Nach dem Landesliga-Abstieg Trainer Ronny Kockel will nichts anders machen

Krefeld · Erstmals seit zwei Jahrzehnten spielt der VfR Fischeln wieder in der Fußball-Bezirksliga. Für den tiefen Sturz gibt es mehrere Gründe. Der Vorsitzende Ralf Boortz sieht darin eine Chance.

Lars Werth-Jelitto (links) zählte neben Keeper Leon Buschen zu den formstärksten Spielern des VfR Fischeln in der abgelaufenen Saison.

Lars Werth-Jelitto (links) zählte neben Keeper Leon Buschen zu den formstärksten Spielern des VfR Fischeln in der abgelaufenen Saison.

Foto: Heiko van der Velden

Der Aufstieg des VfR Fischeln in der Saison 2003/2004 von der Bezirksliga in die Landesliga entfachte rund um die Kölner Straße eine Art Euphorie. Unter der souveränen Regie des Vorsitzenden Thomas Schlösser, der nicht nur die Finanzen bestens im Auge hatte, sondern auch immer mit Weitblick ordnete – außerdem war die Zusammenarbeit mit Obmann Werner Fuck wie eine Symbiose –, ging der Weg weiter nur aufwärts.

Die Fußball-Oberliga war als oberstes Ziel ins Auge gefasst worden und auch geschafft. Der von Uwe Weidemann abgelöste Dieter Hussmanns hatte großen Anteil an der Entwicklung. Aber den Vogel diesbezüglich schoss Josef Cherfi ab, der in seiner fast neunjährigen Tätigkeit sich mit dem Team, das nun auch für Akteure mit klangvollen Namen interessant wurde – u.a. Sven Kegel, Halil Öczelik, Kevin Breuer, Chrissovalantis Anagnostou, Kevin Sonneveld, Onur Özkaya, Kevin Enke oder Stephan Maas, um nur einige zu nennen –, gleich fünf Spielzeiten in der Oberliga spielte und sich beim gesamten Drum und Dran stark engagierte. Und das mit einem für Fischelner Verhältnisse schon guten Etat, aber verglichen mit der Konkurrenz eher sehr kleinen Mitteln.

Und aktuell? In dieser Saison stieg die Mannschaft in die Bezirksliga ab, dorthin, wo das Märchen einmal angefangen hat. Da war nach der Demission der langjährigen Führungscrew im März 2018, allerdings schon als sicherer Oberligaabsteiger – Cherfi hatte schon vor Weihnachten aufgehört –, nie die Rede von. „Der Abstieg hat viele Gründe, die auch nicht an einer Person festzumachen sind“, erklärt der neue Boss Ralf Boortz. „Auch wir im Vorstand haben Fehler gemacht, womit ich aber nicht den Trainerwechsel meine, sondern dabei an disziplinarische Dinge denke.“

Eine gute Aktion von den neuen Machern war, viele ehemalige Nachwuchsspieler, die sich mittlerweile in anderen Clubs tummelten, zurückzuholen. Außerdem kickten die A-Junioren in der Niederrheinliga und produzierten gute Kräfte für die Erste. Aber nun? Die A-Junioren stiegen sang- und klanglos ab, die Zweite wurde schon vor Spielzeitbeginn aus der Kreisliga A zurückgezogen und die Elf um Keeper Leon Buschen hat es aktuell erwischt. „Die Zweite haben wir zurückgezogen, weil sie mit der Dritten in einer Klasse spielte, aber der Abstieg der A-Junioren tut schon weh“, gesteht Boortz. „Aber die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass auch die Junioren aus der Niederrheinliga nicht unbedingt den Sprung in die Landesliga schaffen.“

Am Landesliga-Abstieg hat auch der geschasste Trainer Kalli Himmelmann Anteil. Zu Beginn der Saison 2018/2019 gekommen und unbedingt zu dem Zeitpunkt der richtige Mann am richtigen Ort, hatte nach acht Partien nur einen Zähler auf dem Konto. Da war seine Ablösung, auch wenn der sportliche Leiter Ralf Rusbült das etwas anders einordnete, fast zwangsläufig. Ronny Kockel, seit Jahren, bis auf sein letztes Engagement bei den A-Junioren sehr erfolgreich, übernahm. Seine Bilanz kann sich dann auch unbedingt sehen lassen, denn 27 Punkte in 20 Begegnungen sind gut und ein klasse Schnitt, wobei drei Absteiger bei einer 13er-Gruppe schon ein Brett ist, das erst gebohrt sein will. Dass es nicht langte, lag also klar an der Ausbeute seines Vorgängers.

Bleibt noch die Frage, warum nach dem Himmelmann-Abgang mit Almir Arapovic und Mehmet Can Cetin gleich zwei Akteure des Weite suchten und im Winter Emre Terzi, Stjepan Tomas, Dario Krezic und Bonko Smoljanovic folgten. Vor allem bei Letzterem schieden sich wegen seiner Erfahrung die Geister. Auch Rusbült sprach seiner Zeit im Zusammenhang mit dem extrem jungen Restkader von vielleicht etwas fehlender Erfahrung. Bei der Punktausbeute allerdings ist davon nichts zu merken.

Würde Ronny Kockel rückblickend etwas anders machen? „Nein“, antwortet er, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern. „Die Mannschaft war tot, als ich sie übernommen habe. Wir hatten die jüngste Mannschaft der Liga und sie hat unter meiner Leitung nur vier Spiele verloren. Der Knackpunkt war das 0:6 in Kapellen, wozu einige Spieler beigetragen haben. Es war das schlimmste Spiel in den zurückliegenden fünf Jahren.“ Perspektivisch will Kockel an seinem Kurs festhalten: Der Verein hat in den vergangenen Jahren zu viele gute Spieler aus der A-Jugend ziehen lassen. Wir werden sie künftig behalten und ein, zwei erfahrene Spieler dazu holen.“ All das stimmt den Vorsitzenden Ralf Boortz zuversichtlich: „Vielleicht tut der jungen Mannschaft der Abstieg in die Bezirksliga sogar gut. Klar ist aber: Wir werden wiederkommen, allerdings ist in der Landesliga Schluss. Mehr können wir nicht stemmen.“

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