Fußball Bald auf Augenhöhe ?

Mit den Fußballern des VfR Fischeln könnte zum ersten Mal seit 1967 wieder eine Mannschaft mit dem KFC Uerdingen in einer Liga spielen – wenn der Aufstieg realisiert wird. Die Chancen dazu stehen gut.

Gestern, 15 Uhr. Ein Besuch an der Kölner Straße. Dort spielt der VfR Fischeln in der Fußball-Landesliga. Zumindest noch. Denn trotz der Nullnummer gestern gegen Union Nettetal führen die Fischelner weiterhin die Tabelle an, haben zwei Spieltage vor dem Saisonende vier Punkte Vorsprung auf den ärgsten Verfolger aus Grevenbroich. "Wenn wir heute nicht verlieren, steigen wir auch auf", sagt Vorsitzender Thomas Schlösser und zutzelt an seiner Zigarette.

Es geht anders zu in Fischeln als beim KFC, der in der kommenden Saison bei einem Fischelner Aufstieg in die Niederrheinliga nicht mehr die alleinige ranghöchste Fußball-Mannschaft in Krefeld ist – zum ersten Mal seit 1967/68, als der FC Hüls in der gleichen Liga spielte. Das fängt schon bei der Sportanlage an. Während der KFC im Grotenburg-Stadion spielt, ist in Fischeln ein Kunstrasenfeld. Tribünen oder Sitzplätze gibt es keine, und wenn, wie gestern, sich mehr als 400 Zuschauer auf der Anlage tummeln, müssen sie in Zweier- und Dreierreihen stehen, um auch Fußball sehen zu können. Die Spieler gehen zwischen Zuschauern, dem Bier- und dem Würstchenstand in die Kabine – das ist noch Fußball zum Anfassen.

Auch die Atmosphäre ist anders. Beim KFC herrscht bei den Heimspielen klassische Stadionstimmung. Da gibt es die Fangruppe auf den Stehplätzen, die lautstark und mit Sprechchören ihr Team anfeuert, manchmal den Schiedsrichter beschimpft und mit Schmährufen gegen Essen, Leverkusen oder Köln die Gegner aus einst ruhmreichen Tagen verhöhnt. In Fischeln ist davon nichts zu hören (natürlich auch mangels entsprechenden Gegner). Anfeuern der eigenen Mannschaft mit Sprechchören oder dergleichen? Gestern zumindest nicht.

Stattdessen bedient der Vorsitzende höchst selbst die in einem kleinen Container untergebrachte Mikrophonanlage, macht die Durchsagen oder begrüßt im gefühlten Abstand von fünf Minuten nahezu jeden, der in Krefeld schon mal in der Zeitung gestanden hat. Eine Anzeigetafel gibt's auch nicht, wer später kommt und den Spielstand wissen will, muss den Nebenmann fragen. Das soll sich auch bei einem Aufstieg nicht ändern, der geplante Umbau (ein Jugendhaus kommt, die Kabinen werden vergrößert, der Haupteingang wird verlegt) wäre ohnehin vonstatten gegangen. Lediglich bei Spielen mit erhöhtem Sicherheitsrisiko (und beim Schlager gegen den KFC) dürften die Fischelner wohl ins Hubert-Houben-Stadion umziehen.

Auch der Etat soll nicht großartig erhöht werden. Momentan liegt er laut Schlösser im fünfstelligen Bereich, der KFC plant mit 260 000 bis 300 000 Euro. "Wir wollen keine Kapriolen machen. Der Verein ist wirtschaftlich gesund, und das soll auch so bleiben. Wir werden kein Geld ausgeben, das wir nicht haben", kündigt Schlösser an, der die Mannschaft gemeinsam mit Manager Werner Fuck und Trainer Dieter Hußmanns noch auf zwei, drei Positionen verstärken will. Auch, weil Ex-Profi Valandi Anagnostou, einer der Eckpfeiler im Team, seine Karriere aus privaten Gründen beenden musste.

Und noch ein Unterschied: Während der KFC noch vor Kurzem im schicken Mannschaftsbus zu Auswärtsspielen anreiste (macht er mittlerweile auch nicht mehr), fahren die Fischelner stets in Autokolonne – mit dem Vorsitzenden Thomas Schlösser, weil mit Navigationsgerät ausgestattet, vorneweg – stets mit einem Blick in den Rückspiegel, damit auch ja keiner an einer roten Ampel verschütt geht. Aber vielleicht gibt's ja ein Navi für jeden zum Aufstieg...

(RP)
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