Frauenfußball In Krefeld noch wenig verbreitet

Im nächsten Jahr findet zum ersten Mal eine Frauen-Fußballweltmeisterschaft in Deutschland statt. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verspricht sich vom Turnier viel - auch für die Basis.

"Ich wünsche mir, dass die Frauen-WM 2011 überall im Land einen Schub auslöst. Das große Ziel des DFB lautet Nachhaltigkeit. Jedes Mädchen, das Fußball spielen möchte, soll in seiner Region eine Mädchen-Fußballmannschaft finden", sagt die weibliche Version Franz Beckenbauers, Steffi Jones, die Präsidentin des WM-Organisationskomitees.

Allerdings ist Frauenfußball in Krefeld noch weitestgehend eine Randsportart. Denn nur der SC Viktoria Krefeld, der Linner SV und der CSV Marathon Krefeld bieten ihn hier an.

Zudem ist der SC Bayer 05 Uerdingen mit zwei Mannschaften im Mädchenbereich vertreten. Und im Umland stellen der SV Grefrath und der TuS St. Hubert als Landesligisten die ranghöchsten Teams. Grefrath führt übrigens derzeit die Tabelle an, gewann am Wochenende mit 20:0 (!) gegen Schwafheim.

"Das Interesse steigt. Aber von der WM erwarte ich keinen radikalen Schritt nach vorne, sondern dass es peu á peu voran geht", glaubt Markus Eitner, Erster Vorsitzender des SC Viktoria Krefeld.

Der "Herr" über die mit zwei Damen- und drei Mädchenteams größte Frauenfußballabteilung Krefelds äußert sich aus mehreren Gründen eher skeptisch. Immer noch sind die Herrenfußballer die deutlich größeren Vorbilder - auch der weiblichen Kicker.

Das EM-Qualifikationsspiel der deutschen Männer-Nationalmannschaft gegen Türkei verfolgten 15 Millionen im Fernsehen, das letzte Testspiel der Damen gegen Kanada nur 2,26 Millionen. "Vergöttert werden nur die Herren der Schöpfung", sagt Jürgen Steckelbruck, der Geschäftsführer des SC Viktoria Krefeld, der außerdem die weibliche U19 betreut.

Es ist etwas anderes, eine Damenmannschaft zu betreuen. Steckelbruck etwa steht ein weiblicher Betreuer zur Seite. Denn es gibt Themen, über die seine Spielerinnen nur mit einer Frau reden können.

Trotzdem finden sich auch Eltern, die ihren Töchtern das Fußballspielen verbieten wollen. "Die Vorurteile gibt es immer noch. Wir versuchen zwar mit den Eltern zu reden, aber respektieren am Ende deren Entscheidung", sagt Eitner.

Dabei könnten die Seidenstädter problemlos weitere Spielerinnen aufnehmen. Genügend Kabinen und sanitäre Anlagen sind am Schroersdyk vorhanden, zumal die Trainingszeiten von Frauen und Männer getrennt werden.

An fehlenden Kapazitäten liegt es also zumindest bei der Viktoria nicht, dass der Frauenfußball derzeit in der Seidenstadt über die Rolle einer Randsportart nicht hinauskommt. Sondern noch am fehlenden Interesse. WM-OK-Chefin Jones ist sich jedoch sicher, "dass viele nach der Frauen-WM sagen werden, unsere Fußballerinnen sind klasse. Dies wird das Image des Mädchen- und Frauenfußballs langfristig positiv beeinflussen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort