Fußball Daftaris Aus mit Afghanistan
Der Abwehrspieler des KFC Uerdingen, Said Daftari, ist zurück von seinem Gastspiel bei der Nationalmannschaft. Um bei der Qualifikation zur Südostasien-Meisterschaft dabei zu sein, hatte er sich eigens einbürgern lassen.
Zwei Nationalspieler in der Verbandsliga — das gibt‘s vermutlich nur beim KFC Uerdingen. Der eine, Matthew Mendy, spielt für Gambia, der andere, Said Daftari, neuerdings für Afghanistan. Wie bereits im vergangenen Monat exklusiv berichtet, gehörte der 25-Jährige bei der Qualifikation zur Südostasien-Meisterschaft zum Aufgebot des gebeutelten Landes. Und dort schaffte er auf Anhieb den Sprung in die erste Elf. "Die Teilnahme war ein unglaubliches Erlebnis für mich", erzählt Daftari, der seit zehn Jahren in Mönchengladbach wohnt und zur vergangenen Saison vom VfB Speldorf zum KFC gekommen war.
Sportlich verlief es für seine Mannschaft allerdings unglücklich. Gegen Gastgeber Sri Lanka führten die Afghanen bereits mit 2:1, ehe kurz vor Schluss noch der Ausgleich fiel. Und in der zweiten Partie gegen Bangladesh kam es noch schlimmer: Dort führte sein Team bereits bis kurz vor Ende mit 2:0, doch das Endresultat lautete erneut 2:2. Und gegen Butan kam dann mit der 1:3-Niederlage das Aus in der Qualifikation. "Schade, dass es nicht gereicht hat", sagt Daftari.
Dabei hätte das Team durchaus die Qualifikation schaffen können. "Die Mannschaft war aber keine Einheit", erzählt der 25-Jährige, der sich eigens für die Teilnahme an Länderspielen in das Geburtsland seiner Eltern hatte einbürgern lassen. "Im Team herrschte einfach zu viel Missgunst." Überhaupt war es nicht eben einfach für das kickende Personal. Die aus Kabul kommenden Spieler hätten laut Daftari ständig gegen die aus Deutschland eingebürgerten Spieler gestichelt, weil sie ihnen zum Teil die Stammplätze weggenommen hatten. Entsprechend schlecht sei die Stimmung gewesen. Zudem gab es große Sprachprobleme untereinander. Die Einheimischen hätten zumeist Farsi gesprochen, aber drei oder vier Spieler sprachen nur Paschtu. "Das hat dann von uns keiner verstanden." Zwar war eigens ein Dolmetscher eingeladen worden, doch auf dem Platz selbst war die Verständigung untereinander zum Teil unmöglich "mit Händen und Füßen und ein bisschen englisch", schildert Daftari.
Ob er seine Karriere als Nationalspieler fortsetzen darf, ist offen. Die Fördermaßnahmen seitens des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) laufen bald aus. Der deutsche Nationaltrainer Klaus Stärk trat nach dem Aus zurück, ob ein neuer Trainer, den der afghanische Verband sucht, ebenfalls auf die eingebürgerten Afghanen setzt, ist ungewiss. Die dortigen Funktionäre hätten zwar versprochen, ihn bald wieder zu nominieren, aber wer weiß, wie sich der Fußball dort entwickeln wird. Zudem spielt er in Uerdingen nur in der Verbandsliga — eigentlich ist Oberliga Voraussetzung. "Aber die Leute haben gesehen, was ich kann", sagt er selbstbewusst. "Und auch die Organisation war katastrophal. Wir waren in einem Hotel mitten im Armeeviertel untergebracht. Zum Training und zu den Spielen sind wir stets mit einer Polizeieskorte gefahren. In der Zeit dort habe ich zwei Bombenanschläge in nächster Nähe miterlebt", schildert Said Daftari. "Meine Eltern haben danach zigmal angerufen und gefragt, ob alles okay ist. Aber uns ist nichts passiert. Trotzdem: Da hast du echt Bammel."
Immerhin hat er zwei Trikots aufgehoben, als Andenken. Eins bewahrt er in Mönchengladbach auf, das andere "habe ich eingerahmt und an Herrn Lakis und Richard Towa (Vorsitzender und Trainer des KFC, die Red.) übergeben", erzählt der Neu-Nationalspieler.