Serie Krefelder Vereine und Randsportarten Präzisionsarbeit mit Ball und Queue

Krefeld · Wer in diesem Sport erfolgreich sein möchte, der muss den Weg der Kugel vorausdenken können. Daher ist Billard besonders für Mathefans ein Vergnügen, sagt Achim Ross von den Billard-Freunden Königshof. Doch auch wer kein Mathegenie ist, kommt auf seine Kosten.

 Bei den Billardfreunden Königshof wird Karambolage gespielt – also mit drei Bällen.

Bei den Billardfreunden Königshof wird Karambolage gespielt – also mit drei Bällen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Billard, das haben die meisten jungen und älteren Erwachsenen schon einmal gespielt – in der Gaststätte, in einer Spielhalle oder in einem Sportcenter. Dass das nicht stimmt, wird den meisten erst dann klar, wenn sie einen echten Billardverein wie den der Billard-Freunde Königshof in Tackheide besuchen. Denn dort fehlen den Billardtischen die Löcher in den Ecken, und statt der gewohnten 15 Kugeln liegen nur drei auf dem beheizten Tisch. Dabei fehlen hier weder Kugeln noch Löcher. Stattdessen ist das, was die meisten für Billard halten eigentlich Poolbillard. „Billardkarambol, was wir hier spielen, findet tatsächlich wenig Beachtung“, sagt Achim Ross, 2. Vorsitzender und Geschäftsführer des Vereines. „Was die Leute kennen, sind Poolbillard und Snooker.“

Der Verein Das Vereinshaus der Billard-Freunde an der Tackheide 1 könnte charmanter nicht sein und versetzt die Besucher in eine Zeit zurück, in der in Gaststätten noch das blühende Leben herrschte und in der der Sport am Queue fast ein Volkssport war. Die Wände sind voller Regale mit Pokalen. „Es ist eine unendliche Geschichte an Erfolgen. Wir sind seit 1986 in diesem städtischen Gebäude ansässig. Vorher war es mal eine Schulausweichstelle der Albert-Schweitzer-Schule“, erklärt Ross. Leider seien die rosigen Zeiten des Billardsports spätestens seit Corona nicht mehr ganz so blühend. „Es hat in den vergangenen zwei Jahren einen ziemlichen Aderlass bei den Mitgliedern gegeben“, sagt der Geschäftsführer.

Einer der Gründe sei, dass Mitglieder altersbedingt den Queue beiseitelegten, ein anderer jedoch die coronabedingten Schließungen vieler Gaststätten. Auch die Billard-Freunde Königshof, die 1952 gegründet wurden, standen kurz vor dem Aus, konnten sich aber berappeln und würden sich nun eine neue Saison mit jungen Nachwuchsspielern wünschen.

Die Geheimnisse des Billardspieles Da viele Menschen Billard mit Poolbillard verwechseln, gibt es auch viele spannende Fakten, die sie über Billardkarambol oder Karambolage gar nicht wissen. So gibt es bei dieser Billardvariante große und kleine Tische, die nicht nur keine Löcher haben, sondern auch 365 Tage im Jahr beheizt werden, sagt Ross. Die Temperatur müsse zwischen 28 und 32 Grad liegen.

Gespielt wird mit drei Bällen (weiß, rot und gelb). Der Weiße ist der Spielball. Mit diesem muss der rote und der gegnerische Ball angestoßen werden und dabei müssen verschiedene Linien auf dem Tisch oder auch auf die Bande gespielt werden. „Die Regeln sind komplizierter als beim Poolbillard“, sagt Achim Ross und lacht.

Köpfchen statt Arm Mental sei diese Form des Billardspiels „extrem anstrengend“, sagt Ross. „Ich muss die Wege der Bälle suchen, berechnen: Wo muss ich hinkommen? Ich muss die Bande mit einbringen, taxieren, Kopf und Queue müssen zusammenpassen.“ Bis man wirklich gut spiele, brauche es fünf bis zehn Jahre. „Und nach jeder längeren Pause wirft es einen zurück. Dann hört man hier so einige Flüche durch die Vereinsräume hallen“, erklärt Ross lachend. Wer dabei bleibt, der kann große Erfolge feiern und an Deutschen und Europameisterschaften teilnehmen.

Nachwuchs und Talente Nachwuchsspieler zu finden, sei für den Verein nicht einfach. „Wir haben mal Arbeitsgemeinschaften an einer Schule angeboten. Anfangs fanden sich zehn interessierte Schüler, doch dann waren es schnell nur noch zwei. Von 100 Jugendlichen bleibt vielleicht einer bei uns. Derzeit gibt es nur vier junge Spieler zwischen 13 und 18 Jahren.“ Beim Poolbillard wissen die Jugendlichen, sie müssen ins Loch treffen – „das ist ihr Ziel. Beim Billardkarambol sehen sie das Ziel nicht.“ Doch das sei das spannende: Nicht nur die Bälle so zu treffen, wie man es will, sondern dadurch schon den nächsten Stoß vorzubereiten. „Es ist ein Präzisionssport, besonders für Physik- und Mathebegeisterte. Die lesen den Tisch regelrecht.“ Manchmal finden sich wahre Naturtalente, berichtet Ross. „Unser jüngster Obermeister war zwölf Jahre alt und für alle anderen Mitglieder hier unschlagbar.“

Ausstattung und Kosten Wer nach einigen Besuchen des Vereines merkt, dass er Spaß an Billardkarambolage hat, der benötigt zunächst einen eigenen Queue. Dieser kostet zwischen 150 und 600 Euro, sagt Achim Ross. Auch Kreide und ein Handschuh mit drei Fingern gehören zur Grundausstattung eines Billardspielers. Die Mitgliedschaft bei den Billard-Freunden Königshof beträgt 400 Euro im Jahr. Davon wird nicht nur der Strom für das Beheizen der Tische bezahlt. „Jedes Jahr werden diese auch mit neuem Stoff bezogen“, sagt Achim Ross.

Billardvereine in Krefeld Obwohl der Sport mit den Jahren Mitglieder einbüßen musste, ist die Billard-Landschaft in Krefeld noch recht lebendig. Neben den Billard-Freunden gibt es einen weiteren Verein in Krefeld, der noch heute große Erfolge feiert: der BG RW Krefeld- 1946/89. „Unser Verein ist einer der größten Billardvereine in NRW“, erzählt  Udo Prächtel, 1. Vorsitzender und Sportwart des Vereines. Dieser blickt ebenso wie die Billard-Freunde Königshof auf eine lange Tradition zurück. Gespielt wird an der Uerdinger Straße 2-8. Hier spielen die Mitglieder im Karambol- und Poolsport auf insgesamt zehn Billardtischen. „Wir nehmen mit etwa 15 Mannschaften am Ligaspielbetrieb in NRW sowie im Billardkreis Krefeld-Düsseldorf teil, sagt Pächtel. Seit 75 Jahren gibt es den BG RW Krefeld- 1946/89. „Wir haben je eine Mannschaft in der Oberliga Karambol und Pool, danach folgen 13 Mannschaften im Breitensport. Wir haben über viele Jahre 1. und 2. Bundesliga Dreiband und Mehrkampf gespielt, im Poolbereich hatten wir einen Startplatz in der Regionalliga.“

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