Handball "Ich muss mir nichts mehr beweisen"

Handball · Olaf Mast kennt fünf seiner künftigen Gegner in der dritten Handball-Bundesliga als Trainer oder als Spieler. Der Trainer des SC Bayer Uerdingen geht mit recht bescheidenen Erwartungen in die Saison, die am 1. September beginnen wird.

 Olaf Mast (Mitte) im Gespräch mit Oliver Schaulandt (li.) und Heinrich Löhr. Der Trainer des SC Bayer Uerdingen will mit dem laut eigener Aussage kleinstem Etat der Dritten Liga mit seiner Mannschaft erneut eine gute Rolle spielen.

Olaf Mast (Mitte) im Gespräch mit Oliver Schaulandt (li.) und Heinrich Löhr. Der Trainer des SC Bayer Uerdingen will mit dem laut eigener Aussage kleinstem Etat der Dritten Liga mit seiner Mannschaft erneut eine gute Rolle spielen.

Foto: Lothar Strücken

Heute auf den Tag genau in einem Monat beginnt die Handballsaison in der dritten Liga West. In der tritt aus Krefeld neben dem SC Bayer 05 Uerdingen auch Aufsteiger DJK Adler Königshof an. Uerdingens Trainer Olaf Mast hat aus der Liga schon die Mannschaften von Korschenbroich und Königshof trainiert. Zudem ist er als Spieler für Dormagen, Hagen und Rheinhausen aufgelaufen, die ebenfalls in dieser Liga antreten. Mit ihm sprachen Heinrich Löhr und Oliver Schaulandt.

Kann es einen größeren Kenner dieser Liga geben?

Olaf Mast Letztendlich kann ich diese Frage nicht beantworten, aber die Teams von Adler und Kor-schenbroich kenne ich schon sehr gut, da viele der heutigen Spieler schon zu meiner Trainerzeit dort spielten. Anders sieht es bei den drei Vereinen aus, für die ich selbst noch aktiv gespielt habe. Das liegt teilweise schon zehn und mehr Jahre zurück. Aber wenn immer ich in eine Halle ehemaliger Vereine komme, werde ich freudig begrüßt. Das freut mich, schließlich habe ich einen Verein stets im Reinen verlassen.

Aber die Frage, wie die Tabelle am Ende der Saison aussehen wird, können Sie trotzdem beantworten.

Mast Nach dem Aufstieg von Ferndorf, ist der letztjährige Zweite, der TV Leichlingen, für mich der große Favorit. Dahinter ist eigentlich alles offen. Auch sehe ich keine Mannschaft, die auf jeden Fall absteigen wird.

Und was darf man von Ihrer Mannschaft - im vergangenen Jahr immerhin Dritter - erwarten?

Mast Wir haben mit Heider Thomas (wechselte zum Zweitligaaufsteiger TuS Ferndorf, Anm. d. Red.) und Damian Janus (folgte dem früheren Bayertrainer Jörg Förderer zum OSC Rheinhausen, Anm. d. Red.) unseren kompletten Abwehrin-nenblock verloren. Johann Osterwind und Michael Wittig sollen diese Lücken schließen. Wenn wir diese neuen Spieler schnell integriert bekommen, bin ich zuversichtlich was den Saisonverlauf anbelangt. Weiter möchte ich mich nicht festlegen.

Und der zweite Krefelder Verein, Adler?

Mast Wie schon gesagt, ich sehe keine Mannschaft, die per se absteigen muss, aber bei Adler bin trotzdem eher skeptisch. Die körperliche Präsenz, die Leistungen der gegnerischen Torhüter und die Geschwindigkeit des Spiels sind in der dritten Liga doch um ein vielfaches höher als in der Oberliga. Mal sehen, wie lange die Aufstiegseuphorie und die einzigartige Atmosphäre bei den Heimspielen hier das eine oder andere werden kompensieren können. Aber damit wir uns richtig verstehen, ich wünsche Adler alles Gute und freue mich schon jetzt auf zwei tolle Derbys.

...die dann in der großen Glockenspitzhalle ausgetragen werden müssen?

Mast Schön wäre es, aber so groß ist die Handballbegeisterung in Kre-feld dann doch nicht, dass die - sicherlich dann proppenvollen - Hallen in Uerdingen und Königshof nicht reichen werden. Als Korschenbroich im Pokal mal den THW Kiel zugelost bekam, hat dies die Glockenspitzhalle ausverkauft werden lassen.

Noch einmal zurück zu Uerdingen. Wann ist es für Sie eine gute Saison?

Mast Wenn wir mehr Spiele gewin-nen als verlieren und sich wieder Spieler so weiter entwickeln, dass sie von höherklassigen Vereinen verpflichtet werden, wie zuletzt Heider Thomas.

Das klingt ziemlich bescheiden, um nicht zu sagen wenig ambitioniert für einen früheren Erstligaspieler mit unter anderem sogar zwei Spielzeiten beim THW Kiel.

Mast Das kommt auf den Stand-punkt an. Als ich 2007 mit Korschenbroich in die Zweite Liga aufgestiegen bin, habe ich sehr schnell gemerkt, dass man das Traineramt eines Zweitligisten kaum nebenberuflich ausüben kann. Ich wohne in Dormagen, bin zweifacher Familienvater und arbeite Vollzeit bei der Sparkasse in Düsseldorf. Da stößt man an Grenzen. Und beweisen muss ich mir auch nichts mehr. Ich könnte natürlich die A-Lizenz ma-chen und ganz als Handballtrainer arbeiten. Ich halte es da eher mit Petre Ivnescu, einem früheren Trainer von mir, der einmal sagte, dass es ihn nerve, wirtschaftlich davon abhängig zu sein, dass ein Spieler in der Schlusssekunde einen Siebenmeter verwandle oder nicht.

Und eine solche Philosophie passt zu einem Bayersportverein?

Mast Ich denke schon. Die Bayer AG reduziert seit Jahren ihr finanzielles Engagement im Sport. Sie sponsert nicht mehr, sie spendet, will, dass die Jugend gefördert wird. Und nur im Rahmen dieser klaren Vorgabe dürfen wir überhaupt Gelder ausgeben. Auch wenn mir das jetzt kaum einer glaubt, wir haben mit den kleinsten Etat der Liga. Ihrer Zeitung habe ich entnommen, dass Adler 16 Spieler im Kader hat, so dass pro Spieltag sogar zwei nur auf der Tribüne sitzen werden. Mein Kader besteht aus 14 Spielern.

Und warum war die Bayersieben in den vergangenen Jahren trotzdem so gut?

Mast Da gibt es für mich zwei Hauptgründe. Zum einen habe ich noch nie eine Mannschaft mit einem so hohen mannschaftlichen Zusammenhalt - und zwar auch außerhalb des eigentlichen Sports - erlebt. Zum anderen haben diese Spieler schon in frühesten Jahren unendlich viel Spielpraxis - und diese auch in spielentscheidenden Situationen - bekommen. Spielpraxis ist durch nichts zu ersetzen.

(RP)
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