Krefeld in der Tennis-Bundesliga Vom Abstiegskandidaten zum Titelanwärter

Krefeld · Vor 50 Jahren qualifizierte sich der HTC Blau-Weiß Krefeld für die Tennis-Bundesliga und ist als Gründungsmitglied immer noch dabei. Dieses Jubiläum ragt in der deutschen Tennisszene heraus. Hajo Ploenes war 1971 Spieler des Teams.

 Seit 50 Jahren wird im Stadtwald auf der Anlage des HTC Blau-Weiß Krefeld Spitzentennis geboten.

Seit 50 Jahren wird im Stadtwald auf der Anlage des HTC Blau-Weiß Krefeld Spitzentennis geboten.

Foto: Schoofs/schoofs

Im September 1971 erlebte der Krefelder Tennissport eine Sternstunde. Als Niederrheinmeister nahm der HTC Blau-Weiß Krefeld auf der eigenen Anlage im Stadtwald an der Qualifikation für die neugegründete Bundesliga teil. Vor 600 Zuschauern stand es im entscheidenden Duell gegen Blau-Weiß Soest nach sechs Einzeln und zwei Doppel 4:4. Die Entscheidung musste also im dritten Doppel fallen. Das Duo Hajo Ploenes/Jürgen Hegenberg setzte sich unter großem Applaus der Krefelder Zuschauer mit 6:3, 6:3 durch.

50 Jahre später gehört das Stadtwaldteam immer noch der Bundesliga an und ist aktuell das einzige Gründungsmitglied unter den zehn Klubs. Fünf Spieler des Aufstiegsteams sind heute noch im Verein. Einige schwingen weiterhin den Schläger. „Es ist schon einmalig, dass die Spieler uns 50 Jahre die Treue gehalten haben. Darauf können wir sehr stolz sein“, sagt Hajo Ploenes, der immer noch aktiv dabei ist, damals als einer der beiden Matchwinner, heute als Teamchef. Der Ex-Klubchef kann wahrlich auf eine lange Zeit mit Höhen und Tiefen zurückblicken. 1981 stieg Blau-Weiß zum ersten Mal in die 2. Liga ab. Der damalige Mannschaftsführer Rolf Schüten sagte anschließend: „Hajo, ich bin zu alt dafür, du machst das jetzt.“ Seitdem ist Hajo Ploenes der Hauptverantwortliche des Unternehmens Bundesliga.

1987 kehrten die Blau-Weißen wieder ins Oberhaus zurück. Es gelang Jahr für Jahr, international bekannte Spieler für das Team zu gewinnen, wie zum Beispiel den Schweden Magnus Larsson, den Niederländer Dennis van Scheppingen oder den Österreicher Jürgen Melzer. Mit dem kleinsten Etat aller Klubs, galt das Team meist als Abstiegskandidat. 

Dank der guten Kontakte von Ex-Teamchef und Krefelds „Mister Tennis-Bundesliga“ Olaf Merkel, der 1975 vom damaligen Vereins-Vorsitzenden Dr. Helmut Rödl von Stuttgart als Spieler an den Niederrhein gelockt worden war, fanden immer bessere Profis aus der Weltrangliste den Weg an die Hüttenallee. Die schätzen besonders die familiäre Atmosphäre und wohnten früher teilweise auch bei den Mitgliedern des Vereins. In den vergangenen Jahren passte das Team immer besser zum Liga-Slogan „Weltklasse im Club“, mauserte sich zu einem Titelanwärter und sorgte für einen Zuschauerboom im Stadtwald. Vor zwei Jahren feierten die Blau-Weißen mit Platz drei in der Abschlusstabelle den größten Erfolg der Vereinsgeschichte.

Nach dem coronabedingten Ausfall im Vorjahr starten die Blau-Weißen jetzt in eine neue Ära. Sportlich können die Verantwortlichen um den neuen Vereinsvorsitzenden Olaf Stiller bis auf wenige Ausnahmen auf die im Vorjahr zusammengestellte Mannschaft bauen, die durchaus wieder eine gute Rolle spielen und die Zuschauer begeistern kann. Wirtschaftlich muss der HTC den Abschied des Titelsponsors verkraften. Aber ein Rückzug aus der Bundesliga passt nicht zu Hajo Ploenes und seinen Mitstreitern. Alle sind stolz auf das Jubiläum, das sicher auch noch gebührend gefeiert wird.

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