Lokalsport Die eigenartige Sicht des Herrn Trares

Krefeld · Mannheims Trainer macht den Chaoten, die für den Spielabbruch sorgten, keinen Vorwurf, fordert aber, dass ein möglicher Uerdinger Formfehler hart bestraft wird. Und er glaubt, sein Team hätte in acht Minuten drei Tore erzielt.

In Mannheim haben sie den Sekt schon mal kalt gestellt. Und wenn es für die Waldhöfer wunschgemäß läuft, verweigert der Deutschen Fußball-Bund heute dem KFC Uerdingen wegen eines Formfehlers die Lizenz für die Dritte Liga und die Mannheimer steigen auf. Ausgerechnet die, die sich sportlich nicht qualifiziert haben, was nicht weiter problematisch wäre, aber deren Fans sich in beiden Spielen extrem daneben benommen haben - mehr noch, die für Ausschreitungen mit 45 Verletzten und eine Spielabbruch verantwortlich sind.

Eigentlich wollten alle längst im Urlaub sein. Die Saison war am 13. Mai beendet. Der KFC Uerdingen war Westdeutscher Meister. Doch es gibt in der Regionalliga die seltsame Regel, dass der Meister nicht in die nächsthöhere Klasse aufsteigt, sondern noch eine Relegation spielen muss. Das ist einmalig und gleichermaßen unsinnig wie verabscheuenswürdig.

Die Uerdinger bestritten ihre Relegationsspiele gegen den SV Waldhof Mannheim am 24. Mai daheim (1:0), genauer gesagt in der Duisburger Schaueinslandarena, weil das Stadion Grotenburg in Krefeld den Sicherheitsvorschriften nicht genügt und für neun Millionen Euro spieltauglich gemacht werden muss, nicht etwa modernisiert. Schon in den ersten zwei Minuten wurde die Begegnung wegen eines Feuerwerks aus dem Mannheimer Block unterbrochen.

Beim Rückspiel in Mannheim drei Tage danach setzten feierte der KFC einen weiteren sportlichen Erfolg. Mit 2:1 lag er in der 82. Minute nahezu uneinholbar in Führung, als die Chaoten des Gastgebers völlig durchdrehten. Fast schien es so, als wollten die Wirrköpfe auf den Rängen nachholen, wozu ihre Helden auf dem Rasen nicht imstande waren: So gab es ein beeindruckendes Feuerwerk anstatt auf dem Rasen nur auf den Rängen. Und wer miterlebt hat, wie ein Böller neben einem Ordner zündete, der umfiel wie ein Baum und drei Minuten regungslos liegen blieb, wird Pyrotechnik in Stadien ablehnen - so er auch nur einen Hauch von Verantwortungsbewusstein hat. Die Mannheimer Fans hatten es nicht. Sie ballerten, was das Zeug hielt, woraufhin der Schiedsrichter die Mannschaften in die Kabinen schickte. Nach 20 Minuten kehrten sie auf das Feld zurück, doch die Chaoten ignorierten den Hinweis des Schiedsrichters. Sie ballerten weiter, die Partie wurde abgebrochen.

Mannheims Trainer Bernd Trares gibt sich vor der Verhandlung in der DFB-Zentrale aber keineswegs zurückhaltend oder gar demütig, sondern vertritt eine geradezu skurrile Ansicht. "Man kann ja nicht mal sagen, dass wir es sportlich nicht geschafft haben", sagte er in einem Interview mit Sport1. "Wir durften das zweite Relegationsspiel nicht zu Ende spielen und haben immer noch daran geglaubt, das Ding zu drehen. Uns wurden 15 Minuten einfach genommen, weil irgendwelche Chaoten wieder durchgedreht sind."

Schön, dass Herr Trares seiner Mannschaft in acht Minuten drei Tore zutraut, wo sie in den vorherigen 172 Minuten gerade mal ein mickriges erzielt hat. Und wohlgemerkt, es waren nicht irgendwelche Chaoten, die durchgedreht sind, sondern einige hundert Fans des SV Waldhof Mannheim. Mehr noch, Trares gibt sich geradezu verständnisvoll. Auf die Frage, ob er den Chaoten einen Vorwurf macht, antwortet Trares: "Keinen Vorwurf, aber ich bin verärgert, dass diese Leute uns das Spiel nicht haben zu Ende spielen lassen." Auch das deutet darauf hin, dass der Mannheimer Verein ein ganz besonders inniges Verhältnis zu diesen Kleinkriminellen und Fußballfeinden hat.

Klare Kante zeigt Trares dann aber in puncto Bürokratie und Formalien. "Klar ist, dass Uerdingen keine Lizenz bekommen kann, wenn da Fehler gemacht wurden. Und dann würden wir nachrücken." Das Fehler bestraft werden, damit kennt sich Trares aus.

Bleibt die Frage, ob tatsächlich die Uerdinger Fehler gemacht haben?

(ths)
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