Das war Krefelds Sportjahr 2013 Juliane Schenk: erst Rücktritt, dann Rauswurf

Krefeld · Das Jahr für Deutschlands beste Badminton-Spielerin war überschattet vom Dauer-Zoff zwischen ihr und dem Badminton-Verband, der im Rauswurf aus dem Nationalkader gipfelte.

Das war Krefelds Sportjahr 2013: Juliane Schenk: erst Rücktritt, dann Rauswurf
Foto: dpa

Wohl selten war ein Jahr in der Karriere von Deutschlands bester Badminton-Spielerin Juliane Schenk so einschneidend wie 2013. Dem sportlichen Werdegang auf dem Höhenflug, der sie bis auf den zweiten Platz der Weltrangliste brachte, folgte die Eskalation eines Streits zwischen ihr und dem Badminton-Verband.
Die 30-Jährige hatte Ende Mai ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft zum Jahresende 2013 angekündigt und auch ihre Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Mixed abgesagt. Bereits nach Olympia 2012 hatte sie sich lautstark über mangelnden Rückhalt und Unterstützung im eigenen Verband beklagt, weil sie der Auffassung sei, dass der Verband sie angesichts ihrer Erfolge als zu mächtig ansehe.

Vor den Spielen in London hatte sie eigene Wege und Trainingskonzepte eingeschlagen, arbeitet unter anderem mit einer Mentaltrainerin zusammen — was dem Verband offenbar ein Dorn im Auge war. Laut Schenk habe der Verband versucht, sie "auf Norm zurecht zu stutzen, damit ich gefügiger werde". Dies habe aber nichts mehr mit ihren sportlichen Vorstellungen zu tun: "‘Einigkeit und Recht und Freiheit' sind für mich nicht nur als Hymne bei der Medaillenvergabe erstrebenswert. Sie müssen sich als Werte in meinem Trainings- und Wettkampfalltag wiederfinden. Und zwar konstant, als Arbeitsgrundlage und nicht taktisch, je nach Bedarf. Daran mangelt es mir im Deutschen Badmintonverband. Mir ist tatsächlich der Respekt abhanden gekommen, was die Machenschaften unseres Verbandes betrifft. Macht sollte von Machen kommen! Und jeder sollte das in seiner Macht stehende tun, um mit sich und der Welt zufrieden zu sein. Das genau mache ich jetzt: Ich nehme mir die Freiheit, zu verlassen was mich nicht mehr glücklich macht, das Recht, in aller Öffentlichkeit zu kritisieren, was ich für falsch halte, und betrachte den Wunsch nach Einigkeit, indem alte Verbandsstrukturen mit neuem Zeitgeist belebt werden, als illusorisch", teilte Schenk in ihrer Erklärung dem Verband mit.

Das Präsidium des DBV reagierte daraufhin und warf die Hülserin mit sofortiger Wirkung aus dem Nationalkader. "Wir sehen derzeit keine Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Juliane Schenk", sagte DBV-Präsident Karl-Heinz Kerst. Grund seien Verstöße seitens Schenk gegen übliche Verhaltensregeln sowie überzogene Forderungen der gebürtigen Krefelderin gegenüber dem Spitzenverband. "Nach den Olympischen Spielen in London haben wir unsere Erwartungen und Anforderungen gegenüber Juliane Schenk formuliert. Diese gelten für alle Athleten gleichermaßen", erläuterte Dietrich Heppner, der für den Leistungssport zuständige Vizepräsident im DBV.

Zwei Monate später sagte Hülserin ihren geplanten Start bei der Individual-Weltmeisterschaft in China ab, für die der Verband die 30-Jährige gemeldet hatte. "Ich bin momentan ohne Trainingsmöglichkeit in Deutschland und habe keine finanzielle Unterstützung, um an internationalen Turnieren teilzunehmen. Wie kann ich da bei einer Weltmeisterschaft an den Start gehen? Ich bin jetzt eine unabhängige Spielerin und habe die WM aus Prinzip abgesagt", sagte Schenk seinerzeit und spielte fortan in der indischen und chinesischen Profiliga.

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