Krefeld Sozialwohnungen: Rückgang ist dramatisch

Krefeld · Die Zahl der geförderten Mietwohnungen in Krefeld hat sich im vergangenen Jahrzehnt mehr als halbiert. Obwohl zuletzt rund 15 Millionen Euro Landesgelder nach Krefeld geflossen sind, ist der Abwärtstrend nicht gestoppt.

 In Linn an der Tilsiter Straße baute die Wohnstätte Krefeld AG bereits barrierefreie und altersgerechte Wohnungen. Der Bedarf ist infolge der demografischen Entwicklung sehr hoch.

In Linn an der Tilsiter Straße baute die Wohnstätte Krefeld AG bereits barrierefreie und altersgerechte Wohnungen. Der Bedarf ist infolge der demografischen Entwicklung sehr hoch.

Foto: Bastian Königs

Die Zahl der Sozialwohnungen in Krefeld ist im zurückliegenden Jahrzehnt dramatisch gesunken. Darüber gibt ein Bericht der Stadtverwaltung Auskunft, der auf Antrag der Grünen am Donnerstag, 11. April, im Ausschuss für Gesundheit und Soziales vorgestellt wird. Waren es 2001 noch 17 172 Sozialwohnungen im Stadtgebiet, standen 2012 nur noch 6593 in der Statistik. Das bedeutet einen Rückgang um mehr als 60 Prozent.

Weitere 1316 Wohnungen befinden sich in der so genannten Nachwirkungsfrist. Das heißt, die Bauherren haben die öffentlichen Mittel vorzeitig und vollständig zurückgezahlt, und damit endet demnächst auch die Belegungs- und die Preisbindung. Bauherren, die öffentliche Mittel für den sozialen Wohnungsbau bekommen haben, sind verpflichtet, zu festgeschriebenen günstigen Konditionen an Einkommensschwache zu vermieten.

Dass der Bedarf an öffentlich geförderten Mietwohnungen in Krefeld vorhanden ist, zeigt die Statistik für Wohnungssuchende in der Samt- und Seidenstadt. Allein in der Altersgruppe der Rentner und Pensionäre (ältere Menschen) werden mehr als 500 Sozialwohnungen nachgefragt. Knapp 300 warten auf eine Wohnung für einen Einpersonenhaushalt, 130 auf eine für einen Zweipersonenhaushalt und knapp 100 auf eine für Großfamilien ab fünf Personen. Dabei liegt der durchschnittliche Mietpreis in Krefeld sowohl unter dem Mittel des Landes als auch unter dem des Bundes.

Schon jetzt lässt sich in Krefeld als günstig wohnen. Richtig ist aber auch, dass den Krefeldern ein sehr durchschnittliches Einkommen zur Verfügung steht. Viele Einwohner müssen sehr rechnen, um mit ihrem Geld auszukommen. Dieser Trend nimmt im Alter noch zu, weil kleine Renten und Pensionen oftmals zum Leben nicht ausreichen. In Krefeld sind die Zeichen der Zeit offenbar erkannt worden.

In den vergangenen beiden Jahren sind die vom Land bereitgestellten Gelder für den sozialen Wohnungsbau nicht nur komplett abgerufen worden, sondern es wurden darüber hinaus zusätzliche Mittel angefordert. Mehr als zehn Millionen Euro wurden von der Stadt Krefeld vollständig ausgeschöpft. Für dieses Jahr ist vom Ministerium bereits eine Zuweisung von weiteren fünf Millionen Euro in Krefeld eingegangen.

Insgesamt stellt NRW 450 Millionen Euro für neue Mietwohnungen sowie Wohnraum für Ältere und Menschen mit Behinderung in seinem neuen Wohnbauförderungsprogramm zur Verfügung. Das aktuelle Programm unterstützt besonders den Bau von bezahlbaren Wohnungen für Studenten sowie generationsübergreifende Projekte.

Für die Senioren liegen die Schwerpunkte der Landesförderung beim Bau barrierefreier Wohnungen in zentralen Lagen mit guter Infrastruktur in direkter Nachbarschaft. Die gleichen Kriterien werden für so genannte stationäre Wohnformen (zum Beispiel Seniorenheime) angelegt. Der Abbau von Doppelzimmern und die Dezentralisierung von Großeinrichtungen stehen dabei im Fokus.

Im Ausschuss berichtet auch ein Vertreter der Wohnstätte Krefeld AG, die knapp 20 Prozent der Sozialwohnungen besitzt. Deren Chef Thomas Siegert sagte unlängst in Oppum und in Linn: "Viele Wohnungen sind nicht mehr zeitgemäß und nur unter hohen Kosten zu sanieren." Er denkt dabei an immer wichtiger werdende Barrierefreiheit in den Wohnungen und auch an eine vernünftige Dämmung.

(RP/rl)
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