Tennis-Bundesliga Cecchinato die große Enttäuschung

Krefeld · Analyse Der HTC Blau-Weiß Krefeld verabschiedete sich am Sonntag mit einer 2:4-Niederlage beim TC Bredeney aus der Tennis-Bundesliga. Vom ersten Spieltag an ging es für das Stadtwaldteam gegen den Abstieg. Die personellen Probleme waren zu groß.

 Der Italiener Marco Cecchinato schlug in dieser Saison nur ein Mal für Blau-Weiß Krefeld auf und verzichtete ohne triftigen Grund auf weitere Einsätze.

Der Italiener Marco Cecchinato schlug in dieser Saison nur ein Mal für Blau-Weiß Krefeld auf und verzichtete ohne triftigen Grund auf weitere Einsätze.

Foto: BRAUER-Fotoagentur/Stefan Brauer

Auch am letzten Spieltag der Tennis-Bundesliga-Saison 2022 blieb der HTC Blau-Weiß Krefeld ohne Erfolgserlebnis. Im Auswärtsspiel beim Aufsteiger TC Bredeney kassierte das Stadtwaldteam mit 2:4 die sechste Niederlage. Insgesamt sieben Mal ist der Klub während seiner 29-jährigen Erstliga-Zugehörigkeit abgestiegen. Zweimal davon blieb man am Grünen Tisch in der Liga, weil ein anderer Klub auf den Aufstieg verzichtete.

Das Zuschauer-Interesse in Essen war so gering, sodass die 30 Fans aus der Seidenstadt sogar in der Mehrheit waren. Nach den vier Einzeln stand es 2:2, weil Flavio Cobolli und Stefano Travaglia jeweils im Match-Tiebreak gewannen. Dann gingen aber beide Doppel verloren. Dabei gab es ein Wiedersehen mit dem Österreicher Jürgen Melzer, der viele Jahre für Krefeld spielte. Die Blau-Weißen setzten Tom Schönenberg ein, der bis auf das Spiel in Ludwigshafen immer nur als Ersatzspieler zur Verfügung stand. Enrico Dalla Valle hatte am Samstag für die 2. Herren des HTC in der 2. Verbandsliga gespielt, die mit einem 8:1-Erfolg den Abstieg verhinderten.

Die Mannschaft: Ausreichend Topspieler aus den Ranglistenplätzen zwischen 50 und 100, um sicher in der Liga bleiben zu können, konnte sich Blau-Weiß finanziell nicht leisten. Die beiden Ausländer Thiago Monteiro und Juan-Pablo Varillas standen jeweils nur einmal zur Verfügung und kassierten je eine Niederlage. Monteiro wollte häufiger spielen, machte aber zwischenzeitlich in der ATP-Rangliste einen Sprung von 111 auf 64 und war so für die großen Turnier qualifiziert, auf die er nicht verzichten wollte. „Spieler, die mit uns eng verbunden sind, hätten das getan“, sagt Teamchef Hajo Ploenes. Als große Enttäuschung entpuppte sich Marco Cecchinato, auf den eigentlich immer Verlass war. „Er hatte in der Saison mehrfach die Möglichkeit für uns zu spielen und uns damit helfen können. Dann hätten wir vielleicht das ein oder andere enge Spiel gewonnen“, sagt Ploenes. Der Italiener habe keinen verständlich Grund gehabt: „Er sagte nur, er könnte nicht. Er war eigentlich für das letzte Wochenende eingeplant, aber ich habe ihm per Mail mitgeteilt, dass wir auf ihn verzichten.“ Erschwerend kommt hinzu, dass Spieler wegen Verletzung nicht einsatzfähig oder nicht in Bestform waren.

Die Spiele: Gleich im zweiten Heimspiel fehlte das Glück, als man gegen Aachen nach den Einzeln 3:1 führte und das zweite Doppel im Match-Tiebreak mit 4:10 verlor. Dann kam im zweiten Auswärtsspiel in Ludwigshafen der herbe Dämpfer. „Da haben alle versagt. So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagt der Teamchef. Ab da stand Blau-Weiß mit dem Rücken zur Wand. Durch die unnötige Niederlage in Neuss war der Abstieg kaum noch zu verhindern. Selbst Rosenheim war beim Gastspiel in Krefeld auf dem Papier besser aufgestellt. Trotzdem bestand eine Siegchance, die wie gegen Aachen im letzten Match-Tiebreak des Tages verspielt wurde. „Ich will nicht immer von Glück reden. Aber in diesem Jahr hatten wir in engen Spielen gar kein Glück“, sagt Ploenes.

Die Finanzen: Der Klub mit dem wohl kleinsten Etat schreibt laut des Teamchefs am Ende der Saison keine roten Zahlen, obwohl kurz vor Saisonbeginn ein Sponsor durch den Tod des Firmenchefs ausgefallen ist. Das Zuschauerinteresse war bis auf das letzte Heimspiel gegen Rosenheim zufriedenstellend.

Der Ausblick: Jetzt den Kopf in den Sand zu stecken, war und ist beim HTC Blau-Weiß kein Thema. In zwei Wochen weiß Hajo Ploenes, ob die Mannschaft im kommenden Jahr in der 2. Bundesliga Nord antritt oder nicht. Insider gehen davon aus, dass die Krefelder den direkten Wiederaufstieg in Angriff nehmen. Das ist kein leichtes Unterfangen. Auch im Unterhaus wird Spitzentennis geboten. Um mit einer schlagkräftigen Mannschaft an den Start gehen zu können, muss der Etat wahrscheinlich sogar erhöht werden, da in Liga zwei sechs Einzel und drei Doppel gespielt werden. Der Teamchef sagt, dass einige Spieler schon erklärten, auch 2023 für Blau-Weiß zu spielen. Wenn der Klub zum Teil auf seine Stammkräfte aus Italien bauen und auch auf so junge Spieler wie Flavio Cobolli und Luciano Darderi bauen kann, ist die Rückkehr in die Bundesliga möglich.

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