Kommentar Sorgen ernst nehmen

Viel Kritik hat die Krefelder Stadtverwaltung für ihr Vorgehen geerntet, ein Flüchtlingsheim im Krefelder Südbezirk zu eröffnen. Die Anwohner beschweren sich jetzt zurecht, dass ihr Stadtteil ohnehin schon mit vielen sozialen Problemen zu kämpfen habe.

Bei ihnen bleibt der Eindruck hängen, dass die Stadtverwaltung bei der Ansiedlung des Flüchtlingsheims am Ende den Weg des geringsten Widerstandes gehen wollte — und der ist im Südbezirk zu erwarten. Ein wichtiger Schritt ist es also, dass die Stadtverwaltung mit dem Gesprächsangebot signalisiert, die Sorgen aufzugreifen. Diese Offerte kommt spät, aber nicht zu spät. Denn auch die Stadtverwaltung hat Argumente für ihre Standortwahl — die meisten Leerstände gibt es eben in jenen Stadtteilen, die nicht als die beliebtesten Wohnlagen in Krefeld gelten. Am Ende ist die Unterbringung der Flüchtlinge eben auch eine wirtschaftliche Frage.

Bei allem Austausch der Argumente gilt es eines zu bedenken: In das Heim sollen solche Menschen einziehen, die ihre Heimat wegen Krieges verlassen mussten oder die sich in ihrer Heimat verfolgt fühlen. Asylrecht für politisch Verfolgte ist nach unserer Verfassung, § 16 a, ein Grundrecht. Deshalb hat sie die Bundesrepublik aufgenommen, deshalb kommen jetzt Flüchtlinge nach Krefeld. Ihr Aufenthaltsrecht wird unterdessen vom Bund geprüft. Die Stadt Krefeld ist wie jede andere auch verpflichtet, Flüchtlingen Herberge zu bieten.

Es erstaunt arg, dass sich mancher Kirchenmann und manche Kirchenfrau bisher noch nicht mit der Frage beschäftigte, wie die Kirche die Sorgen von Anwohnern aufgreifen kann und wie den Flüchtlingen geholfen werden kann. Den Flüchtlingen zu helfen, für ein konfliktfreies, womöglich gar harmonisches Nebeneinander von Flüchtlingen und Anwohnern zu sorgen — auch das ist Aufgabe der Kirchen vor Ort.

SEBASTIAN PETERS

(RP)
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