Fußball „Ich habe keine Chance, in die Dritte Liga aufzusteigen“

Krefeld · Der 28-jährige Tönisvorster leitete drei Jahre lang Spiele der Regionalliga. Jetzt gibt er seinen Platz für einen jüngeren Kollegen freiwillig ab.

 Tim Pelzer (Mitte), hier mit seinen beiden Assistenten vor dem Erstligaspiel in Luxemburg.

Tim Pelzer (Mitte), hier mit seinen beiden Assistenten vor dem Erstligaspiel in Luxemburg.

Foto: pelzer

Tim Pelzer ist seit 2006 Schiedsrichter und pfeift seit drei Jahren für Teutonia St. Tönis Spiele in der Regionalliga. Der 28-jährige Sparkassenfachwirt ist der einzige Schiedsrichter des Fußballkreises Kempen-Krefeld, der in der vierthöchsten Spielklasse eingesetzt wird. Zum Saisonende räumt der gebürtige Tönisvorster freiwillig seinen Platz in der Regionalliga und wird künftig nur noch Spiele bis zur Oberliga leiten. Wie seine Laufbahn begann und warum er nun freiwillig absteigt, erläuterte er im Gespräch mit RP-Mitarbeiter Josef Hermanns.

Wie sind Sie zur Schiedsrichterei gekommen und wann haben Sie ihr erstes Spiel geleitet?

Pelzer Ein guter Freund hat mich zum Schiedsrichterlehrgang mitgenommen. Im Dezember 2006 habe ich ein D-Juniorenspiel zwischen dem VfR Fischeln und dem SV Hüls geleitet. Ich habe da gleich den Ball in der Kabine vergessen (lacht).

In zehn Jahren haben Sie es bis in die Regionalliga geschafft. Wie verlief Ihr Aufstieg?

Pelzer Der damalige Jungschiedsrichterreferent Alexander Hoff hat mich gefördert. Nach sechs Monaten war ich schon im Niederrheinkader, dadurch habe ich sehr viel Ehrgeiz entwickelt. 2009 wurde ich Jungschiedsrichter des Jahres im Fußballverband Niederrhein und zum Osterlehrgang nach Berlin eingeladen. Danach stieg ich in die Landesliga auf, ein Jahr später ging es dann schon in die Oberliga.

Was müssen junge Schiedsrichter heute machen, um eine ähnlich steile Karriere wie Sie zu starten?

Pelzer Man muss motiviert und diszipliniert rangehen und so viele Spiele wie möglich pfeifen. Samstag nicht in die Disko, wenn man Sonntag ein Spiel hat. Man braucht aber auch ein Quentchen Glück und muss die Beobachter immer überzeugen.

Welches Spiel war für Sie der sportliche Höhepunkt Ihrer Karriere?

Pelzer Da fallen mir drei Spiele ein. Rot-Weiß Essen gegen den SC Verl in der Regionalliga vor 10.000 Zuschauern. Dann das A-Junioren-Derby Schalke gegen Dortmund, wo ich auch Leroy Sane nach meiner Pfeife tanzen lassen durfte, und natürlich das Spiel in der 1. Liga Luxemburgs, am 10. März 2019 zwischen Differdingen 03 und Titus Petingen. Im Rahmen des Schiedsrichteraustausches zwischen der Regionalliga West und der ersten Liga Luxemburgs kam ich dort zum Einsatz.

Bei welchem Spiel gab es mal eine außergewöhnliche Begebenheit, wo Sie sich sehr gerne dran erinnern?

Pelzer Das war am 16. Februar 2019 beim Spiel Rot-Weiß Essen gegen TV Herkenrath. Dort bin ich mit dem Karnevalsprinz ins Stadion eingelaufen, der auch den Anstoß ausgeführt hat.

Warum ziehen Sie sich jetzt freiwillig aus der Regionalliga zurück?

Pelzer Ich habe keine Chance, in die Dritte Liga aufzusteigen, deshalb mache den Platz für einen jüngeren Kollegen frei. Ich bleibe der Regionalliga weiter als Schiedsrichterassistent erhalten und freue mich, meine Erfahrungen aus 30 Partien in der vierthöchsten Klasse an jüngere Kollegen weitergeben zu können. Ich habe in den drei Jahren sehr viel mitgenommen und bin auch ein wenig Stolz, dass ich das machen durfte. Abschließend bedanke ich mich ganz herzlich bei meinen Förderern Dieter Gau und Andreas Kotira.

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