Krefeld Sinnsuche mit komischen Gesängen

Krefeld · Viel Applaus gab es für die Premiere des Podio-Komödicals "Wünsch dir was, wenn Tante Polly kommt".

 Eine seltsame Fee namens Polly (Rüdiger Höfken, mitte) mischt das Leben eines selbstmordwilligen Verwaltungsangestellten (Thomas Hover, links) tüchtig auf. Der Musiker Klaus Klaas (rechts) liefert dazu jeweils den passenden Song.

Eine seltsame Fee namens Polly (Rüdiger Höfken, mitte) mischt das Leben eines selbstmordwilligen Verwaltungsangestellten (Thomas Hover, links) tüchtig auf. Der Musiker Klaus Klaas (rechts) liefert dazu jeweils den passenden Song.

Foto: podio

Die Versuchung ist groß, als Thomas Hover, alias Thomas Müller, auf die gute Fee, Tante Polly, trifft. Denn für ihn und alle anderen, die gerade im Begriff sind, eine große Dummheit zu begehen, hat Polly einen Wunsch frei. Polly, die sympathische Fee mit viel zu engem Tütü, Glitzertop und tätowierten Unterarmen erfüllt jeden Wunsch, mit zwei Einschränkungen: Diktaturen und Schlagermusik, was Polly (gespielt von Rüdiger Höfken) noch sympathischer macht. In seinem neuen Stück "Wünsch dir was, wenn Tante Polly kommt" mischt das Podio-Theater Komödie und Musical, heraus kommt ein "Komödical", sagt Regisseurin und Mitgründerin des Podio-Theaters Betti Ixkes.

Pläne, sagt man, sind dazu da, geändert zu werden. Und die gute Fee Polly bringt den Plan des 56-jährigen ledigen Verwaltungsangestellten reichlich ins Wanken. War er doch gerade eben noch fest entschlossen, an der Station "Wohlplatz" eben diese Dummheit zu begehen und sich vor den nächsten U-Bahnzug zu werfen. Doch nicht mal das klappt, die letzte Bahn ist gerade weg. "Ich kann doch nicht meinem eigenen Tod hinterherrennen", stellt Hover in seinem Auftaktsong augenzwinkernd fest.

Thomas Hover, Autor und Protagonist des Stücks, wirkt eher gelangweilt von der Monotonie seines Alltags. Noch kann er sein Glück nicht fassen und zweifelt an der Echtheit der Fee. Die Zweifel werden kurzerhand mit der Vorführung akustischer Zauberkünste aus dem Weg geräumt, denn "mit Simsalabim und gesundem Feenverstand" konnte noch jeder auf die richtige Bahn gebracht werden. Auf der Suche nach dem einen, ultimativen Wunsch, begibt sich das dreiköpfige Ensemble des Podio-Theaters auf eine musikalisch-komödiantische Sinnsuche. Den Sound dazu liefert Pianist und Keyboarder Klaus Klaas. Wie sein Kollege Thomas Hover, ist Klaas ebenfalls Mitglied in der Musik-Theater-Formation "Herrencreme". Zwischen den einzelnen Liedern ist immer wieder Zeit für kurze Sprecheinlagen von Hover und Höfken. Besonders an den Stellen, wo Höfken in andere Rollen schlüpft, wie die der Ehefrau, des kiffenden Rastafaris oder des kritischen Endzeitphilosophen, kommen laute Lacher aus dem Publikum. Schwer zu sagen, was die Zuschauer an diesem Abend mehr erreicht. Mal sind es die frechen und komödiantischen Einlagen Höfkens, dessen Auftritt als Ballerina mit Tütü nicht fehlen darf, mal sind es die fein komponierten Lieder und stimmigen Songtexte, die Hover mit vollem Stimm- und Körpereinsatz auf der Bühne zum Besten gibt. Streckenweise sind die Lieder zu lang. Hover kommt auf seiner Suche nach dem perfekten Wunsch, von Liebe zu Reichtum, vom Genie zum coolen Typen und vom "König der Welt" zum "Herrscher vom eigenen kleinen Reich".

Mit dem letzten Song wird deutlich, worum es der Regisseurin Betti Ixkes und den Darstellern des Stücks geht: Sei Herr deines Lebens, gestalte es nach deinen Vorstellungen und du wirst ein wunschlos glückliches Leben führen. Für den Verwaltungsangestellten Thomas Müller ist die Begegnung mit Polly Rettung und Neuanfang zugleich, einen Wunsch will er nicht mehr. Es ist ein energiegeladener Abend, der Mut macht und von den Zuschauern im ausverkauften Konzertsaal der Musikschule mit lebhaftem Applaus gefeiert wird.

(RP)
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