Krefeld Sparkasse vergibt Neukredite für eine Milliarde

Krefeld · Die Kunden reißen der Sparkasse Krefeld die Kredite quasi aus den Händen. Fast eine Milliarde Euro für private Häuslebauer und Gewerbetreibende, die in ihre Firmenobjekte investieren, wurden neu vergeben.

 Die Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Krefeld, Birgit Roos, und ihre Stellvertreter Lothar Birnbrich, Markus Kirschbaum und Siegfried Thomaßen stellten gestern das Jahresergebnis 2015 vor. Knapp acht Millionen Euro Gewinn wandern in die Rücklage, die dann 454 Millionen Euro beträgt.

Die Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Krefeld, Birgit Roos, und ihre Stellvertreter Lothar Birnbrich, Markus Kirschbaum und Siegfried Thomaßen stellten gestern das Jahresergebnis 2015 vor. Knapp acht Millionen Euro Gewinn wandern in die Rücklage, die dann 454 Millionen Euro beträgt.

Foto: Thomas Lammertz

Niedrige Zinsen sind bei der Kreditvergabe von Vorteil, erschweren aber die Arbeit im Anlagegeschäft. Die Sparkasse Krefeld hat diesen Spagat nach Auskunft ihrer Vorstandsvorsitzenden Birgit Roos "insgesamt zufriedenstellend" gemeistert. Unterm Strich stehe ein "solides wirtschaftliches Ergebnis", erklärte sie gestern bei der Vorstellung der Jahresergebnisse 2015 in der Zentrale an der Rheinstraße.

Das Kundengeschäftsvolumen hat sich auf 12,7 Milliarden Euro spürbar erhöht. Die Bilanzsumme liegt bei acht Milliarden Euro, 203,9 Millionen Euro niedriger als im Vorjahr. "Das war auch gewollt so", sagte Roos. Die Sparkasse Krefeld hat die Geschäfte mit anderen Banken reduziert und sich verstärkt auf das Kerngeschäft konzentriert - das Geld der Kunden einzusammeln und zu verleihen. Das Kundenkreditgeschäft ist im "stabilen Aufwärtstrend" und liegt bei 4,85 Milliarden Euro. Die Neuzusagen stiegen um 16,9 Prozent auf 920 Millionen Euro. Das Wachstum fiel dennoch nicht so hoch wie geplant aus, weil viele ihre Liquidität in Anbetracht niedriger Zinsen dazu genutzt haben, Kredite zu tilgen.

Die so genannten gewerblichen Kredite umfassen 2,5 Milliarden Euro. 481 Millionen Euro davon sind Neuzusagen. Wie bereits im Vorjahr war die Nachfrage nach Krediten für Maschinen und Anlagen eher gering. Dafür stiegen die Investitionen in langfristige Infrastruktur wie Firmengebäude und Hallen. Dass die Gewerbetreibenden von der insgesamt guten Konjunktur profitieren, unterstreichen zwei Zahlen. Zum einen nutzen die Gewerbetreibenden den eingeräumten Kontokorrentkreditrahmen in Höhe von 636 Millionen Euro nur zu 21,1 Prozent. Zum anderen steht trotz 481 Millionen Euro Neuzusagen bei den Krediten unterm Strich nur ein Wachstum um 53 Millionen Euro. Die Differenz wurde offenbar aufgrund der guten Liquidität getilgt. Möglich ist natürlich auch, dass die Kunden sich ihr Geld in einem anderen Geldinstitut geliehen haben. Das Kreditgeschäft mit den Privatkunden verlief ähnlich. Es hat ein Volumen von 2,2 Milliarden Euro, 4,7 Prozent mehr als im Vorjahr. "Das Geschäft verlief äußerst erfolgreich", urteilte Birgit Roos. Darin enthalten sind Darlehensneuzusagen in Höhe von 414 Millionen Euro, 382 Millionen Euro wurden im Berichtsjahr ausgezahlt - eine Zunahme um 35,8 Prozent. Viele Kunden investierten in Betongold. Die Baufinanzierungen erreichten eine Höhe von 475 Millionen Euro. Ein Viertel davon floss in die Finanzierung von Neubauten, 71 Prozent kauften eine gebrauchte Immobilie, und die restlichen vier Prozent lösten damit eine Finanzierung ab. Der Immobilienmarkt sei "relativ leer gefegt", sagte Roos. Eigentümer hielten ihre Häuser oder verkauften sie privat. Die Sparkasse Krefeld verkaufte im vergangenen Jahr 226 Objekte für 43 Millionen Euro. Aus der Vermittlung erwuchsen in 122 Fällen auch Finanzierungen mit einem Volumen von 20,8 Millionen Euro.

Schwieriger war das Kundenanlagegeschäft. Wegen des zunehmend gegen Null tendierenden Zinsniveaus seien langfristige Kapitalanlagen aus Kundensicht unattraktiv, berichtet Sparkassen-Vorstand Lothar Birnbrich. "Tatsächlich sind reale Vermögensverluste nicht ausgeschlossen", sagte er. Vor diesem Hintergrund ist der Zuwachs von 171 Millionen Euro auf 7,9 Milliarden Euro "ein sehr gutes Ergebnis" und ein Vertrauensbeweise in die Vermögensberatung der Sparkasse.

Die meisten Kunden lagerten ihr Geld in so genannten Sichtkonten und Geldmarktkonten. Dort ist es schnell verfügbar. Das Volumen beträgt 3,7 Milliarden Euro, fast zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Eine besondere gesellschaftliche Herausforderung stelle die private Altersvorsorge dar. Rentenpapiere und Unternehmensanleihen wurden nur zurückhaltend angenommen. Mit Aktien können sich Sparkassen-Kunden offenbar immer noch nur sehr zögerlich anfreunden. Sie greifen lieber zu Sparkassen-Fonds wie IVV und Deka. 76,3 Millionen Euro Kundenanlagen flossen in 2015 netto neu in diese Vermögenskonzepte der Sparkasse Krefeld.

(RP)
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