Amateur-Fußball Schiedsrichter: Alte müssen weiterpfeifen

Krefeld · Im Fußball-Kreis Kempen-Krefeld liegt der Altersdurchschnitt bei den Neulingen bei 30 Jahren. Der Kreis-Schiedsrichter-Obmann Andreas Kotira hofft für den neuen Lehrgang am 11. Juni auf viele Interessenten.

 Der Kreisschiedsrichter-Obmann Andreas Kotira hofft beim nächsten Lehrgang auf viele Neulinge.

Der Kreisschiedsrichter-Obmann Andreas Kotira hofft beim nächsten Lehrgang auf viele Neulinge.

Foto: AK

In der Fußball-Bundesliga müssen Schiedsrichter im Alter von 47 Jahren ihre Karriere beenden. Besonders diskutiert wurde kürzlich in den Medien der Abschied von Manuel Gräfe aus Berlin. Obwohl sich Vereine und Aktive für ihn stark gemacht hatten, blieb der DFB-Schiedsrichterausschuss bei seiner Linie, dass mit 47 Jahren Schluss ist.

Im Fußballkreis Kempen-Krefeld ist man derzeit aber mehr denn je auf ältere Schiedsrichter angewiesen, weil der Nachwuchs an Jungschiedsrichtern fehlt. „Seit Anfang 2020 haben wir in drei Lehrgängen, die allerdings wegen Corona alle online stattfinden mussten, 38 neue Schiedsrichter ausgebildet“, sagt Kreisschiedsrichter-Obmann Andreas Kotira (SV St. Tönis). Das Durchschnittsalter der Neulinge liegt bei 30 Jahren, und es sind lediglich fünf Schiedsrichter unter 18 Jahren dabei.

„Mittelfristig und langfristig wird das dazu führen, dass 50-jährige Schiedsrichter ein C-Juniorenspiel leiten müssen“, sagt Kotira. Der Kreisschiedsrichterausschuss hat jetzt einen entsprechenden Aufruf an die Vereine gerichtet auch Jugendliche im Alter ab 14 Jahre für das Schiedsrichteramt zu gewinnen um dieser Entwicklung entgegen zu treten. „Es ist sicher mal schön, wenn ein älterer Schiedsrichter ein Jugendspiel leitet. Auf Dauer wollen wir aber doch eher auf die Jugend setzen. Und wenn man in jungen Jahren beginnt, hat man bei entsprechendem Fleiß und Talent auch die Chance in höhere Klassen aufzusteigen“, merkt Kotira an.

Dazu gibt es im Kreis gute Beispiele. Der 20-jährige Lucian Wohlers (VfL Willich) und der 21-jährige Moritz Behrend (Preußen Krefeld) sind seit 2014 Schiedsrichter und jetzt in die Landesliga aufgestiegen. Leon Schaafs (Preußen Krefeld) ist seit drei Jahren Schiedsrichter und hat jetzt im Alter von 18 Jahren bereits den Sprung in die Bezirksliga geschafft.

Lena Mertens (TSV Boisheim), die seit sechs Jahren Spiele leitet und 23 Jahre alt ist, steht vor dem Sprung in die Frauen-Regionalliga, der dritthöchsten deutschen Spielklasse. Auch die beiden Aushängeschilder der hiesigen Schiedsrichtervereinigung Isabel Steinke (SV St. Tönis) und Lukas Dyck (Thomasstadt Kempen) sind früh Schiedsrichter geworden und können auf der Karriereleiter noch weiter nach oben steigen. Steinke ist 26 Jahre alt, begann mit 16 Jahren und pfeift derzeit bei den Herren in der Oberliga und bei den Frauen in der zweiten Bundesliga. Dyck ist 22 Jahre, er absolvierte seinen Lehrgang mit 14 Jahren und ist seit dem vergangenen Sommer auch in der Oberliga an der Pfeife.

Derzeit zählt der Fußballkreis etwa 230 aktive Schiedsrichter, die im Durchschnitt 41 Jahre alt sind und an den Wochenenden und häufig auch in der Woche die Spiele leiten, wenn hoffentlich nach Corona der Ball bald wieder rollt. Lediglich 25 dieser Schiedsrichter sind unter 18 Jahre. Dafür aber 79 zwischen 46 und 70 Jahren und sogar 28 zwischen 71 und 86 Jahren. Der älteste aktive Schiedsrichter ist Herbert Küppers (SV St.Tönis). Er leitet immer noch Spiele der Alten Herren.

„In der Saison 2019/20, bis zur Einstellung des Spielbetriebes im März 2020 hatten wir 224 Schiedsrichter im Einsatz, die 4180 Spiele gepfiffen haben. Etwa 30 dieser Schiedsrichter haben am Wochenende gerade bei den Junioren mindestens zwei Spiele geleitet, ansonsten hätten wir keine Schiedsrichter zu den Spielen der Jugendkreisklasse schicken können. Deshalb hoffe ich für den am 11. Juni beginnenden Lehrgang noch auf Anmeldungen, gerade jüngerer Interessenten“, sagt Kotira.

Anmeldung: neulingslehrgang@sr-kempenkrefeld.de

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