Fußball Kreisvorstand wirbt für besseres Benehmen auf den Fußballplätzen

Fußball · Gerade in den tieferen Spielklassen ist der Umgang zwischen Spielern untereinander und mit den Schiedsrichtern rauer geworden. Ein Workshop in Nettetal sollte ein Umdenken anstoßen.

 Toni Schumacher und Dieter Pauly haben es 1981 vorgemacht, wie er nicht sein sollte - der Umgang zwischen Spielern und Schiedsrichtern.

Toni Schumacher und Dieter Pauly haben es 1981 vorgemacht, wie er nicht sein sollte - der Umgang zwischen Spielern und Schiedsrichtern.

Foto: Wiechmann

Fair geht vor. Seit Jahren steht dieser Slogan im Fußball für den fairen und respektvollen Umgang miteinander. Aber offensichtlich tun sich viele Beteiligte in jüngerer Vergangenheit immer schwerer, ihn mit Leben zu füllen. Aus diesem Grund hatte der Vorstand des Fußballkreises Kempen/Krefeld unter dem Titel "Gewalt auf Sportplätzen???" die 123 Trainer und Spielführer aller Mannschaften aus den Kreisligen B und C verpflichtend auf drei Tage verteilt zu einem Workshop in das Kreisjugendheim nach Lobberich eingeladen.

Wohlweislich hatten die Organisatoren drei Fragezeichen hinter den Titel gesetzt. Die Konfrontation mit dem Thema Gewalt ist nicht ganz so angenehm. Und so brauchten die vielen Männer und vereinzelten Frauen in Lobberich ein wenig, um sich darauf einzulassen. Aber der Kreisvorsitzende Willi Wittmann, Fußballobmann Hubert Hinrichs, Schiedsrichterobmann Werner Gatz und Kreisspruchkammer-Vorsitzender Reiner Hohn waren nicht auf Kuschelkurs. Sie wollten sensibilisieren. "Wir wollen von euch etwas entgegennehmen, wie wir mit Gewalt umgehen sollen", sagte Wittmann. Aus gegebenem Anlass, denn die Organisatoren machten deutlich, dass etwas im Argen auf heimischen Fußballplätzen, gerade in der jüngeren Vergangenheit ist das Klima rauer geworden. So berichteten sie von Tritten und Schlägen, zitierten aus Spielberichten verbale Ausfälle. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Im vergangenen Jahr landeten im Kreis 100 Vorfälle unterschiedlichster Art vor der Spruchkammer. "Damit liegen wir an zweiter Stelle hinter Duisburg" so Hohn. Ein unrühmlicher zweiter Platz.

"Warum spielt ihr eigentlich Fußball?", fragte Hinrichs ein wenig provokativ in die Runde. Spaß, etwas für die Gesundheit tun und gewinnen wollen, wurden als Gründe genannt. Es sei allerdings ein komischer Spaßfaktor, so Hinrichs, sich 90 Minuten verbissen vor die Socken zu hauen. Die Gründe für das gestiegene Aggressionspotenzial sind vielschichtig. "Die Gesellschaft ist so, wo ist denn da im Alltag der nötige Respekt", war ein Argument. Viele Spieler seien schon von der Jugend negativ geprägt, die Kameradschaft früherer Jahre gebe es heute nicht mehr in dem Maße. Auch das Internet trage seinen Teil dazu bei und natürlich die großen Vorbilder in der Bundesliga. "Die Bundesliga ist nicht unser Maßstab", entgegnete Hinrichs. Sie habe wenig mit dem Alltag im Amateurbereich zu tun, meint Andreas Stattrop von der Arbeitsgruppe Gewalt gegen Schiedsrichter. Hinrichs appellierte an die Trainer, ihre Spieler nicht nur "heiß zu machen", sondern auch auf die Fairness hinzuweisen. Bei dem, was auf den Fußballplätzen schiefläuft, ist der Umgang der Spieler untereinander nur ein Aspekt, der Umgang mit den Schiedsrichtern ein anderer. Ein Reizthema für viele Aktive, einige sprachen in Lobberich davon, dass die Unparteiischen wie "Könige über den Rasen schweben" oder von der "Spruchkammer als Herrgötter". Für den Schiedsrichtervertreter Andreas Stattrop Anlass, darauf hinzuweisen, dass Fehler auf dem Platz von Unparteiischen und Spieler nicht zu verhindern seien. Ein Grund für Handgreiflichkeiten sei das dennoch nicht. So wie am vorigen Wochenende, als ein junger Schiedsrichter in einer Disco von einem Spieler angegriffen worden sei. Wie ernst die Lage ist, zeigt, dass die Schiedsrichter des Fußballkreises Kempen/Krefeld eine Notfallkarte entwickelt haben, auf denen Verhaltensregeln für den Ernstfall zu finden sind.

Die Unparteiischen haben sich also schon länger mit möglichen Konsequenzen aus der negativen Entwicklung beschäftigt. Das Treffen in Lobberich will jetzt auch der Kreisvorstand zum Anlass zu weiteren Gegenmaßnahmen nehmen. "Bei unserer nächsten Schulung werden wir die Schiedsrichter mit den Äußerungen den Workshops konfrontieren", sagte Obmann Werner Gatz. Darüber hinaus soll eine solche Veranstaltung möglichst bald auch für Junioren und A-Kreisligisten auf die Beine gestellt werden. "Außerdem wollen wir ein schriftliches Resümee ziehen, damit wir den Vereinen auch etwas an die Hand geben können", ließ Werner Gatz wissen.

(RP)
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