Radsport Johanna Gref arbeitet am Comeback

Krefeld · Eine Herzmuskelentzündung zwang die 18-Jährige vom VfB Büttgen seit Dezember eine längere Pause einzulegen.

 Johanna Gref (links)  vom VfR Büttgen möchte gerne wieder im Fahrerfeld vorne mitmischen.Dafür ackerte sie nach langer gesundheitsbedingter Pause an ihrem Comeback im Radsattel.

Johanna Gref (links)  vom VfR Büttgen möchte gerne wieder im Fahrerfeld vorne mitmischen.Dafür ackerte sie nach langer gesundheitsbedingter Pause an ihrem Comeback im Radsattel.

Foto: Gref

Wer die 18-jährige Krefelderin Johanna Gref in ziviler Kleidung sieht, der kann sich kaum vorstellen, dass sie sich in ihrer Sportart zu einem wahren Kraftpaket wird. Ihr Sportgerät ist seit neun Jahren das Rennrad, mit dem sie auf der Straße oder in der Halle auf der Bahn unterwegs ist. „Im Prinzip bin ich durch meinen Radsport begeisterten Vater und meinem Bruder Lukas zum Radrennen gekommen. Lukas hatte zur Kommunion ein Rennrad bekommen, und als es für ihn zu klein wurde habe ich es ihm abgekauft“, erinnert sich die Gymnasiastin. Als der drei Jahre ältere Bruder begann, sich auf Straßenrennen im Nachwuchsbereich zu beweisen, war Johanna ebenfalls mit dabei und startete dabei gleichzeitig auf den „Erste Schritt“-Rennen der jeweiligen Veranstaltungen. Ein Sieg blieb ihr hier allerdings verwehrt, dennoch entschloss sie sich mit elf Jahren, das Cheerleading für das Rad aufzugeben.

In der U11/U13 gab es die erste Fahrerlizenz und dann auch gleich der erste Sieg. „Das war bei der LVM Omnium Bahn 2013 in Büttgen und war mega cool“, kommt es freudig aus ihr heraus. Fortan war der Reiz gesetzt weiter zu machen. In ihrem Verein, dem Radsportteam Bockum, gab es jedoch keinerlei Jugendarbeit in dieser Hinsicht. Also entschloss sie sich im gleichen Jahr zum VfR Büttgen zu wechseln, dessen Nachwuchsarbeit vorbildlich ist. „Ich mag es, mich zu quälen und mich selber an meine Grenzen zu bringen. Das Training mit älteren Jungs war für mich immer eine Herausforderung“, sagt Gref. Dem Alter und dem Leistungsstand entsprechend gab es vom Trainer angepasste Übungen was Antritt und Intervalltraining angeht. Gref wurde systematisch an ihre Grenzen gebracht ohne überfordert zu werden. Auch wenn das erste Jahr in Kaarst keine großen sportlichen Erfolge einbrachte, so war es ein ausschlaggebendes. „Ich bin in dieser Phase mental stärker geworden. Der Wille zu trainieren ist da, inzwischen habe ich auch sehr viel Ahnung davon, wie richtig trainiert wird“, fährt sie weiter fort.

Seit 2019 ist Gref in der U19-Bundesliga für den Landesverband NRW unterwegs, wo sie gleich im ersten Rennen einen guten Einstand hatte. Ungern blickt sie hingegen an Ostern des vergangenen Jahres zurück: „Da stand mir ein Auto im Weg. Das war ärgerlich, zumal es mit noch anfangs gut ging.“ Der Schock folgte dann zwei Wochen später mit der Diagnose Handgelenkbruch. Die Folgen waren zehn Wochen Pause und Tage, an denen die Abiturientin deprimiert war. „Ich war gerade gut in Form und hatte gehofft, auch mal bei großen Rennen zu glänzen“, erklärt Gref den Grund dazu. Zum Glück gab es da noch Mentaltrainerin Grit Moschke, die in vielen Telefonate und Gesprächen dafür sorgte, dass das Nachwuchstalent nicht in ein tiefes Loch fällt. So wurde ein Plan erarbeitet sich abzulenken, den Kopf freizubekommen, um den Leistungsabbau nicht zu beschleunigen. Positiven Denken war angesagt. Bei den Deutschen Bahnmeisterschaften 2019 hatte Gref nur fünf Wochen Vorbereitungszeit und war noch nicht auf 100 Prozent, dennoch schaffte sie es in der Mannschaftsverfolgung (3.), dem Punktfahren (10.) und in der 2er Mannschaft (6.) jeweils in den Top-Ten zu landen. Gref selber war zufrieden mit dem Geleisteten und machte sich damit aufmerksam beim Landestrainer. „Ihm hatten meine Rennen gefallen. Er hat festgestellt, dass mir nur an den wichtigen Stellen die Kraft noch fehlt“, sagt weiter. Es ging aufwärts, nach einem Trainingslager wurde noch mehr an Leistung hinzu gewonnen. Doch dann stand im August wieder ein Auto im Weg und das Saisonende auf der Straße kam früher als erhofft. Auch die Wintersaison erweis sich als problematisch, im Dezember wurde eine Herzmuskelentzündung festgestellt so dass die Pause bis Mitte März anhalten sollte. „Es war irgendwie komisch wieder im Sattel zu sitzen. Ich hatte Angst nicht mehr an meine alte Leistung heran zu kommen“, waren die ersten Gedanken beim ersten Comeback-Test. Mit den Trainern an ihrer Seite erfolgt derzeit ein Wiedereinstieg ohne Druck aufzubauen für ein weiteres Comeback. „Manchmal müssen die mich zügeln, denn ich empfinde es vom Trainingsumfang her etwas zu langsam . Aber jedes Training bringt mich weiter nach vorne. Ich merke schon, dass die lange Pause nicht so einfach wegzustecken ist. Aber ich bin stolz auf mich, dass ich das ohne Schäden wieder alles hinbekomme habe“, sagt Gref und fügt auch gleich ihre Planung für 2020 hinzu: „Ich wollte erst Ende Mai wieder in Rennen einsteigen und wenn alles klappt bei der Bahn DM endlich abliefern.

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