Krefelder stellen Ergebnisse 2017 vor Siempelkamp forscht mit Airbus

Krefeld · Die Krefelder Siempelkamp-Gruppe gestaltet die Zukunft. Neben dem Blick auf die Geschäftszahlen 2017 (wir berichteten vorab) lenkten die Geschäftsführer Hans W. Fechner und Samiron Mondal das Augenmerk gestern im Düsseldorfer Industrieclub auf Forschung, Innovation und Internationalität.

 Krefeld ist der Hauptsitz des 100-prozentigen Familienunternehmens Siempelkamp mit seinen zahlreichen Tochterfirmen. Am Standort tüfteln Ingenieure und Entwickler an Lösungen für zukunftweisende Modelle für diverse Industriezweige wie Holzwerkstoffherstellung, Luft- und Raumfahrtechnik sowie Nuklearsparte.

Krefeld ist der Hauptsitz des 100-prozentigen Familienunternehmens Siempelkamp mit seinen zahlreichen Tochterfirmen. Am Standort tüfteln Ingenieure und Entwickler an Lösungen für zukunftweisende Modelle für diverse Industriezweige wie Holzwerkstoffherstellung, Luft- und Raumfahrtechnik sowie Nuklearsparte.

Foto: Lammertz

Wer den Anschluss nicht verpassen will, der muss der Konkurrenz einen Schritt voraus sein. Die Siempelkamp-Geschäftsführer Hans W.Fechner und Samiron Mondal machten gestern im Düsseldorfer Industrieclub bei der Vorstellung der Ergebnisse des Geschäftsjahres 2017 sehr deutlich, dass diese Erkenntnis bei den Entscheidern des 100-prozentigen Familienunternehmens schon lange im Firmenhochhaus angekommen ist.

 Samiron Mondal, Geschäftsführer der Maschinen- und Anlagenbau GmbH, und Hans W. Fechner, Sprecher der Geschäftsführung der Siempelkamp-Gruppe, (rechts) gaben gestern einen Überblick über die Herausforderungen der Zukunft.

Samiron Mondal, Geschäftsführer der Maschinen- und Anlagenbau GmbH, und Hans W. Fechner, Sprecher der Geschäftsführung der Siempelkamp-Gruppe, (rechts) gaben gestern einen Überblick über die Herausforderungen der Zukunft.

Foto: nos

Die beiden gaben nicht nur einen Überblick über Auftragseingänge, Märkte und Umsätze, sondern einen interessanten Querschnitt über Entwicklungen, Forschungen und Zukunftsmärkte. In Kürze werde das international aufgestellte Krefelder Traditionsunternehmen die neuste Version der ContiRoll (Presse zur kontinuierlichen Herstellung von Spanplatten unterschiedlicher Breiten und Dicken) vorstellen, die drei Meter Platten statt 2,5 Meter Platten pro Sekunde produzieren kann.

Mit dieser Innovation sei eine enorme Kapazitäts- und Leistungssteigerung für die Holzwerkstoffindustrie verbunden. Was nütze es jedoch, wenn die Anlage in kurzer Zeit mehr Plattenmeter liefere, wenn die Sägen nicht ebenfalls schneller würden, um das hölzerne Endlosband in gewünschte Plattengrößen zu zersägen? "Wir haben parallel die superschnelle Säge entwickelt und sie hat alle Leistungstests mit Bravour abgeschlossen", berichtete Fechner.

Ganz weit vorne ist Siempelkamp bei der Produktion von Platten aus schnell wachsenden Rohstoffen wie Reisstroh, Bambus, Schilfrohr und Bagasse (Zuckerrohr und ähnliches). "Die Mengen, die jedes Jahr zur Verfügung stehen, sind enorm", berichtete Mondal. 5,1 Milliarden Tonnen fallen regelmäßig an, hauptsächlich in China, Indien, Indonesien, Bangladesh und den USA. Was die Nutzung von Reisstroh für die Herstellung von Platten anbetrifft, baut Siempelkamp in Kalifornien die erste Anlage weltweit. Das Rohmaterial werde zu Ballen gepresst und eingepackt. Es erfordert unter anderem eine andere Art der Beleimung. Der Klebstoff müsse mit Kraft und Energie zwischen die Fasern gedrückt werden. Die Neuentwicklung dazu heißt: Neo Blender.

Beim Bambus kämpft das Krefelder Unternehmen weniger mit technischen Schwierigkeiten als mit Vorurteilen. "In Indien glauben manche, dass die Ameisen Platten aus Bambus auffressen könnten", sagte Mondal. Tatsächlich sei es jedoch der höhere Verschleiß der Maschinen durch den Silikatanteil im Bambus, den es zu vermeiden gilt.

Siempelkamp stellte neben Komplettanlagen für die Holzwerkstoffindustrie auch Pressen unter anderem für die Luft- und Raumfahrt her. Inzwischen haben die Krefelder aber auch entsprechende Anlagen für die Produktion von Gummibärchen geliefert. Ein wichtiges Zukunftsfeld ist die Verarbeitung von Carbonfasern. "Wir sind in einem geförderten Forschungsvorhaben mit dem Flugzeughersteller Airbus aktiv", berichtete Fechner. Dabei gehe es um die Produktion von Flugzeugrümpfen aus den leichten, aber stabilen Kunstfasern. Mit dem selben Material beschäftigt sich ein anderes Forschungsprojekt unter Beteiligung von Volkswagen, der Uni Braunschweig und dem Land Niedersachsen. Autos sollen leichter werden, um einen Elektroantrieb mit ausreichendem Batteriespeicher zu ermöglichen.

In der Nuklearsparte hat die Siempelkamp-Tochter Ingenieur- und Servicegesellschaft NIS eine neue Methode der Dekontamination entwickelt. Radioaktiv verstrahlte Anhaftungen können in den Rohr- und Kühlsystemen eines Kerneraktors gelöst und gesammelt werden. Das führe zu enormen Einsparungen bei der Endlagerung und geringerer Gefährdung der beim Reaktorrückbau beschäftigten Fachkräfte, informierte Fechner.

Stichwort Fachkräfte: Industrieprogrammierer rekrutiert Siempelkamp zunehmend in Indien. In den Millionenstädten Kalkutta und Pune hat die Krefelder Gruppe Büros eröffnet. "Auf eine Ausschreibung kommen 70 bis 80 Bewerbungen, in Deutschland drei", informierte Mondal. Die indischen Spezialisten kommen in Fünfergruppen nach Krefeld zur Schulung und werden dann weltweit eingesetzt.

(sti)
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