Fussball Ibrahimaj schießt den KFC an die Spitze

München · Die Uerdinger krönen ihre englische Woche mit einem 1:0-Sieg beim TSV 1860 München im ausverkauften Hexenkessel an der Grünwalder Straße. Der Aufsteiger übernimmt die Tabellenführung in der Dritten Liga.

 Der Uerdinger Ali Ibrahimaj versetzt den Münchener Simon Lorenz und erzielt das viel umjubelte Siegtor.

Der Uerdinger Ali Ibrahimaj versetzt den Münchener Simon Lorenz und erzielt das viel umjubelte Siegtor.

Foto: Stefan Brauer

Der Stadionsprecher hatte die Szene nicht richtig gesehen. Er verkündete, Lucas Musculus habe das Tor erzielt. Doch der Torjäger, deram Mittwoch gegen Meppen (3:2) in der Nachspielzeit den Siegtreffer markiert hatte, war diesmal in die Rolle des Vorbereiters geschlüpft und hatte für Ali Ibrahimaj aufgelegt. Wie der vom Zweitligisten Sandhausen gekommene Stürmer Münchens Torhüter Hendrik Bonmann ausguckte, war eine Klasse für sich. Der in Rüsselsheim geborene Angreifer war nicht sauer, dass der Stadionspreher ihm seinen Treffer geklaut hatte. „Von mir aus kann er ruhig Musculus als Torschützen nennen. Hauptsache, wir haben gewonnen“, sagte er freudestrahlend.

Es war ein abwechslungsreiches, kampfbetontes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten. Und in der 90. Minute hatten sich wohl fast alle mit dem torlosen Unentschieden angefreundet – es wäre durchaus gerecht gewesen. Denn die Gastgeber hatten die Mehrzahl der Chancen; kurioserweise vor der Pause, als die Uerdinger ein gutes Spiel zeigten. Und innerhalb von fünf Sekunden trafen die Gastgeber gleich zwei Mal die Latte: zunächst mit einem abgerutschten Freistoß und den Abpraller köpfte Adriano Grimaldi noch einmal vor den Querbalken.

Nach dem Wechsel waren die Löwen drücknd überlegen, kamen allerdingskaum noch zu Mögichkeiten. Uerdingens Trainer Stefan Krämer brachte Manuel Konrad, um das Siel im Mittelfeld, das phasenweise völlig preisgegeben wurde, wieder zu stabiisieren, was auch gelang. „Es war ein unfassbarer Spielverauf“, meinte Ali Ibrahimaj. „Wir haben 90 Minuten hart gearbeitet und alles raus gehauen. Dann am Ende in München zu gewinnen, das ist umso geiler.“

Dass die Uerdinger wieder in der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielt haben, dafür hat Ibrahimaj auch eine Erklärung. „Wir sind fit“, sagt er. „Und der Trainer hat ein gutes Händchen.“ Was ihn allerdings auch irgendwie ärgert. Denn „viel lieber würde ich natürlich von Beginn an spielen“.

Krämer ist froh, dass seine Wechsel derart funktionieren. „Es freut mich, wenn die Wechsel passen“, sagte er mit Blick auf Ibrahiaj, aber auch auf Konrad. „Da zeigt sich, wie wichtig es ist, eine starke Bank zu haben. Ali ist immer schnell im Spiel, er braucht keine Anlaufzeit. Das heißt aber nicht, dass er immer erst eingewechselt wird. Wir hatten schon heute überlegt, ihn von Beginn an zu bringen.“

Stefan Aigner hingegen war von Beginn an dabei, obwohl es ihm schon Tage zuvor mulmig war. „Es ist ein blödes Gefühl bei seinem Heimatverein auswärts aufzulaufen“, sagte er. Doch hatte er die Aufgabe 90 Minuten lang absolut professionell gelöst, auch wenn er zwei Chancen vergeben hatte. Dass es nur wenige Pfiffe gegen ihn gegeben hatte, freute ihn. „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich im Herzen ein Löwe bin.“ Die Joker-Qualitäten seiner Mitspieler sind für ihn keine Überraschung: „Bei uns können alle den Ball in Tor schießen, auch der Torhüter.“ So ließen sich die Spieler nach dem Schlusspfiff vor der Kurve von ihren 700 mitgereisten Fans feiern.

Dass der Aufsteiger nach vier Spieltagen an der Tabellenspitze steht und die Fans euphorisiert sind, ist für Krämer kein Problem. „Auf das Umfeld habe ich nur bedingt Einfluss“, sagt er. „Die Mannschaft weiß, dass sie jetzt zwar drei Mal in Folge gewonnen hat, aber sie weiß auch, wie schwer das war. Ohne die beiden Treffer in der Nachspielzit hätten wir vier Punkte weniger. Wir werden nicht abheben, sondern demütigt bleiben.“

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