KFC Uerdingen Ein düsteres Jahr

Krefeld (RP). "KFC droht Insolvenz" - so titelte die Rheinische Post am 5. Januar. Aus einem geheimen Papier, dass der Vereinsvorstand um seinen Vorsitzenden Professor Henning Harke den Stadtoberen vorgelegt hatte, ging hervor, dass den KFC bereits zum 31. Oktober 2004 Verbindlichkeiten und Rückstellungen in einer Gesamthöhe von 1,835 Millionen Euro drückten.

Bereits im Dezember 2004, so ging aus dem Papier hervor, fehlten dem Club 16.200 Euro zur Deckung der laufenden Kosten. Bis zum Juni würde diese Zahl sich auf rund 350.000 Euro erhöhen. Einen Tag später bestätigte der Vorstand zähneknirschend die Zahlen aus dem RP-Exklusivbericht.

Der Vorstand legte außerdem, so ging es aus den Unterlagen hervor, der Stadt ein abenteuerlich klingendes Sanierungskonzept vor. Unter anderem sollte die Sparkasse ihre Tilgung aussetzen, für die Jahre 2004 und 2005. Dort stand der KFC mit fast 750.000 Euro in der Kreide. Der Zuschauerschnitt sollte auf 2.500 gesteigert, ein neuer Hauptsponsor gefunden werden.

In Gesprächen mit der Stadtspitze, die eine Finanzspritze ablehnte, schlug die SPD vor, dem Verein ein Grundstück an der Violstraße, das als Sicherheit der Bankbürgschaft herhielt, zu überlassen. Dieses hätte dann zu Bauland umgewandelt werden sollen, und mit dem Erlös aus dem Verkauf wäre, laut SPD-Rechnung, der Club alle finanziellen Sorgen los gewesen. Später schlossen sich die Grünen und die KWG an.

Stadtkämmerer Manfred Abrahams wurde zur Bezirksregierung nach Düsseldorf gesandt, um zu prüfen, ob die Stadt dies überhaupt dürfe. Ergebnis: "Jein." Anders gesagt: Der Rat der Stadt Krefeld sollte die Entscheidung fällen. Wenige Tage später hieß es plötzlich seitens der Stadt, dass das Grundstück Altlasten-versucht sei. 250 Fans des KFC zogen zum Rathaus, demonstrierten für ihren Verein. Ergebnis: Bei der Ratssitzung am 2.Februar sollte die Entscheidung fallen.

28:32-Niederlage

Während die Fans beim Internetauktionshaus eBay begannen, private Dinge für den KFC zu versteigern, rückte die mit Spannung erwartete Sitzung näher. Die Fans pilgerten am Abend des 2.Februar durch die Innenstadt zum Seidenweberhaus. Doch der Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt: 28:32, und CDU-Fraktionsvorsitzender Wilfried Fabel und sein FDP-Kollege Joachim C.Heitmann wurden zu Buhmännern.

Die Insolvenz rückte näher, trotz Rekordbesuch in der Grotenburg beim Spiel gegen Fortuna Düsseldorf. Das Vorstandsteam um Harke trat zurück, Nachfolger Christian Flach hielt es 72 Stunden im Amt aus, ehe er nach Sichtung der Akten wieder zurücktrat - und Harke erneut ran musste, wenn auch nur noch kommissarisch.

Am 4. Mai trat der neue Vorstand mit Ralf Houben, Otmar Beltau und Sebastian Wessel sein Amt an. Auch der Aufsichtsrat wurde neu besetzt, mit Mario Gabrielli an der Spitze. Die Insolvenz konnten jedoch auch die beiden neuen Gremien nicht mehr abwenden - und das, obschon sie einen fantastisch anmutenden Plan präsentierten: Ein bis heute nicht genannter Investor wollte eine Bürgschaft für den KFC hinterlegen, wenn die Stadt Bereitschaft signalisieren würde, die Grotenburg zu verkaufen. Die wollte der Investor um- und ausbauen und rund 50Millionen Euro investieren. Die Stadt sagte "Nein". Begründung: zu dubios.

(Rheinische Post)
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