Melanie Lasrich nennt den Erfolgsgrund „Die Bundestrainerin hat die Spannungen befriedet“

Interview | Krefeld · Krefelds Ex-Nationalspielerin und Europameisterin Melanie Lasrich erklärt, warum sie glaubt, dass Deutschland am Sonntag im Endspiel gegen England den Titel bei der Europameisterschaft gewinnt.

 Ein Foto auf früheren Tagen: Melanie Lasrich im Anzug der Nationalmannschaft.

Ein Foto auf früheren Tagen: Melanie Lasrich im Anzug der Nationalmannschaft.

Foto: Melanie Lasrich

Die jüngsten Erfolge der Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in England haben dem Frauenfußball zu weiterer Popularität verholfen. In Krefeld ist die ehemalige Nationalspielerin Melanie Lasrich, die in ihren fünf Länderpsielen drei Tore erzielt hat, zu Hause ist. Heute arbeitet die frühere Stürmerin als Hauswirtschaftsleiterin bei der Evangelischen Altenhilfe. Wir sprachen mit der 53-Jährigen.

Frau Lasrich, was machen Sie am Sonntag um 18 Uhr?

Lasrich Da werde ich mit Freunden vor dem Fernseher sitzen und das Finale schauen. Und unseren Mädels die Daumen drücken, dass es mit dem neunten EM-Titel klappt.

Beim dritten EM-Triumph 1995 waren Sie dabei. Beschreiben Sie mal die Gefühle nach so einem Titelgewinn.

Lasrich Das Endspiel war auf dem Betzenberg in Kaiserslautern und endete vor 8.500 Zuschauern – damals war das eine mehr als respektable Zahl – mit 3:2 gegen Schweden. Auch wenn ich unter Trainer Gero Bisanz nur im Kader war: das Lösen der Anspannung nach dem Schlusspfiff ist unbeschreiblich, das muss man erlebt haben.

Damalige Mitspielerinnen waren Birgit Prinz, die heute als Psychologin beim Team ist, und Trainerin Martina Voss-Tecklenburg. Besteht noch Kontakt?

Lasrich Nein, man hat sich im Laufe der vielen Jahre auseinander gelebt. Aber den Werdegang von Martina habe ich schon verfolgt. Man merkt, dass sie richtig Ahnung vom Fußball hat, ihr kann man sehr gut zuhören. Und sie hat die Spannungen, die es im Team gab, befriedet. Sie hat einen Teamspirit geformt, der noch so manchen Erfolg bringen wird.

Erzählen Sie doch mal, wie Sie zum Frauenfußball gekommen sind, der damals noch nicht so populär war wie heute.

Lasrich Ich bin in Elfrath aufgewachsen, habe mit den Jungs auf der Straße dem runden Leder nachgejagt und für meine Schule in Gartenstadt am Drumbo-Cup, der Krefelder Hallenschulmeisterschaft teilgenommen. 1979 bin ich beim VfB Uerdingen eingetreten, der damals schon reine Mädchenmannschaften hatte. Bis zum Jahr 2000 folgten im Seniorenbereich neben den VfB Uerdingen noch Stationen beim KBC Duisburg-Kaßlerfeld, dem TuS Ahrbach und den Sportfreunden Siegen – jeweils in der Bundesliga beziehungsweise vor deren Einführung der höchsten Spielklasse.

Was hat sich denn im Vergleich zu heute geändert?

Lasrich Die Voraussetzungen sind heutzutage ganz andere. Wir mussten ja teilweise – besonders in den Anfängen, wenn gerade kein Sponsor da war – noch Geld mitbringen für unsere Trikots und Schuhe. Wie auch bei den Männern ist das Spiel athletischer und schneller geworden. Und es wird noch mehr Taktik geschult.

Wer gewinnt am Sonntag?

Lasrich Ich gehe fest davon aus, dass Deutschland gewinnt.

Warum?

Lasrich Weil wir besser sind als die Engländerinnen. Hätte Schweden es ins Finale geschafft, wäre ich weit weniger optimistisch. Die liegen uns nicht, dagegen hätten wir uns sehr schwer getan.

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