Kunstauktion Rekordsumme für ein Luther-Objekt

Krefeld · Für 220.000 Euro ist eine Spiegelwand von Adolf Luther ersteigert worden. Es ist der bisher höchste Zuschlag weltweit für ein Werk des Krefelder Künstlers.

 Die „Große Spiegelwand, sphärisch“ von Adolf Luther misst 275 cm x 550 cm x 18 cm.

Die „Große Spiegelwand, sphärisch“ von Adolf Luther misst 275 cm x 550 cm x 18 cm.

Foto: Kunst und Design

Im Auktionskatalog war es die laufende Nummer 302. Dass das Objekt etwas Besonderes ist, machte schon die üppige Darstellung auf einer Doppelseite deutlich: Die „Große Spiegelwand, sphärisch“ von Adolf Luther sorgte für eine kleine Sensation auf dem Kunstmarkt. Das im wörtlichen Sinne wandfüllende Werk ging für einen Zuschlagspreis 20.000 Euro weg. „Das ist grandios, und weltweit der höchste Zuschlag für eine Arbeit Adolf Luthers“, sagt Auktionator Thomas Turowsky. Sie bleibt aber in Krefeld, eine Familie, die anonym bleiben möchte, erstand die Wand für ihr Privathaus.

Diskretion ist das Geschäft von Jürgen Schops und Thomas Turowsky, die mit ihrem Auktionshaus „Kunst und Design“ jüngst von Köln an die Wiedstraße nach Krefeld übergesiedelt sind. Die Seidenstadt ist nicht nur die Heimatstadt der beiden Geschäftspartner, sondern auch ein gutes Pflaster für Kunst, finden sie. „In Krefeld ist in den 1950er bis ’70er Jahren viel Kunst erworben worden, die jetzt wieder auf den Markt kommt“, sagt Schops. Die Käufer von damals sind in die Jahre gekommen, Haushalte werden aufgelöst, weil die Menschen sich wohnlich verkleinern oder Erben kein Interesse an den Dingen haben. „Viele lassen sich dann beraten, um welche Kunst es sich handelt und was sie wert ist“, erklärt Schops. „Wir sind ja keine Händler, die billig einkaufen wollen. Wir helfen, damit die Leute, den Wert ihres Objekts erzielen.“ Je höher der Zuschlagswert, desto besser auch für den Auktionator. „Viele wissen gar nicht, welchen Schatz sie haben.“ Luther, Zangs, auch Beuys und Oehlen sind die großen Namen, deren Kunst auch in Krefeld gesammelt worden ist und die immer noch oder wieder gefragt sind.

 Jürgen Schops (links) und Thomas Turowsky im Auktionshaus Kunst und Design unter einer Linse von Adolf Luther

Jürgen Schops (links) und Thomas Turowsky im Auktionshaus Kunst und Design unter einer Linse von Adolf Luther

Foto: Petra Diederichs

Adolf Luther (1912-1990) ist längst kein Geheimtipp mehr. Er ist einer der Hauptvertreter der kinetischen Avantgarde. Seine konzeptionelle Lichtkunst ist in den vergangenen Jahren von der Kunst- und Museumswelt wieder entdeckt worden. Weltweit erlebt der Krefelder Ehrenbürger eine Renaissance, die fast glanzvoller ist als die Wirkung zu seinen Lebzeiten.

Die Große Spiegelwand besteht aus zwölf säulenartigen Elementen mit jeweils sechs vertikal angeordneten runden Hohlspiegeln, die von transparenten Acrylglasplatten eingefasst sind. Das 2,75 Meter breite und 5,50 Meter hohe Werk ist 1974 in der Düsseldorfer Kunsthalle ausgestellt gewesen. Es war später im RWI-Bürogebäude in Düsseldorf installiert. Auch weitere Werke Luthers machten in der ersten offiziellen Auktion von „Design und Kunst“ einen guten Schnitt: Eine halbtransparente Spiegelglaslinse aus Krefelder Privatbesitz und mit einem Durchmesser von 86 Zentimetern — ähnlich den Linsen auf dem Ostwall — war im Katalog mit 8000 Euro ausgepreist und steigerte sich auf 17.500 Euro hoch. Sie geht in eine „renommierte Sammlung in Süddeutschland“, berichtet Schops. Von Privat an Privat ging ein kinetisches Objekt von 1975. Das Objekt mit einer glatten Glasscheibe und einer mit 32 konkav geschliffenen linsenartigen Vertiefungen, die miteinander verbunden in einem schwarzen Kunststoffblock sitzen. Mittels eines Motors dreht sich das Objekt. „Spannend war, das dieses Objekt bisher gar nicht im Werkverzeichnis Luthers aufgetaucht war“, erzählt Turowsky. Das wurde nachgeholt, bevor es für 16.000 Euro den Besitzer wechselte.

Auch Werke von Herbert Zangs und Norbert Prangenberg kommen zurzeit wieder vermehrt auf den Markt. Aber das Angebot in den loftartigen Räumen an der Wiedstraße ist international. Zwei Glasskulpturen von Pablo Picasso, „Toro“ und „Donna“ wurden für 11.000 und 19.000 Euro versteigert, ein „Flowers“-Siebdruck von Keith Haring in originaler Rahmung für 10.500 Euro.

Wie sicher sind die Schätzungen der Experten. „Wir berufen uns auf profundes kunstgeschichtliches Wissen und beobachten sorgfältig den Markt“, sagt Schops. Vor Überraschungen ist man trotzdem niemals gefeit. So hatten die Auktionatoren eine Vase der englischen Keramikerin Jennifer Lee mit 300 Euro angesetzt. Sie brachte das 45-fache: 13.500 Euro.

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