Krefeld So wird Krefelds Müll zu Asche

Krefeld · 350 000 Tonnen Müll wurden 2012 in der Müllverbrennungsanlage in Krefeld in Asche verwandelt. Dabei spielen ein Greifer, sechs Walzen und Wasser wichtige Rollen. Plastikmüll sorgt hingegen für Probleme. Auch ein Jahresrückblick.

Krefeld: So wird der Müll verbrannt
6 Bilder

Krefeld: So wird der Müll verbrannt

6 Bilder

Wenn die Müllabfuhr kommt, bricht in manchen Haushalten Hektik aus. Dann wird noch die volle Mülltüte zusammengebunden und schnell zur Mülltonne gebracht. Ein Glück, gerade noch rechtzeitig. Die Tüte landet zusammen mit dem restlichen Inhalt der Tonne im Wagen der Müllabfuhr. Für die meisten Krefelder ist der Abfall damit aus den Augen und aus dem Sinn. Aber wie geht es danach damit weiter?

Der Weg führt die Fahrzeuge der Müllabfuhr an die nördliche Stadtgrenze. Hier kümmert sich die Entsorgungsgesellschaft Krefeld (EKG) mit einer Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage seit nunmehr 35 Jahren darum, dass aus Müll verwertbare Asche wird. Es handelt sich dabei um eine Mischung aus Hausmüll, Sperrmüll, gewerblichen Abfällen und Klärschlamm.

Nicht nur der Müll aus den Krefelder Haushalten landet hier. Auch Kommunal- und Gewerbeabfälle aus den Kreisen Viersen, dem Rhein-Kreis Neuss sowie der Stadt Mönchengladbach werden in Elf-rath entsorgt.

Zunächst müssen sich die Lkw an der richtigen Stelle auf dem Gelände der Müllverbrennungsanlage positionieren. Denn dann fällt ihre geruchsintensive Ladung direkt in spezielle Mülllöcher und damit in die Tiefe — bis 22 Uhr ist die Anlieferung in Krefeld möglich. Ein Abfallkatalog führt 180 Müllarten auf, die hier abgeladen werden dürfen.

"Kunststoff sollte hier eigentlich vermieden werden, ist aber dennoch oft dabei. Denn dadurch kommt es zu Gasbildungen und im schlimmsten Fall entzündet es sich", erklärt Hans-Joachim Vogt, einst Instandhaltungsingenieur bei der EKG. Inzwischen ist er im Vorruhestand und gibt sein Wissen über die Anlagen und die Abläufe bei Führungen weiter.

Über eine 14 Meter lange Rinne gelangen die Müllladungen schließlich in den Müllbunker. Pro Woche sammeln sich dort etwa 8000 Tonnen an. Sollte sich der Müll entzünden, entgeht das den Mitarbeitern dank installierter Kameras nicht. Hinter dicken Glasscheiben liegt ein Raum, von dem aus die Mitarbeiter in Schichtbetrieb den Müllbunker im Blick behalten — und damit auch mögliche Brandherde.

"In dem Fall spritzen wir mit zwölf Bar Wasser auf den Müll. Der große Greifer kann brennende Bestandteile auch gezielt entnehmen", so Vogt. Der Greifer ist hier der eigentliche Blickpunkt: Sechseinhalb Kubikmeter passen in die stählernen Krallen. Der Müll wird damit gemischt und gestapelt — so kompakt, dass eine feste Müllwand entsteht. Das Wort Müllberg bekommt hier eine ganz neue Bedeutung.

Wenn der Müll nach genauen Vorgaben gemischt wurde, schieben ihn Walzen mit einem Durchmesser von 40 Metern ihn in den Brennkessel. "45 Minuten dauert der Verbrennungsprozess, der Müll wird dadurch im Volumen um das Zehnfache kleiner", sagt Vogt. Was bei einer Temperatur von 1000 Grad geschieht, lässt sich (verständlicherweise) nicht durch große Glasscheiben beobachten.

Allerdings gibt es kleine quadratische Fenster, die den Blick auf die lodernden Flammen und den an Lava erinnernden Brei freilegen, in den sich der Müll inklusive Plastikreste nun allmählich verwandelt. Zwischen 900 und 1250 Tonnen Abfall werden täglich auf diese Weise verarbeitet.

Dass dieser Prozess reibungslos abläuft, wird von weitere EKG-Mitarbeitern in einem Raum kontrolliert, der mit dem Wort Kommandozentrale am treffendsten beschrieben ist. Riesige Monitore und Leinwände pflastern eine komplette Wand und zeigen ein für Laien schier unbegreifliches Wirrwarr aus Linien, Kästchen, Balken und farbigen Symbolen an. "Hier werden alle Probleme und Schäden ersichtlich, und auch alle Alarme laufen hier ein", sagt Vogt. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Wasserstand der Trommel. Denn der Kessel braucht Wasser, ohne würde er durchbrennen. Der Dampf wird oben abgezogen und weiter verwertet.

Drei Schieber sorgen dafür, dass der Müll hier landet. Im Inneren gibt es sechs Walzen, die sich auf 450 bis 500 Grad erhitzen. Dieser Temperatur können sie nur deshalb Stand halten, weil sie von unten gekühlt werden. Ansonsten würden sie kaputt gehen. Der Müll wird auf den ersten beiden Walzen vorgewärmt, auf den nächsten beiden geht die Verbrennung vonstatten und auf den letzten beiden ist der Müll bereits zu Asche geworden. Zur Abkühlung gibt es anschließend ein Wasserbad. Zudem wird die Asche ordentlich durchgerüttelt und nach außen befördert.

Der Blick auf die Asche ist dann wieder ungehindert möglich, denn sie fällt recht unspektakulär in große freiliegende Kuhlen hinein. Wer denkt, dass bei 1000 Grad alles verbrennt, der irrt: An vielen Stellen ragen noch gebogene Formen aus der Asche, die dem flammenden Inferno getrotzt haben. "Die Asche kommt von hier aus zum Hafen, mit einem Magneten werden dort Fremdstoffe herausgeholt", erklärt Vogt. Der Rest ruht dann erst mal 20 bis 25 Tage. Danach wird die Asche aufbereitet und dient beispielsweise als Wertstoff für den Untergrund von Autobahn-Fahrdecken.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort