Selbstversuch So schmeckt Krefelds veganer Döner

Krefeld · Vegane Küche, also Lebensmittel, die ohne jegliche tierische Anteile hergestellt werden, ist zurzeit im Trend. In Krefeld gibt es auf dem Stadtmarkt ein veganes Bistro. Dort gibt's Hot Dogs oder auch Döner. Ein Selbstversuch.

 Kristina Mohr betreibt mit ihrem Mann Gerrit das vegane Bistro Untervegs auf dem Krefelder Stadtmarkt. Das Paar lebt seit Jahren vegan und bereitet dort vegane Speisen wie diese "Schönertasche" zu.

Kristina Mohr betreibt mit ihrem Mann Gerrit das vegane Bistro Untervegs auf dem Krefelder Stadtmarkt. Das Paar lebt seit Jahren vegan und bereitet dort vegane Speisen wie diese "Schönertasche" zu.

Foto: Thomas Lammertz

Zugegeben: Freunde des gepflegten, 250 Gramm schweren Dry-Aged-Rumpsteaks in Medium rare lesen jetzt am besten diesen Text nicht weiter. Denn er handelt von einer Dönertasche, die Schönertasche heißt. Und darin ist nichts, was einst eine Mutter hatte und sonst irgendwie von einem Tier stammen könnte. "Vegan" heißt das Zauberwort, das einst der Brite Donald Watson prägte, als Abkürzung von "total vegetarian".

Watson war Gründer der Vegan Society, die er am 1. November 1944 ins Leben rief und deren Gründungstag seit 1994 als "World Vegan Day", also Weltveganertag, gefeiert wird. Veganer verzichten bei ihrem Essen auf jegliche tierische Produkte, essen also auch keine Milch oder Eier, und müssen bei ihrer Ernährung achtgeben, dass der Bedarf an Vitamin B12 gedeckt ist. Aber mal ehrlich: Das soll schmecken?

Im Bistro "Untervegs" auf dem Krefelder Stadtmarkt wird vegan gekocht. "Not Dogs" gibt es da, kleine Würstchen aus Seitan, und eben auch jene Schönertasche. Die sieht ziemlich genauso aus wie ein herkömmlicher Döner, nur fehlen die tierischen Produkte. "Wir verwenden Seitan als Fleischersatz", sagt die gebürtige Krefelderin Kristina, die mit ihrem Mann Gerrit das kleine Bistro betreibt.

Seit April ist das Paar auf dem Stadtmarkt und bietet dort Snacks an. Den Fleischersatz Seitan nennen sie dort "Vleisch", aber das ist nur ein Marketing-Gag. Seitan selbst wird aus Weizenmehl hergestellt, das, vereinfacht gesagt, unter Wasser wieder und wieder ausgewaschen wird, bis schließlich reines Weizeneiweiß (Gluten) übrig bleibt. "Das schmeckt dann nach nichts", sagt Kristina. Deshalb wird die Roh-Masse auch jeden Abend in einer Gewürzmischung mariniert, unter anderem mit Kreuzkümmel, Rosmarin und Thymian, also mit Gewürzen, die auch bei richtigen Dönern verwendet werden.

Kristina und Gerrit sind selbst Veganer, achten auch bei Kosmetik oder Klamotten darauf, dass bei der Herstellung "keine Tiere ausgebeutet werden", erzählt Kristina, während sie die Brottasche mit Salat, Gurken, Tomaten und Zwiebeln füllt. "Das ist für uns eine Lebenseinstellung." Sie duzen ihre Kunden, das gehört allerdings nicht zum veganen Leben hinzu, obschon es doch so schön ins Vorurteil von Jutetaschen und Korksandalen passen könnte, sondern es ist eben ihre Art. "Lass es Dir schmecken", sagt Kristina deshalb auch, als sie den Teller mit der Schönertasche auf dem Bistrotisch abstellt.

Optisch unterscheidet sich der vegane Döner nicht vom normalen. Serviert wird er einem Brotviertel, die Sauce ist ein wenig heller als beim klassischen Döner. Sie schmeckt ähnlich wie die Jogurtsauce, wird allerdings aus Sojamilch hergestellt. Beim Biss in die Schönertasche fällt auf, dass das Seitan dem echten Dönerfleisch geschmacklich sehr nah kommt. Es hat einen Hauch vom Aroma des Riesenschirmpilzes, auch Parasol genannt. Von der Konsistenz her ist es gleichmäßiger gebraten als die geschichtete Lamm- und Kalbmischung beim klassischen Döner, die ja schon mal unterschiedlich fest und gebraten sein kann, wenn der Spieß mit dem Dönerfleisch zu lange in der Nähe des Heizstabes hing. Geschnitten ist es feiner als das Dönerfleisch, in kleine flache Stückchen. Mit verbundenen Augen wäre es echt schwierig, beide Sorten auseinander zu halten. Tierisch schwierig, sozusagen. Auch für einen Nicht-Veganer.

(RP)
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