Krefelder Vereine und Randsportarten Der spektakulärste Weg von A nach B

Serie | Krefeld · Parkour ist als Sportart vor allem bei den Jüngeren angesagt. Dabei geht es nicht nur darum, möglichst schnell Wände, Geländer oder Höhen zu überwinden, sondern das auch möglichst elegant, kontrolliert – und sicher.

 Nur die Sprünge und Figuren, die in der Halle sicher geübt wurden, werden dann auch auf der Straße ausprobiert.

Nur die Sprünge und Figuren, die in der Halle sicher geübt wurden, werden dann auch auf der Straße ausprobiert.

Foto: Marcel Nguyen /SC Bayer 05

Eine Sportart aus dem Nichts heraus zu etablieren und zum Erfolg zu führen – das klappt in den seltensten Fällen. Dennis Gerritzen vom SC Bayer 05 Uerdingen weiß das aus Erfahrung, und trotzdem kann er von solch einer Erfolgsgeschichte berichten, nämlich dem Aufbau der Parkour-Abteilung des Sportvereines. Es ist die Geschichte einiger Jungs, die beim SC Bayer 05 ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren, die eine Idee haben, ein Projekt starten – „und eine Chance bekommen haben, die sie nutzen“, sagt Gerritzen.


Der Verein Das alles geschah in den Jahren 2013 und 2014, als eben jene FSJ-ler, die bis dahin Parkour auf der Straße trainierten, es als Projekt vorschlugen. „Alle Teilnehmer des FSJ-Programms müssen solch ein Projekt auf die Beine stellen“, sagt Gerritzen. „Dieses allerdings entstand aus dem Nichts und wurde ein voller Erfolg.“ Schnell fanden sich knapp 20 Leute, die mitmachen wollten. Gerritzen half, den Kontakt zu Schulen herzustellen, und die FSJ-ler Marcel Nguyen und King Minh Tang erzählten dort, was Parkour ist. „Viele wollten sofort mitmachen. Zunächst gab es dann AGs an den Schulen. Heute findet alles hier im Verein beim SC Bayer 05 als eigenständige Abteilung statt.“

Parkour – was ist das? Die jüngere Generation weiß vermutlich, was Parkour ist, die ältere vielleicht nicht. Bei dieser Sportart geht es darum, mithilfe des Körpers möglichst schnell oder elegant von A nach B zu kommen. Dazu werden Hindernisse aufgebaut mit allem, was die Sporthalle hergibt. „Wir mischen zwei weitere eigenständige Sportarten mit rein“, erklärt Gerritzen: Beim Parkour muss man möglichst schnell und in gerader Linie von A nach B kommen – „das muss optisch nicht schön sein“, erklärt der Sportler. Beim sogenannten Freerunning (übersetzt „freies Laufen“) wird es dann eleganter: Die Sportler bauen Schrauben, Saltos und andere Figuren in den Lauf ein. Beim Tricking geht es weniger um die Hindernisse, die in dieser Disziplin nicht vorkommen müssen; vielmehr geht es um die Akrobatik. „Die meisten Sportler treffen sich in der Disziplin Freerunning. Leider ist es fast ausschließlich ein Jungensport, wobei in Fischeln mehr Mädchen Parkour betreiben.“ Der SC Bayer 05 kooperiert mit seinen Übungsleitern mit anderen Vereinen, die keine eigenen Trainer haben.

Disziplin und Teamwork Die Anfangszeit der Abteilung war auch eine Selbstfindungsphase. „Zu Beginn sind die Sportler an allem hochgeklettert, was sie finden konnten, zum Beispiel auch an den Basketballkörben“, erinnert sich Gerritzen. Doch nachdem die wichtigsten Regeln aufgestellt wurden, lief es immer besser. „Hier in der Halle kann man Hindernisse aufbauen und Figuren ausprobieren, an denen man sich auf der Straße nicht heranwagen würde.“ Die Parkour-Sportler messen Abstände nicht in Metern, sondern in Schritten, so Gerritzen, und fragen sich etwa bei Sprüngen: Welche Distanz gemessen an meinen eigenen Schritten schaffe ich sicher? „Ein vielleicht würden sie draußen nicht versuchen. Es muss sicher klappen.“

Sicherheit spielt in diesem Sport eine große Rolle, um sich nicht zu verletzen. „Daher fangen die Kinder bei uns auch erst mit etwa zehn Jahren an“, sagt Gerritzen, „da sie schon ein gewisses Verständnis für Gefahr haben sollten.“ Dabei kümmere man sich besonders um die Anfänger, die von den Besseren lernen. „Anders als bei den meisten Sportarten gibt es nicht die eine Figur. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, was man machen kann und wie. Und es geht vor allem nicht um Leistung. Es ist eine Lebensart – und das macht die Sportart so erfolgreich.“

 In der Halle des SC Bayer 05 werden alle verfügbaren Sportgeräte genutzt, um Hindernisse und Absprungrampen zu kreieren.

In der Halle des SC Bayer 05 werden alle verfügbaren Sportgeräte genutzt, um Hindernisse und Absprungrampen zu kreieren.

Foto: Marcel Nguyen /SC Bayer 05

Schnelle Wege und schnelle Erfolge Nach einigen Trainingsstunden stellen sich bereits die ersten Erfolge ein, sagt Gerritzen. „Wenn man dann die ersten Plateaus bewältigen kann, wird es anspruchsvoll.“ Wie schnell genau der Erfolg kommt, das kommt ganz aufs Alter an, gibt der Sportler zu: „Ich mit meinen 30 Jahren bräuchte etwas länger. Die Jüngeren hingegen haben noch weniger Angst und erzielen schneller Erfolge. Trotzdem kommt jedes Alter schnell voran zu Beginn.“


Wenig Ausrüstung, viele Vorteile Für das Training braucht man nicht viel: Bequeme Sportkleidung und Schuhe reichen aus. Dafür gebe einem der Sport viel zurück: „Man bekommt ein unfassbares Bewusstsein dafür, was der Körper kann“, sagt Gerritzen. Diese Körperwahrnehmung helfe einem, ein gesundes Selbstbewusstsein aufzubauen. Und auch die Kosten sind überschaubar: Mit etwa 20 Euro im Monat (Basisbeitrag plus Abteilungsbeitrag) könne man dabei sein.

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