Krefeld So lebten die Römer vor 2000 Jahren

Krefeld · Eng war es, und es stank im römischen Kastell in Gelduba vor fast 2000 Jahren. Etwa 500 Reiter, dazu Sklaven und Bedienstete, lebten mit mehr als 500 Reitpferden und Zugtieren in den Holzbaracken auf 2,5 Hektar. Auf einer Fläche von zweieinhalb Fußballplätzen also.

Werkstätten und Vorratsräume benötigten viel Platz, und Wege zwischen den Gebäuden mussten auch frei bleiben. Die Fakten über das Leben im Kastell hat Robert Fahr zusammengetragen. Der 38-jährige Archäologe schreibt zurzeit seine Dissertation über Gelduba.

Je drei Soldaten lebten mit ihren Pferden in zwei nebeneinanderliegenden Räumen. Sie verpflegten sich selber, buken ihr Brot aus Weizen- und Dinkelmehl, brieten Schweine, Hammel oder Ziegen. Dazu tranken sie mit Wein oder Essig aromatisiertes Wasser. Ihre Lebensmittel und das Futter für die Pferde bezogen die Soldaten aus der Zivilsiedlung in der Umgebung.

Krumme Geschäfte

Auch viele nicht-römische Einheimische gehörten zu den Dienstleistern und Lieferanten. "Krumme Geschäfte" mit der umliegenden Bevölkerung und nicht so erwünschte Kontakte waren wohl üblich. Und welche Probleme sich aus der eng zusammenlebenden Männergesellschaft ergaben, kann nur erahnt werden. Formal mussten die Soldaten "alleinstehend" sein, aber vermutlich hatten sie "illegitime" Familien außerhalb des Lagers. Mit der Entlassung aus dem Dienst bekamen dann auch die Frau und die Kinder eines Veteranen das römische Bürgerrecht.

Die Tage der römischen Reiter waren angefüllt mit Pflege der Ausrüstung, der Sauberhaltung ihrer Räume und dem Kümmern um die Pferde. Die Soldaten waren nicht immer alle gleichzeitig anwesend, die Kavalleristen übten täglich auf dem Campus außerhalb des Kastells oder ritten auf Patrouille, um die Grenze am Rhein zu schützen, oder waren zu größeren Militäraktionen rechtsrheinisch unterwegs.

"Diese Auxiliar-Einheiten waren hochrangig unter den römischen Soldaten, sie waren die Panzertruppe der römischen Armee", sagt Fahr. In Gellep lag eine in Spanien aufgestellte Einheit aus Thrakern, in einer gefundenen Gefäßscherbe ist der Name des Besitzers eingeritzt: "TM CANDI SUE." Das in Frankreich in einer Manufaktur gedrehte Gefäß gehörte "Suetus aus dem Reiterzug des Candidus".

Alle Ausrüstungsteile, auch Waffen, waren Privatbesitz und wurden deshalb immer mitgeführt. Metall war wertvoll und wurde wieder verwendet. Der Archäologe muss sich also auf wenige Relikte verlassen, die man in Gellep fand. Organisches ist nichts darunter, aber Latrinen-Inhalte lassen Schlüsse zu. Eine Steinrinne wurde als Abfluss für den Pferde-Urin identifiziert, die zu Sickergruben führte. Ihre Abfälle sammelten die Soldaten außerhalb des Lagers, sicher war der Rhein ein gern gebrauchter Abflusskanal.

Vermutlich stank auch der Fluss zeitweise, das römische Kastell in Gelduba, auf hochwassersicherem Hügel angelegt, war also leicht zu finden. Dort, wo sich Bratenduft mit dem Geruch von Pferdemist mischte, Qualm und Rauch in die Höhe waberten und immer Lärm und Bewegung waren, dort verteidigten die Römer ihr zivilisiertes Imperium gegen die wilden germanischen Horden.

(RP)
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