Krefeld Skat – ehrlicher als Poker
Krefeld · Skat wird nicht nur in der Eckkneipe nebenan gespielt, am Ende kommt auch immer die Wahrheit auf den Tisch: Morgen treffen sich die besten Krefelder zur offenen Stadtmeisterschaft im Campus Fichtenhain. Dort zählt neben der Erfahrung vor allem, wer am besten dem Bier widersteht.
Scheinbar unfähige Mitspieler ziehen beim Skat gerne den Ärger der alten Hasen auf sich und müssen beim Legen der falschen Karte auch mal mit einem Kraftausdruck von den vermeintlichen Experten rechnen. "Für jede Beleidigung muss Strafe gezahlt werden, aber solche Ausraster gehören beim Skat einfach dazu", sagt Andreas Lennackers, Mitglied im Skat-Verein "Schnieeschöpper", der seinen Namen ebenfalls einer vermeintlichen Beleidigung zu verdanken hat. Ein Spieler hatte einen anderen als "Schnieeschöpper" bezeichnet und auf dessen Protest erklärt, das sei doch ein ehrbarer Beruf. So blieb diese Äußerung ohne Geldstrafe. "Seitdem haben alle nur mit dieser Berufsbezeichnung ihrem Ärger Luft gemacht", erklärt Lennackers. Die Skat-Abteilung des VfR Fischeln hatte damit ihren Namen weg.
Obwohl das Fernsehprogramm voll von Poker ist, haben die 75 Mitglieder der "Schnieeschöpper" sogar eine eigene Jugendabteilung. "Der Vorteil beim Skat: Am Ende wird jede Lüge aufgedeckt", sagt Lennackers über den Reiz des Spiels. Während Poker laut ihm häufig vom Glück dominiert wird, "hat Skat immer was mit Intelligenz und Erfahrung zu tun", denn dort müssen Punkte gezählt werden, der Spieler muss alles im Auge haben.
Deutlich höheres Niveau
Bei der Stadtmeisterschaft soll es morgen allerdings gesitteter zugehen. "Man muss unterscheiden zwischen Kneipen-Skat, solchen Turnieren und den normalen Spieltagen", sagt Lennackers. Denn während das Frühschoppen-Skaten schon mal etwas üppiger ausfällt, ist ein kühles Blondes bei der Stadtmeisterschaft seltener. Auch das Niveau ist deutlich höher, weiß Lennackers: "Da gibt es Spieler, die wissen nach drei gespielten Karten genau, wer was auf der Hand hat." Werden die nicht immer leichten Regeln von vielen Neulingen anfangs noch gut verstanden, sind es vor allem die Feinheiten, die einen guten Spieler ausmachen. "Ich muss immer genau gucken, welche Karten schon gefallen sind, außerdem muss ich die Punkte mitrechnen", erklärt Andreas Lennackers. Da helfen dann auch leicht merkbare Sprichwörter wie: "Hast du Ass und Zehn gesehen, musst du von der Farbe gehen" nicht mehr weiter. An diese Sprichwörter hat sich anfangs auch der erst 24-jährige Lennackers gehalten, der seine ersten Skat-Erfahrungen mit den alten Hasen in einer Kneipe machte. "Die haben sich immer gefreut, denn ich hatte meistens den größten Deckel zu bezahlen." Während es bei der Stadtmeisterschaft um Geldpreise über 1000 Euro geht, steht in der Kneipenrunde eine Runde Bier für den Verlierer an. "Und wenn man sich dann noch ein paar Seitenhiebe von den Mitspielern einfängt, gehört das einfach dazu. Man muss nur glaubwürdig versichern, dass das der einzige plausible Zug war", erinnert sich Lennackers an seine Anfänge, zu denen er auch jetzt immer gerne zurückkehrt.
Bei der Stadtmeisterschaft sitzen vier Spieler an einem Tisch, die 48 Spiele zusammen machen. Danach werden die Punkte notiert und die Tische neu zusammengesetzt. Wer am Ende die meisten Punkte hat, ist die neue Nummer eins.