aline Focken hört nach Olympia auf

Krefeld · Die Ringerin hat sich schon für Tokio 2020 qualifiziert und möchte das Karrierende mit einer Medaille krönen.

 Aline Focken (oben) erreichte gegen Adeline Gray bei der WM in diesem Jahr das Halbfinale und qualifizierte sich damit für die Olympischen Spiele 2020.

Aline Focken (oben) erreichte gegen Adeline Gray bei der WM in diesem Jahr das Halbfinale und qualifizierte sich damit für die Olympischen Spiele 2020.

Foto: dpa/Kadir Caliskan

Das Ziel liegt in nicht mehr allzu ferner Zukunft, doch es schwingt schon ein wenig Wehmut ob der Zeit danach mit. So bei der Ehrung, die der Ringerin Aline Focken anlässlich des Gewinns der Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft von ihrem Verein Germania Krefeld zuteil wurde. „Das wird meine letzte Saison als Ringerin, und die möchte ich, wenn möglich, mit einer Medaille bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio beenden“, sagt die Hülserin. Der anschließende Applaus zeigte dann, wie sehr die Ringer-Gemeinde hinter ihr steht und die Daumen für das Vorhaben drückt. Die 28-Jährige ist nicht nur ein Publikumsliebling, sondern auch ein Vorbild.

Das Ringen war ihr quasi in die Wiege gelegt, ist ihre Familien doch schon seit mehreren Generationen in dieser Disziplin aktiv. „Ich bin in der Turnhalle groß geworden. Da ich als Kind immer zappelte und Wutausbrüche hatte, war Ringen für mich zu Beginn so eine Art Rauslassventil“, sagt sie und deutet auf die Matte, wo zwei Kinder rumbalgen: „Das ist die nächste Generation, die Kinder von meinem Bruder.“

Mit vier Jahren begann Aline Focken mit dem Training, mit sieben feierte sie ihren ersten Turniersieg. Dazwischen lagen viele Niederlagen, die tränenreich endeten. Doch je mehr Siege es gab, desto stärker wurde das Selbstbewusstsein. Mit 13 Jahren wurde sie Dritte der Deutschen Meisterschaft, 2006 folgte die erste Europameisterschaft bei den Junioren. „Wenn es auf die Reise ging, dann war ich immer für Neues zu. Mein Vater war meist als Trainer oder Betreuer mit dabei“, erzählt die gelernte Sporttherapeutin

2014 gab es dann die große Überraschung: Focken gewann bei der Weltmeisterschaft in der Klasse bis 69 kg den Titel. „Ich hatte da ein gutes Jahr und bei der WM eine Medaille angepeilt. Ins Finale bin ich ohne großen Druck gegangen und habe gewonnen“, sagt sie.

Fortan war die Hülserin die Gejagte. „Es hat lange gedauert, um das zu verkraften. Der physische Druck war schon sehr groß“, sagt die zwölfmalige Deutsche Meisterin. Entsprechend groß war die Enttäuschung, als sie bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio nur Neunte wurde.

Im vergangenen Jahr gab es eine Neuregelung durch den Weltverband und sie entschied sich, von der 69 Kilo- in die 75 Kilo-Klasse zu wechseln. „Ich musste zuvor immer sechs Kilogramm runter bekommen, das war hart. Durch die neue Einteilung ist die Situation jetzt eine andere, denn du musst früher fit sein“, erklärt Focken. Dass sie in dem Bereich die leichteste Ringerin ist und damit zumeist körperlich unterlegen, dem begegnet sie mit technischem Geschick und taktischer Marschroute mit Erfolg.

In diesem Jahr war der Druck groß. Um nach Tokio zu gelangen, musste Focken entweder im WM-Halbfinale stehen oder zwei weitere Qualifikationsturniere bestreiten. „Bei der WM hatten wir 45 Teilnehmer und ich hatte mich gerade erst umgestellt. Als ich das Halbfinale war, sind mir so einige Steine von den Schultern gefallen. Ich wollte abliefern und habe das auch getan“, sagt sie.

Jetzt ist der Blick auf Tokio gerichtet. „Es werden auf jeden Fall zehn Trainingseinheiten pro Woche werden. Ob ich bei der EM im Februar starte, weiß ich noch nicht“, sagt sie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort